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Das Wirtshaus im Spessart
Grimm Märchen

Das Wirtshaus im Spessart - Märchen von Wilhelm Hauff

Vorlesezeit für Kinder: 16 min

Vor vielen Jahren, als im Spessart die Wege noch schlecht und nicht so häufig als jetzt befahren waren, zogen zwei junge Bursche durch diesen Wald. Der eine mochte achtzehn Jahre alt sein und war ein Zirkelschmied; der andere, ein Goldarbeiter, konnte nach seinem Aussehen kaum sechzehn Jahre haben und tat wohl jetzt eben seine erste Reise in die Welt. Der Abend war schon heraufgekommen, und die Schatten der riesengroßen Fichten und Buchen verfinsterten den schmalen Weg, auf dem die beiden wanderten. Der Zirkelschmied schritt wacker vorwärts und pfiff ein Lied, schwatzte auch zuweilen mit Munter, seinem Hund, und schien sich nicht viel darum zu kümmern, daß die Nacht nicht mehr fern, desto ferner aber die nächste Herberge sei. Aber Felix, der Goldarbeiter, sah sich oft ängstlich um. Wenn der Wind durch die Bäume rauschte, so war es ihm, als höre er Tritte hinter sich; wenn das Gesträuch am Wege hin und her wankte und sich teilte, glaubte er Gesichter hinter den Büschen lauern zu sehen.

Der junge Goldschmied war sonst nicht abergläubisch oder mutlos. In Würzburg, wo er gelernt hatte, galt er unter seinen Kameraden für einen unerschrockenen Burschen, dem das Herz am rechten Fleck sitze; aber heute war ihm doch sonderbar zumut. Man hatte ihm vom Spessart so mancherlei erzählt. Eine große Räuberbande sollte dort ihr Wesen treiben, viele Reisende waren in den letzten Wochen geplündert worden, ja, man sprach sogar von einigen greulichen Mordgeschichten, die vor nicht langer Zeit dort vorgefallen seien. Da war ihm nun doch etwas bange für sein Leben; denn sie waren ja nur zu zwei und konnte gegen bewaffnete Räuber gar wenig ausrichten. Oft gereute es ihn, daß er dem Zirkelschmied gefolgt war, noch eine Station zu gehen, statt am Eingang des Waldes über Nacht zu bleiben.

»Und wenn ich heute nacht totgeschlagen werde und ums Leben und alles komme, was ich bei mir habe, so ists nur deine Schuld, Zirkelschmied, denn du hast mich in den schrecklichen Wald hereingeschwätzt.«

»Sei kein Hasenfuß,« erwiderte der andere, »ein rechter Handwerksbursche soll eigentlich sich gar nicht fürchten. Und was meinst du denn? Meinst du, die Herren Räuber im Spessart werden uns die Ehre antun, uns zu überfallen und totzuschlagen? Warum sollten sie sich diese Mühe geben? Etwa wegen meines Sonntagsrocks, den ich im Ranzen habe, oder wegen des Zehrpfennigs von einem Taler? Da muß man schon mit vieren fahren, in Gold und Seide gekleidet sein, wenn sie es der Mühe wert finden, einen totzuschlagen.«

»Halt! hörst du nicht etwas pfeifen im Wald?« rief Felix ängstlich.

»Das war der Wind, der um die Bäume pfeift; geh nur rasch vorwärts, lange kann es nicht mehr dauern.«

»Ja, du hast gut reden wegen des Totschlagens«, fuhr der Goldarbeiter fort. »Dich fragen sie, was du hast, durchsuchen dich und nehmen dir allenfalls den Sonntagsrock und den Gulden und dreißig Kreuzer; aber mich, mich schlagen sie gleich anfangs tot, nur weil ich Gold und Geschmeide mit mir führe.«

»Ei, warum sollten sie dich totschlagen deswegen? Kämen jetzt vier oder fünf dort aus dem Busch mit geladenen Büchsen, die sie auf uns anlegten, und fragten ganz höflich: ›Ihr Herren, was habt ihr bei euch?‹ und ›Machet es euch bequem, wir wollens euch tragen helfen‹, und was dergleichen anmutige Redensarten sind, da wärest du wohl kein Tor, machtest dein Ränzchen auf und legtest die gelbe Weste, den blauen Rock, zwei Hemden und alle Halsbänder und Armbänder und Kämme, und was du sonst noch hast, höflich auf die Erde und bedanktest dich fürs Leben, das sie dir schenkten?«

»So, meinst du?« entgegnete Felix sehr eifrig. »Den Schmuck für meine Frau Pate, die vornehme Gräfin, soll ich hergeben? Eher mein Leben; eher laß ich mich in kleine Stücke zerschneiden. Hat sie nicht Mutterstelle an mir vertreten und seit meinem zehnten Jahr mich aufziehen lassen? Hat sie nicht die Lehre für mich bezahlt und Kleider und alles? Und jetzt, da ich sie besuchen darf und etwas mitbringe von meiner eigenen Arbeit, das sie beim Meister bestellt hat, jetzt, da ich ihr an dem schönen Geschmeide zeigen könnte, was ich gelernt habe, jetzt soll ich das alles hergeben und die gelbe Weste dazu, die ich auch von ihr habe? Nein, lieber sterben, als daß ich den schlechten Menschen meiner Frau Pate Geschmeide gebe!«

»Sei kein Narr!« rief der Zirkelschmied; »wenn sie dich totschlagen, bekommt die Frau Gräfin den Schmuck dennoch nicht; drum ist es besser, du gibst ihn her und erhältst dein Leben.«

Felix antwortete nicht. Die Nacht war jetzt ganz heraufgekommen, und bei dem ungewissen Schein des Neumonds konnte man kaum auf fünf Schritte vor sich sehen. Er wurde immer ängstlicher, hielt sich näher an seinen Kameraden und war mit sich uneinig, ob er seine Reden und Beweise billigen sollte oder nicht. Noch eine Stunde beinahe waren sie so fortgegangen, da erblickten sie in der Ferne ein Licht. Der junge Goldschmied meinte aber, man dürfe nicht trauen, vielleicht könnte es ein Räuberhaus sein; aber der Zirkelschmied belehrte ihn, daß die Räuber ihre Häuser oder Höhlen unter der Erde haben, und dies müsse das Wirtshaus sein, das ihnen ein Mann am Eingang des Waldes beschrieben.

Es war ein langes, aber niedriges Haus, ein Karren stand davor, und nebenan im Stall hörte man Pferde wiehern. Der Zirkelschmied winkte seinem Gesellen an ein Fenster, dessen Laden geöffnet waren. Sie konnten, wenn sie sich auf die Zehen stellten, die Stube übersehen. Am Ofen in einem Armstuhl schlief ein Mann, der seiner Kleidung nach ein Fuhrmann und wohl auch der Herr des Karrens vor der Tür sein konnte. An der andern Seite des Ofens saß ein Weib und ein Mädchen und spannen. Hinter dem Tisch an der Wand saß ein Mensch, der, ein Glas Wein vor sich, den Kopf in die Hände gestützt hatte, so daß sie sein Gesicht nicht sehen konnten. Der Zirkelschmied aber wollte aus seiner Kleidung bemerken, daß es ein vornehmer Herr sein müsse.

Als sie so noch auf der Lauer standen, schlug ein Hund im Hause an. Munter, des Zirkelschmieds Hund, antwortete, und eine Magd erschien in der Türe und schaute nach den Fremden heraus.

Man versprach, ihnen Nachtessen und Betten geben zu können. Sie traten ein und legten die schweren Bündel, Stock und Hut in die Ecken und setzten sich zu dem Herrn am Tische. Dieser richtete sich bei ihrem Gruße auf, und sie erblickten einen feinen jungen Mann, der ihnen freundlich für ihren Gruß dankte.

»Ihr seid spät auf der Bahn,« sagte er; »habt ihr euch nicht gefürchtet, in so dunkler Nacht durch den Spessart zu reisen? Ich für meinen Teil habe lieber mein Pferd in dieser Schenke eingestellt, als daß ich nur noch eine Stunde weitergeritten wäre.«

»Da habt Ihr allerdings recht gehabt, Herr!« erwiderte der Zirkelschmied. »Der Hufschlag eines schönen Pferdes ist Musik in den Ohren dieses Gesindels und lockt sie auf eine Stunde weit. Aber wenn ein paar arme Bursche wie wir durch den Wald schleichen, Leute, welchen die Räuber eher selbst etwas schenken könnten, da heben sie keinen Fuß auf!«

»Das ist wohl wahr,« entgegnete der Fuhrmann, der, durch die Ankunft der Fremden erweckt, auch an den Tisch getreten war; »einem armen Mann können sie nicht viel anhaben seines Geldes willen. Aber man hat Beispiele, daß sie arme Leute nur aus Mordlust niederstießen oder sie zwangen, unter die Bande zu treten und als Räuber zu dienen.«

»Nun, wenn es so aussieht mit diesen Leuten im Wald,« bemerkte der junge Goldschmied, »so wird uns wahrhaftig auch dieses Haus wenig Schutz gewähren. »Wir sind nur zu vier und mit dem Hausknecht fünf; wenn es ihnen einfällt, zu zehen uns zu überfallen, was können wir gegen sie? Und überdies,« setzte er leise und flüsternd hinzu, »wer steht uns dafür, daß diese Wirtsleute ehrlich sind?«

»Da hat es gute Wege«, erwiderte der Fuhrmann. »Ich kenne diese Wirtschaft seit mehr als zehen Jahren und habe nie etwas Unrechtes darin verspürt. Der Mann ist selten zu Hause, man sagt, er treibe Weinhandel; die Frau aber ist eine stille Frau, die niemand Böses will; nein, dieser tut Ihr unrecht, Herr!«

»Und doch,« nahm der junge vornehme Herr das Wort, »doch möchte ich nicht so ganz verwerfen, was er gesagt. Erinnert Euch an die Gerüchte von jenen Leuten, die in diesem Wald auf einmal spurlos verschwunden sind. Mehrere davon hatten vorher gesagt, sie würden in diesem Wirtshaus übernachten, und als man nach zwei oder drei Wochen nichts von ihnen vernahm, ihrem Weg nachforschte und auch hier im Wirtshause nachfragte, da soll nun keiner gesehen worden sein; verdächtig ist es doch.«

»Weiß Gott,« rief der Zirkelschmied, »da handelten wir ja vernünftiger, wenn wir unter dem nächsten besten Baum unser Nachtlager nähmen als hier in diesen vier Wänden, wo an kein Entspringen zu denken ist, wenn sie einmal die Türe besetzt haben; denn die Fenster sind vergittert.«

Sie waren alle durch diese Reden nachdenklich geworden. Es schien gar nicht unwahrscheinlich, daß die Schenke im Wald, sei es gezwungen oder freiwillig, im Einverständnis mit den Räubern war. Die Nacht schien ihnen daher gefährlich; denn wie manche Sage hatten sie gehört von Wanderern, die man im Schlaf überfallen und gemordet hatte, und sollte es auch nicht an ihr Leben gehen, so war doch ein Teil der Gäste in der Waldschenke von so beschränkten Mitteln, daß ihnen ein Raub an einem Teil ihrer Habe sehr empfindlich gewesen wäre. Sie schauten verdrießlich und düster in ihre Gläser. Der junge Herr wünschte auf seinem Roß durch ein sicheres, offenes Tal zu traben, der Zirkelschmied wünschte sich zwölf seiner handfesten Kameraden, mit Knütteln bewaffnet, als Leibgarde; Felix, der Goldarbeiter, trug Bange mehr um den Schmuck seiner Wohltäterin als um sein Leben; der Fuhrmann aber, der einigemal den Rauch seiner Pfeife nachdenklich vor sich hingeblasen, sprach leise: »Ihr Herren, im Schlaf wenigstens sollen sie uns nicht überfallen. Ich für meinen Teil will, wenn nur noch einer mit mir hält, die ganze Nacht wach bleiben.«

»Das will ich auch.« – »Ich auch,« riefen die drei übrigen; »schlafen könnte ich doch nicht«, setzte der junge Herr hinzu.

»Nun, so wollen wir etwas treiben, daß wir wach bleiben,« sagte der Fuhrmann; »ich denke, weil wir doch gerade zu vier sind, könnten wir Karten spielen; das hält wach und vertreibt die Zeit.«

»Ich spiele niemals Karten,« erwiderte der junge Herr, »darum kann ich wenigstens nicht mithalten.«

»Und ich kenne die Karten gar nicht«, setzte Felix hinzu.

»Was können wir denn aber anfangen, wenn wir nicht spielen?« sprach der Zirkelschmied; »singen? Das geht nicht und würde nur das Gesindel herbeilocken; einander Rätsel und Sprüche aufgeben zum Erraten? Das dauert auch nicht lange. Wißt ihr was? Wie wäre es, wenn wir uns etwas erzählten? Lustig oder ernsthaft, wahr oder erdacht, es hält doch wach und vertreibt die Zeit so gut wie Kartenspiel.«

»Ich bins zufrieden, wenn Ihr anfangen wollet«, sagte der junge Herr lächelnd. »Ihr Herren vom Handwerk kommet in allen Ländern herum und könnet schon etwas erzählen; hat doch jede Stadt ihre eigenen Sagen und Geschichten.«

»Ja, ja, man hört manches,« erwiderte der Zirkelschmied, »dafür studieren Herren wie Ihr fleißig in den Büchern, wo gar wundervolle Sachen geschrieben stehen; da wüßtet Ihr noch Klügeres und Schöneres zu erzählen als ein schlichter Handwerksbursche wie unsereiner. Mich müßte alles trügen, oder Ihr seid ein Student, ein Gelehrter.«

»Ein Gelehrter nicht,« lächelte der junge Herr, »wohl aber ein Student und will in den Ferien nach der Heimat reisen; doch was in unsern Büchern steht, eignet sich weniger zum Erzählen, als was Ihr hie und dort gehört. Drum hebet immer an, wenn anders diese da gerne zuhören!«

»Noch höher als Kartenspiel«, erwiderte der Fuhrmann, »gilt bei mir, wenn einer eine schöne Geschichte erzählt. Oft fahre ich auf der Landstraße lieber im elendesten Schritt und horche einem zu, der nebenhergeht und etwas Schönes erzählt; manchen habe ich schon im schlechten Wetter auf den Karren genommen unter der Bedingung, daß er etwas erzähle, und einen Kameraden von mir habe ich, glaube ich, nur deswegen so lieb, weil er Geschichten weiß, die sieben Stunden lang und länger dauern.«

»So geht es auch mir,« setzte der junge Goldarbeiter hinzu, »erzählen höre ich für mein Leben gerne, und mein Meister in Würzburg mußte mir die Bücher ordentlich verbieten, daß ich nicht zuviel Geschichten las und die Arbeit darüber vernachlässigte. Drum gib nur etwas Schönes preis, Zirkelschmied, ich weiß, du könntest erzählen von jetzt an, bis es Tag wird, ehe dein Vorrat ausginge.«

Der Zirkelschmied trank, um sich zu seinem Vortrag zu stärken, und hub alsdann also an:

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Hintergründe

Interpretationen

Analyse

„Das Wirtshaus im Spessart“ von Wilhelm Hauff ist eine Erzählung, die zu einer Sammlung von Geschichten gehört, die in ihrem Aufbau an die Rahmenerzählungen von Werken wie „Tausendundeine Nacht“ erinnern. Diese spezifische Geschichte befindet sich innerhalb des Rahmens einer weiteren erzählerischen Situation. Zwei junge Handwerksburschen, ein Zirkelschmied und ein Goldarbeiter namens Felix, geraten in die düsteren Wälder des Spessarts und suchen Schutz in einem abgelegenen Wirtshaus.

Der Spessart, ein dicht bewaldetes Mittelgebirge in Deutschland, wird in dieser Geschichte als ein mysteriöser und gefährlicher Ort dargestellt, bekannt für Räuberbanden und unheimliche Vorfälle. Felix, der jüngere der beiden, ist besonders ängstlich, da er von den Erzählungen über Räuber im Spessart gehört hat und sich um das wertvolle Geschmeide sorgt, das er für seine Wohltäterin, die Gräfin, bei sich trägt.

In der Schenke angekommen, treffen die beiden Burschen auf einen feinen Herrn und einen Fuhrmann, die ebenfalls von den Räubergeschichten gehört haben und sich Sorgen um ihre Sicherheit machen. Die Gruppe entscheidet sich, wach zu bleiben und die Nacht mit Geschichten erzählen zu überbrücken, um sich vor einem möglichen Überfall zu schützen.

Diese Rahmenerzählung dient als Aufhänger für die unterschiedlichen Geschichten, die die Charaktere einander erzählen, und spiegelt Hauffs Talent wider, fesselnde und abwechslungsreiche Erzählungen zu schaffen, die verschiedene Genres und Stimmungen vereinen, von humorvoll bis schauerlich. „Das Wirtshaus im Spessart“ selbst ist sowohl ein Spiegel der literarischen Tradition des 19. Jahrhunderts als auch ein Werk mit folkloristischem Charme, das Angst und Abenteuer vereint.

Der Zirkelschmied begann, mit einer tiefen Stimme und einer leichten Andeutung von Stolz in seinen Augen, seine Geschichte zu erzählen.

„In meinen vielen Reisen,“ begann er, „habe ich Geschichten gehört, die den Verstand ebenso sehr fesseln wie das Herz. Eine solche Geschichte trägt sich in den tiefen Wäldern zu, weit entlegener und dichter als der Spessart, den wir durchwandert haben. “

Die anderen hörten aufmerksam zu, während er ihnen die Legende eines verborgenen Schatzes in den alten Ruinen eines längst vergessenen Schlosses erzählte. Es war ein Schatz, der von einem ehemals reichen, jedoch grausamen Baron gehütet worden war. Dieser Baron hatte einst in der Wildnis gelebt und seine Untertanen mit harter Hand unterdrückt. Der Legende nach sollte der Schatz von den Geistern derer bewacht werden, die der Baron zu Lebzeiten gequält hatte.

Während der Zirkelschmied mit dramatischen Pausen und lebhaften Beschreibungen fortfuhr, begann die gruselige, stürmische Nacht die Illusionen und Ängste ihrer Umgebung zu verstärken. Die Andern, stark gefesselt von der Erzählung, spürten fast die Anwesenheit der Geister, die der Zirkelschmied beschrieb.

Als er zum Höhepunkt der Geschichte kam, wo ein tapferer, aber bewaffneter junger Schmied – der Held der Geschichte – in die Ruinen eindrang, um den Schatz zu bergen, verhielt sich das Publikum atemlos. Der Schmied hatte keine Angst vor den Augen, die ihn aus der Dunkelheit beobachteten, und den unheimlichen Geräuschen, die durch die gewundenen Korridore hallten.

„Und so,“ sagte der Zirkelschmied abschließend, „fand der junge Held den Schatz der Geister und löste die alten Flüche, indem er die Reichtümer in die Dörfer brachte, die lange unter dem Baron gelitten hatten. Der Fluch wurde gebrochen, und der Wald um das Schloss herum begann zu gedeihen, als wären die Geister selbst endlich erlöst. “

Ein kurzes Schweigen folgte, bis der Fuhrmann anerkennend nickte. „Das ist eine Geschichte, die sich hören lässt,“ sagte er mit einem Hauch von Bewunderung.

„Und ob wahr oder fiktiv,“ sagte der junge Herr, „ist sie allemal wert, in Erinnerung behalten zu werden. “

Während sie die Eindrücke der erzählten Geschichte nachklingen ließen, hatten sich ihre Ängste ein wenig gelegt. Die Nacht schien nicht mehr ganz so unheimlich, und das Wirtshaus nicht mehr ganz so gefährlich. Dennoch beschlossen sie, sich abwechselnd wach zu halten, und die Gespräche und Erzählungen setzten sich fort, um die dunklen Stunden bis zum Anbruch des Morgens zu überbrücken.

Wilhelm Hauffs Erzählung „Das Wirtshaus im Spessart“ bietet eine faszinierende Grundlage für eine linguistische Analyse, da sie zahlreiche Merkmale enthüllt, die für ihre Zeit charakteristisch sind und gleichzeitig universelle Elemente der Erzählkunst aufweisen. Die Untersuchung der sprachlichen Mittel in diesem Märchen zeigt, wie Hauff Spannung und Atmosphäre schafft und die Charakterentwicklung vorantreibt.

Stil und Sprache

1.
Archaische Sprache:
Hauff verwendet eine Sprache, die selbst für die Entstehungszeit des Textes leicht veraltet wirkt. Begriffe wie „Zirkelschmied“ und Formulierungen wie „und trat ihm nun an die Seite“ sind typische Beispiele für den altertümlichen Stil, der eine historische oder märchenhafte Stimmung erzeugt.

2.
Dialoge und direkte Rede:
Die Dialoge zwischen den Charakteren sind zentraler Bestandteil der Erzählung und tragen wesentlich zur Charakterentwicklung und zum Spannungsaufbau bei. Die Verwendung von direkter Rede lässt die Figuren lebendig erscheinen und gibt Einblick in ihre Gedanken und Emotionen. Felix‘ Ängstlichkeit und der sorglose Mut des Zirkelschmieds werden beispielsweise durch ihre Wortwechsel anschaulich.

3.
Metaphern und bildliche Sprache:
Häufig bedient sich Hauff metaphorischer Sprache, um Stimmungen und Szenen zu gestalten. Die Beschreibungen der Landschaft („Schatten der riesengroßen Fichten und Buchen“) vermitteln eine düstere und bedrohliche Atmosphäre, die wiederum Felix‘ Ängste unterstreicht.

Strukturelle Elemente

1.
Erzählperspektive:
Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, wobei der Erzähler allwissend ist. Dieser Erzählstil ermöglicht es, die Gedanken und Gefühle mehrerer Charaktere darzustellen und einen umfassenden Blick auf die Situation im Spessart zu bieten.

2.
Spannungsaufbau:
Hauff konstruiert Spannung durch die schrittweise Einführung von Gefahren und Bedrohungen. Die Gerüchte über Räuber und die Unsicherheit über die Gastfreundschaft des Wirtshauses dienen als kontinuierliche Spannungsmomente, die durch die Interaktion der Charaktere verstärkt werden.

3.
Themen und Motive:
Zentrales Thema ist die Angst vor dem Unbekannten und die Gefährlichkeit von Reisen, insbesondere in abgelegenen und ungeschützten Bereichen wie dem Spessart. Das Motiv der Gemeinschaft und der Kameradschaft in gefährlichen Situationen zieht sich ebenfalls durch die Erzählung, was durch die Dialoge und das Verhalten der Charaktere untermauert wird.

Charakteranalyse

1.
Felix:
Felix ist ein junger Goldarbeiter, dessen Unruhe und Ängstlichkeit deutlich seine Unerfahrenheit und seine Sorge um den wertvollen Schmuck seiner Wohltäterin widerspiegeln. Seine Dialoge zeigen seine innere Zerrissenheit und seine Loyalität gegenüber seiner Wohltäterin, was ihn zu einer dynamischen und sympatischen Figur macht.

2.
Der Zirkelschmied:
Im Gegensatz zu Felix verkörpert der Zirkelschmied Furchtlosigkeit und Pragmatismus. Seine sorglose Natur und sein Vertrauen in das Schicksal stehen im Gegensatz zu Felix‘ Ängsten, was eine interessante Dynamik zwischen den beiden Charakteren erzeugt.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Das Wirtshaus im Spessart“ ein hervorragendes Beispiel für Hauffs Geschick im Umgang mit Sprache und Erzählstruktur ist. Die Kombination aus spannungsreicher Handlung, lebendigen Dialogen und atmosphärischer Sprache macht das Märchen zu einem klassischen Stück der deutschen Literatur, das sowohl unterhaltungstechnisch als auch linguistisch wertvoll ist.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
Lesbarkeitsindex nach Amstad72.4
Lesbarkeitsindex nach Björnsson39.3
Flesch-Reading-Ease Index59.9
Flesch–Kincaid Grade-Level9.8
Gunning Fog Index10.6
Coleman–Liau Index12
SMOG Index11.1
Automated Readability Index11.4
Zeichen-Anzahl8.503
Anzahl der Buchstaben6.853
Anzahl der Sätze71
Wortanzahl1.411
Durchschnittliche Wörter pro Satz19,87
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben274
Prozentualer Anteil von langen Wörtern19.4%
Silben gesamt2.115
Durchschnittliche Silben pro Wort1,50
Wörter mit drei Silben135
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben9.6%
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