Vorlesezeit für Kinder: 19 min
Einem reichen Manne, dem wurde seine Frau krank, und als sie fühlte, dass ihr Ende herankam, rief sie ihr einziges Töchterlein zu sich ans Bett und sprach: „Liebes Kind, bleibe fromm und gut, so wird dir der liebe Gott immer beistehen, und ich will vom Himmel auf dich herabblicken, und will um dich sein.“ Darauf tat sie die Augen zu und verschied. Das Mädchen ging jeden Tag hinaus zu dem Grabe der Mutter und weinte, und blieb fromm und gut. Als der Winter kam, deckte der Schnee ein weißes Tüchlein auf das Grab, und als die Sonne im Frühjahr es wieder herabgezogen hatte, nahm sich der Mann eine andere Frau.
Die Frau hatte zwei Töchter mit ins Haus gebracht, die schön und weiß von Angesicht waren, aber garstig und schwarz von Herzen. Da ging eine schlimme Zeit für das arme Stiefkind an. „Soll die dumme Gans bei uns in der Stube sitzen!“ sprachen sie, „wer Brot essen will, muss verdienen: hinaus mit der Küchenmagd!“ Sie nahmen ihm seine schönen Kleider weg, zogen ihm einen grauen, alten Kittel an und gaben ihm hölzerne Schuhe. „Seht einmal die stolze Prinzessin, wie sie geputzt ist!“ riefen sie, lachten und führten es in die Küche. Da musste es von Morgen bis Abend schwere Arbeit tun, früh vor Tag aufstehen, Wasser tragen, Feuer anmachen, kochen und waschen. Obendrein taten ihm die Schwestern alles ersinnliche Herzeleid an, verspotteten es und schütteten ihm die Erbsen und Linsen in die Asche, so dass es sitzen und sie wieder auslesen musste. Abends, wenn es sich müde gearbeitet hatte, kam es in kein Bett, sondern musste sich neben den Herd in die Asche legen. Und weil es darum immer staubig und schmutzig aussah, nannten sie es Aschenputtel.
Es trug sich zu, dass der Vater einmal in die Messe ziehen wollte, da fragte er die beiden Stieftöchter, was er ihnen mitbringen sollte. „Schöne Kleider,“ sagte die eine, „Perlen und Edelsteine,“ die zweite. „Aber du, Aschenputtel,“ sprach er, „was willst du haben?“ – „Vater, das erste Reis, das Euch auf Eurem Heimweg an den Hut stößt, das brecht für mich ab!“ Er kaufte nun für die beiden Stiefschwestern schöne Kleider, Perlen und Edelsteine, und auf dem Rückweg, als er durch einen grünen Busch ritt, streifte ihn ein Haselreis und stieß ihm den Hut ab. Da brach er das Reis ab und nahm es mit. Als er nach Haus kam, gab er den Stieftöchtern, was sie sich gewünscht hatten, und dem Aschenputtel gab er das Reis von dem Haselbusch. Aschenputtel dankte ihm, ging zu seiner Mutter Grab und pflanzte das Reis darauf, und weinte so sehr, dass die Tränen darauf niederfielen und es begossen. Es wuchs aber und ward ein schöner Baum. Aschenputtel ging alle Tage dreimal darunter, weinte und betete, und allemal kam ein weißes Vöglein auf den Baum, und wenn es einen Wunsch aussprach, so warf ihm das Vöglein herab, was es sich gewünscht hatte.
Es begab sich aber, dass der König ein Fest anstellte, das drei Tage dauern sollte, und wozu alle schönen Jungfrauen im Lande eingeladen wurden, damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen möchte. Die zwei Stiefschwestern, als sie hörten, dass sie auch dabei erscheinen sollten, waren guter Dinge, riefen Aschenputtel und sprachen: „Kämm uns die Haare, bürste uns die Schuhe und mache uns die Schnallen fest, wir gehen zur Hochzeit auf des Königs Schloss.“ Aschenputtel gehorchte, weinte aber, weil es auch gern zum Tanz mitgegangen wäre, und bat die Stiefmutter, sie möchte es ihm erlauben. „Aschenputtel,“ sprach sie, „bist voll Staub und Schmutz, und willst zur Hochzeit? Du hast keine Kleider und Schuhe, und willst tanzen!“ Als es aber mit Bitten anhielt, sprach sie endlich: „Da habe ich dir eine Schüssel Linsen in die Asche geschüttet, wenn du die Linsen in zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen.“ Das Mädchen ging durch die Hintertür nach dem Garten und rief: „Ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen,
Die guten ins Töpfchen,
Die schlechten ins Kröpfchen.“
Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein, und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Vöglein unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder.
Und die Täubchen nickten mit den Köpfchen und fingen an pick, pick, pick, pick, und da fingen die übrigen auch an pick, pick, pick, pick, und lasen alle guten Körnlein in die Schüssel. Kaum war eine Stunde herum, so waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus. Da brachte das Mädchen die Schüssel der Stiefmutter, freute sich und glaubte, es dürfte nun mit auf die Hochzeit gehen. Aber sie sprach: „Nein, Aschenputtel, du hast keine Kleider, und kannst nicht tanzen: du wirst nur ausgelacht.“ Als es nun weinte, sprach sie: „Wenn du mir zwei Schüsseln voll Linsen in einer Stunde aus der Asche rein lesen kannst, so sollst du mitgehen,“ und dachte: „Das kann es ja nimmermehr.“ Als sie die zwei Schüsseln Linsen in die Asche geschüttet hatte, ging das Mädchen durch die Hintertür nach dem Garten und rief: „Ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen,
Die guten ins Töpfchen,
Die schlechten ins Kröpfchen.“
Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Vöglein unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder.
Und die Täubchen nickten mit ihren Köpfchen und fingen an pick, pick, pick, pick, und da fingen die übrigen auch an pick, pick, pick, pick, und lasen alle guten Körner in die Schüsseln. Und ehe eine halbe Stunde herum war, waren sie schon fertig, und flogen alle wieder hinaus. Da trug das Mädchen die Schüsseln zu der Stiefmutter, freute sich und glaubte, nun dürfte es mit auf die Hochzeit gehen. Aber sie sprach: „Es hilft dir alles nichts: du kommst nicht mit, denn du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen. Wir müssten uns deiner schämen.“ Darauf kehrte sie ihm den Rücken zu und eilte mit ihren zwei stolzen Töchtern fort.
Als nun niemand mehr daheim war, ging Aschenputtel zu seiner Mutter Grab unter den Haselbaum und rief:
„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
Wirf Gold und Silber über mich.“
Da warf ihm der Vogel ein golden und silbern Kleid herunter und mit Seide und Silber ausgestickte Pantoffeln. In aller Eile zog es das Kleid an und ging zur Hochzeit. Seine Schwestern aber und die Stiefmutter kannten es nicht und meinten, es müsse eine fremde Königstochter sein, so schön sah es in dem goldenen Kleide aus. An Aschenputtel dachten sie gar nicht und dachten, es säße daheim im Schmutz und suchte die Linsen aus der Asche. Der Königssohn kam ihm entgegen, nahm es bei der Hand und tanzte mit ihm. Er wollte auch sonst mit niemand tanzen, also dass er ihm die Hand nicht losließ, und wenn ein anderer kam, es aufzufordern, sprach er: „Das ist meine Tänzerin.“
Es tanzte bis es Abend war, da wollte es nach Hause gehen. Der Königssohn aber sprach: „Ich gehe mit und begleite dich,“ denn er wollte sehen, wem das schöne Mädchen angehörte. Sie entwischte ihm aber und sprang in das Taubenhaus. Nun wartete der Königssohn, bis der Vater kam, und sagte ihm, das fremde Mädchen wär in das Taubenhaus gesprungen. Der Alte dachte: „Sollte es Aschenputtel sein?“ und sie mussten ihm Axt und Hacken bringen, damit er das Taubenhaus entzweischlagen konnte; aber es war niemand darin.
Und als sie ins Haus kamen, lag Aschenputtel in seinen schmutzigen Kleidern in der Asche, und ein trübes Öllämpchen brannte im Schornstein. Denn Aschenputtel war geschwind aus dem Taubenhaus hinten herabgesprungen, und war zu dem Haselbäumchen gelaufen: da hatte es die schönen Kleider abgezogen und aufs Grab gelegt, und der Vogel hatte sie wieder weggenommen, und dann hatte es sich in seinem grauen Kittelchen in die Küche zur Asche gesetzt.
Am anderen Tag, als das Fest von neuem anhub, und die Eltern und Stiefschwestern wieder fort waren, ging Aschenputtel zu dem Haselbaum und sprach:
„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
Wirf Gold und Silber über mich!“
Da warf der Vogel ein noch viel stolzeres Kleid herab als am vorigen Tag. Und als es mit diesem Kleide auf der Hochzeit erschien, erstaunte jedermann über seine Schönheit. Der Königssohn aber hatte gewartet, bis es kam, nahm es gleich bei der Hand und tanzte nur allein mit ihm. Wenn die anderen kamen und es aufforderten, sprach er: „Das ist meine Tänzerin.“ Als es nun Abend war, wollte es fort, und der Königssohn ging ihm nach und wollte sehen, in welches Haus es ging: aber es sprang ihm fort und in den Garten hinter dem Haus.
Darin stand ein schöner großer Baum, an dem die herrlichsten Birnen hingen, es kletterte so behänd wie ein Eichhörnchen zwischen die Äste, und der Königssohn wusste nicht, wo es hingekommen war. Er wartete aber, bis der Vater kam, und sprach zu ihm: „Das fremde Mädchen ist mir entwischt, und ich glaube, es ist auf den Birnbaum gesprungen.“ Der Vater dachte: „Sollte es Aschenputtel sein?“ ließ sich die Axt holen und hieb den Baum um, aber es war niemand darauf. Und als sie in die Küche kamen, lag Aschenputtel da in der Asche, wie sonst auch, denn es war auf der anderen Seite vom Baum herabgesprungen, hatte dem Vogel auf dem Haselbäumchen die schönen Kleider wiedergebracht und sein graues Kittelchen angezogen.
Am dritten Tag, als die Eltern und Schwestern fort waren, ging Aschenputtel wieder zu seiner Mutter Grab und sprach zu dem Bäumchen:
„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
Wirf Gold und Silber über mich!“
Nun warf ihm der Vogel ein Kleid herab, das war so prächtig und glänzend, wie es noch keins gehabt hatte, und die Pantoffeln waren ganz golden. Als es in dem Kleid zu der Hochzeit kam, wussten sie alle nicht, was sie vor Verwunderung sagen sollten. Der Königssohn tanzte ganz allein mit ihm, und wenn es einer aufforderte, sprach er: „Das ist meine Tänzerin.“
Als es nun Abend war, wollte Aschenputtel fort, und der Königssohn wollte es begleiten, aber es entsprang ihm so geschwind, dass er nicht folgen konnte. Der Königssohn hatte aber eine List gebraucht, und hatte die ganze Treppe mit Pech bestreichen lassen: da war, als es hinabsprang, der linke Pantoffel des Mädchens hängen geblieben.
Der Königssohn hob ihn auf, und er war klein und zierlich und ganz golden. Am nächsten Morgen ging er damit zu dem Mann und sagte zu ihm: „Keine andere soll meine Gemahlin werden als die, an deren Fuß dieser goldene Schuh passt.“ Da freuten sich die beiden Schwestern, denn sie hatten schöne Füße. Die älteste ging mit dem Schuh in die Kammer und wollte ihn anprobieren, und die Mutter stand dabei. Aber sie konnte mit der großen Zehe nicht hineinkommen, und der Schuh war ihr zu klein, da reichte ihr die Mutter ein Messer und sprach: „Hau die Zehe ab: wenn du Königin bist, so brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.“ Das Mädchen hieb die Zehe ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiss den Schmerz und ging hinaus zum Königssohn. Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort. Sie mussten aber an dem Grabe vorbei, da saßen die zwei Täubchen auf dem Haselbäumchen und riefen:
„Rucke di guck, rucke di guck,
Blut ist im Schuh:
Der Schuh ist zu klein,
Die rechte Braut sitzt noch daheim.“
Da blickte er auf ihren Fuß und sah, wie das Blut herausquoll. Er wendete sein Pferd um, brachte die falsche Braut wieder nach Hause und sagte, das wäre nicht die rechte, die andere Schwester solle den Schuh anziehen. Da ging diese in die Kammer und kam mit den Zehen glücklich in den Schuh, aber die Ferse war zu groß. Da reichte ihr die Mutter ein Messer und sprach: „Hau ein Stück von der Ferse ab: wann du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß gehen.“ Das Mädchen hieb ein Stück von der Ferse ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiss den Schmerz und ging heraus zum Königssohn. Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort.
Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, saßen die zwei Täubchen darauf und riefen:
„Rucke di guck, rucke di guck,
Blut ist im Schuh.
Der Schuh ist zu klein,
Die rechte Braut sitzt noch daheim.“
Er blickte nieder auf ihren Fuß und sah, wie das Blut aus dem Schuh quoll und an den weißen Strümpfen ganz rot heraufgestiegen war. Da wendete er sein Pferd und brachte die falsche Braut wieder nach Hause. „Das ist auch nicht die rechte,“ sprach er, „habt ihr keine andere Tochter?“ – „Nein,“ sagte der Mann, „nur von meiner verstorbenen Frau ist noch ein kleines verbuttetes Aschenputtel da: das kann unmöglich die Braut sein.“ Der Königssohn sprach, er sollte es heraufschicken, die Mutter aber antwortete: „Ach nein, das ist viel zu schmutzig, das darf sich nicht sehen lassen.“ Er wollte es aber durchaus haben, und Aschenputtel musste gerufen werden. Da wusch es sich erst Hände und Angesicht rein, ging dann hin und neigte sich vor dem Königssohn, der ihm den goldenen Schuh reichte. Dann setzte es sich auf einen Schemel, zog den Fuß aus dem schweren Holzschuh und steckte ihn in den Pantoffel, der war wie angegossen. Und als es sich in die Höhe richtete und der König ihm ins Gesicht sah, so erkannte er das schöne Mädchen, das mit ihm getanzt hatte, und rief: „Das ist die rechte Braut.“
Die Stiefmutter und die beiden Schwestern erschraken und wurden bleich vor Ärger: er aber nahm Aschenputtel aufs Pferd und ritt mit ihm fort. Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, riefen die zwei weißen Täubchen:
„Rucke die guck, rucke di guck,
Kein Blut im Schuh.
Der Schuh ist nicht zu klein,
Die rechte Braut, die führt er heim.“
Und als sie das gerufen hatten, kamen sie beide herabgeflogen und setzten sich dem Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links, und blieben da sitzen.
Als die Hochzeit mit dem Königssohn sollte gehalten werden, kamen die falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und teil an seinem Glück nehmen. Als die Brautleute nun zur Kirche gingen, war die älteste zur rechten, die jüngste zur linken Seite: da pickten die Tauben einer jeden das eine Auge aus. Hernach, als sie herausgingen, war die älteste zur linken und die jüngste zur rechten: da pickten die Tauben einer jeden das andere Auge aus. Und waren sie also für ihre Bosheit und Falschheit mit Blindheit auf ihr Lebtag bestraft.
Hintergründe zum Märchen Aschenputtel
„Aschenputtel“ ist eines der bekanntesten Märchen der Gebrüder Grimm und gehört zur internationalen Märchensammlung ATU 510A. Die Geschichte hat ihre Wurzeln in verschiedenen alten Erzählungen aus verschiedenen Kulturen, einschließlich China, Frankreich und Italien. Die bekannteste französische Version ist „Cendrillon“ von Charles Perrault, die 1697 veröffentlicht wurde und einige Unterschiede zur deutschen Fassung aufweist, wie beispielsweise die Verwendung von Gläsernen Pantoffeln statt der goldenen Schuhe.
Die Gebrüder Grimm veröffentlichten ihre Version von „Aschenputtel“ erstmals 1812 in ihrer Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“. In ihrer Fassung wurde die Geschichte im Laufe der Zeit überarbeitet und angepasst, sodass sich die Versionen der früheren und späteren Auflagen unterscheiden. Die Grimmsche Fassung ist bekannt für ihre eher düstere Darstellung und die grausamen Strafen für die böse Stiefmutter und ihre Töchter am Ende der Geschichte.
Der Erfolg des Märchens „Aschenputtel“ ist auf seine universalen Themen zurückzuführen, die Leser und Zuhörer aus verschiedenen Kulturen ansprechen. Die Geschichte behandelt Themen wie Ungerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Belohnung für Tugenden und Bestrafung für Bosheit, sowie die Verwandlung des Hauptcharakters von einer gedemütigten und unterdrückten Figur zu einer strahlenden Prinzessin. Die Symbolik von Tieren, die Aschenputtel helfen, und der magischen Elemente wie der Haselbaum und die Tauben, die ihre guten Taten belohnen, sind ebenfalls wichtige Aspekte, die zum Reiz der Erzählung beitragen.
Historische Ursprünge des Märchen
„Aschenputtel“ oder „Der kleine Glasschuh“, ist ein Volksmärchen, das von ungerechter Unterdrückung und triumphaler Belohnung handelt. Tausende von Varianten sind auf der ganzen Welt bekannt. Die Protagonistin ist eine junge Frau, die in ärmlichen Verhältnissen lebt. Die Geschichte von Rhodopis, die der griechische Geograph Strabo irgendwann zwischen etwa 7 v. Chr. und 23 n. Chr. über ein griechisches Sklavenmädchen erzählt, das den König von Ägypten heiratet, gilt als die früheste bekannte Variante der Aschenputtel-Geschichte.
Die chinesische Geschichte von Ye Xian, erstmals in einer Quelle um 860 n. Chr. bezeugt, ist eine weitere frühe Variante der Geschichte. Die erste literarische europäische Version der Geschichte wurde 1634 in Italien von Giambattista Basile in seinem Pentamerone veröffentlicht. Die heute im englischsprachigen Raum am weitesten verbreitete Version wurde 1697 von Charles Perrault in Histoires ou contes du temps passé in französischer Sprache veröffentlicht. Eine weitere Version wurde später von den Gebrüdern Grimm in ihrer Volksmärchensammlung Grimms‘ Märchen 1812 veröffentlicht.
Obwohl sich der Titel der Geschichte und der Name der Hauptfigur in verschiedenen Sprachen ändern, ist Aschenputtel in der deutschsprachigen Folklore ein archetypischer Name. Die nach wie vor beliebte Geschichte von Aschenputtel beeinflusst die internationale Popkultur nach wie vor und verleiht einer Vielzahl von Medien Handlungselemente, Anspielungen und Tropen. Das Aarne-Thompson-Uther-System klassifiziert Aschenputtel als Märchentyp 510A, Verfolgte Heldin.
Interpretationen zum Märchen „Aschenputtel“
„Aschenputtel“ bietet zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten, die über die Jahre von Literaturwissenschaftlern, Psychologen und Kulturkritikern untersucht wurden. Hier sind einige der häufigsten Interpretationen:
Sozialer Aufstieg und Selbstverwirklichung: Aschenputtel wird oft als eine Geschichte über sozialen Aufstieg und die Möglichkeit der Selbstverwirklichung gesehen. Trotz ihrer misslichen Lage als Dienstmädchen setzt sich Aschenputtel gegen ihre Stiefmutter und Stiefschwestern durch und findet schließlich Liebe und Anerkennung.
Gerechtigkeit und Vergeltung: Die Geschichte zeigt, dass gute Taten belohnt und böse bestraft werden. Aschenputtels Güte, Demut und Hilfsbereitschaft werden am Ende durch ihre Hochzeit mit dem Prinzen belohnt, während die Stiefmutter und ihre Töchter für ihre Bosheit und Grausamkeit bestraft werden.
Weiblichkeit und Geschlechterrollen: Die Erzählung enthält auch Themen der Weiblichkeit und Geschlechterrollen. Aschenputtel repräsentiert das klassische „weibliche Ideal“ der Demut, Schönheit und häuslichen Fähigkeiten, während die Stiefmutter und ihre Töchter negative weibliche Eigenschaften wie Eitelkeit, Bosheit und Faulheit verkörpern.
Psychologische Interpretation: Aschenputtel kann auch aus psychologischer Sicht interpretiert werden. Die Geschichte wurde von Psychoanalytikern wie Bruno Bettelheim und Marie-Louise von Franz im Kontext der individuellen Entwicklung und der Lösung von inneren Konflikten analysiert. Aschenputtels Beziehung zu ihrer verstorbenen Mutter, die sich in der magischen Haselbaum- und Taubensymbolik manifestiert, wird als Teil ihrer inneren Entwicklung und Selbstfindung gedeutet.
Natur und Spiritualität: Die Natur spielt eine bedeutende Rolle in der Geschichte von Aschenputtel, sei es durch den magischen Haselbaum, die Tauben oder die Tiere, die ihr bei der Bewältigung ihrer Aufgaben helfen. Diese Elemente können als Ausdruck der Spiritualität und der Verbindung zwischen der menschlichen Seele und der Natur interpretiert werden.
Insgesamt ist „Aschenputtel“ ein reichhaltiges Märchen, das auf vielfältige Weise interpretiert werden kann und sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu erfindet.
Zusammenfassung der Handlung von Aschenputtel
„Aschenputtel“ ist ein bekanntes Märchen der Gebrüder Grimm, das die Geschichte eines jungen Mädchens erzählt, das von ihrer Stiefmutter und ihren Stiefschwestern schlecht behandelt wird, aber schließlich ihr Glück findet.
Nach dem Tod von Aschenputtels Mutter heiratet ihr Vater eine Frau mit zwei Töchtern. Die Stiefmutter und Stiefschwestern sind grausam zu Aschenputtel und zwingen sie, niedere Arbeiten im Haus zu verrichten, während sie selbst in Luxus leben. Aschenputtel ist gezwungen, in der Asche am Kamin zu schlafen, daher kommt ihr Name.
Eines Tages kündigt der König einen Ball an, damit sein Sohn, der Prinz, eine Frau finden kann. Aschenputtels Stiefschwestern bereiten sich auf den Ball vor, aber Aschenputtel darf nicht teilnehmen. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an das Grab ihrer Mutter, wo eine Taube erscheint und ihr hilft, ein prächtiges Kleid und Schuhe für den Ball zu bekommen.
Aschenputtel geht zum Ball, wo der Prinz sofort von ihr bezaubert ist. Sie tanzen die ganze Nacht, aber Aschenputtel muss vor Mitternacht verschwinden, da die Magie der Taube ihre Wirkung verliert. In ihrer Eile verliert sie einen ihrer Schuhe. Der Prinz beschließt, das Mädchen zu finden, indem er den verlorenen Schuh als Hinweis verwendet.
Der Prinz kommt zu Aschenputtels Haus, um den Schuh an den Füßen der Stiefschwestern zu probieren, aber er passt keiner von ihnen. Schließlich bekommt Aschenputtel die Gelegenheit, den Schuh anzuprobieren, und er passt perfekt. Der Prinz erkennt sie als das Mädchen vom Ball und nimmt sie als seine Frau mit.
Aschenputtel und der Prinz heiraten, und die Stiefschwestern versuchen, sich mit ihr auszusöhnen, aber die Tauben, die Aschenputtel geholfen haben, bestrafen sie, indem sie ihnen die Augen aushacken. Aschenputtel und der Prinz leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Ursprüngliche Handlung von Aschenputtel
Eine Pest befällt ein Dorf, und die Frau eines wohlhabenden Herrn liegt auf ihrem Sterbebett. Sie ruft nach ihrer einzigen Tochter und sagt ihr, sie solle gut und freundlich bleiben, so wie Gott sie beschützen würde. Dann stirbt sie und wird begraben. Das Kind besucht jeden Tag das Grab seiner Mutter, um zu trauern, und ein Jahr vergeht. Der Herr heiratet eine andere Frau mit zwei älteren Töchtern aus einer früheren Ehe. Sie haben schöne Gesichter und helle Haut, aber ihre Herzen sind grausam und böse. Die Stiefschwestern stehlen die schönen Kleider und Juwelen des Mädchens und zwingen sie, Lumpen zu tragen. Sie verbannen sie in die Küche und geben ihr den Spitznamen „Aschenputtel“ (Aschernarr). Sie wird gezwungen, von morgens bis abends alle möglichen schweren Arbeiten für die Schwestern zu verrichten. Die grausamen Schwestern tun nichts anderes, als sie zu verspotten und ihr die Arbeit zu erschweren, indem sie Unordnung stiften. Doch trotz alledem bleibt das Mädchen gut und freundlich und wird immer zum Grab ihrer Mutter gehen, um zu weinen und zu Gott zu beten, dass sich ihre Lebensumstände verbessern werden.
Eines Tages besucht der Herr einen Jahrmarkt und verspricht seinen Stieftöchtern Luxusgeschenke. Die Ältere bittet um schöne Kleider, die Jüngere um Perlen und Diamanten. Seine eigene Tochter bittet lediglich um den ersten Zweig, der ihm unterwegs den Hut abnimmt. Der Herr macht sich auf den Weg und erwirbt Geschenke für seine Stieftöchter. Als er an einem Wald vorbeikommt, bekommt er einen Haselzweig und gibt ihn seiner Tochter. Sie pflanzt den Zweig über das Grab ihrer Mutter, bewässert ihn mit ihren Tränen und mit den Jahren wächst er zu einem leuchtenden Haselbaum heran. Das Mädchen betet dreimal am Tag unter ihm, und ein weißer Vogel kommt immer zu ihr, wenn sie betet. Sie teilt dem Vogel ihre Wünsche mit, und jedes Mal wirft der Vogel ihr zu, was sie sich gewünscht hat.
Der König beschließt, ein Fest zu bestimmen, das drei Tage lang dauern soll, und lädt alle schönen Jungfrauen des Landes ein, daran teilzunehmen, damit der Prinz eine von ihnen für seine Braut auswählen kann. Die beiden Schwestern werden ebenfalls eingeladen, aber als Aschenputtel sie anfleht, sie zu dem Fest mitnehmen zu dürfen, weigert sich die Stiefmutter, weil sie weder ein anständiges Kleid noch Schuhe zum Anziehen hat. Als das Mädchen darauf besteht, wirft die Frau einen Teller Linsen in die Asche, die sie aufheben soll, und garantiert ihr die Erlaubnis, am Fest teilzunehmen, wenn sie die Linsen in zwei Stunden aufräumen kann. Als das Mädchen die Aufgabe in weniger als einer Stunde mit Hilfe einer Herde weißer Tauben erledigt hat, die kam, als sie einen bestimmten Gesang sang, verdoppelt die Stiefmutter die Aufgabe und wirft noch mehr Linsen hinunter. Als Aschenputtel in der Lage ist, die Aufgabe in größerer Geschwindigkeit zu erledigen, eilt die Stiefmutter mit ihrem Mann und ihren Töchtern zur Feier und lässt die weinende Stieftochter zurück, um die Chancen ihrer Töchter nicht zu verderben.
Das Mädchen zieht sich auf den Friedhof zurück und bittet darum, in Silber und Gold gekleidet zu werden. Der weiße Vogel lässt ein goldenes und silbernes Gewand und Seidenschuhe fallen. Sie geht zum Festessen. Der Prinz tanzt die ganze Zeit mit ihr, und als die Sonne untergeht, bittet sie, zu gehen. Der Prinz eskortiert sie nach Hause, aber sie weicht ihm aus und springt in einen Taubenstall. Der Vater kam vorzeitig nach Hause, und der Prinz bittet ihn, den Taubenstall zu zerstören, aber Aschenputtel ist bereits entkommen. Am nächsten Tag erscheint das Mädchen in neuer Kleidung. Der Prinz verliebt sich in sie und tanzt den ganzen Tag mit ihr, und als die Sonne untergeht, versucht der Prinz, sie wieder nach Hause zu begleiten. Sie klettert jedoch auf einen Birnbaum, um ihm zu entkommen. Der Prinz ruft ihren Vater, der den Baum fällt, und sich fragt, ob es Aschenputtel sein könnte, aber Aschenputtel ist verschwunden. Am dritten Tag erscheint sie in einem prächtigem Kleid und mit goldenen Schuhen bekleidet. Nun ist der Prinz entschlossen, sie zu heiraten, und lässt die ganze Treppe mit Pech beschmieren. Aschenputtel verliert das Zeitgefühl, und als sie wegläuft, bleibt einer ihrer goldenen Schuhe auf der Treppe zurück. Der Prinz verkündet, dass er das Mädchen heiraten wird, auf dessen Fuß der goldene Schuh passt.
Am nächsten Morgen geht der Prinz zum Haus von Aschenputtel und probiert den Pantoffel an der ältesten Stiefschwester aus. Der Schwester wurde von ihrer Mutter geraten, sich die Zehen abzuschneiden, damit der Pantoffel passt. Während der Prinz mit der Stiefschwester wegreitet, erzählen die beiden Tauben dem Prinzen, dass Blut von ihrem Fuß tropft. Entsetzt über ihren Verrat geht er wieder zurück und probiert den Pantoffel an der anderen Stiefschwester aus. Sie schneidet sich einen Teil Ihrer Ferse ab, um den Fuß in den Pantoffel zu bekommen, und wieder wird der Prinz getäuscht. Während er mit ihr zum Schloss des Königs reitet, warnen ihn die Tauben erneut vor dem Blut an ihrem Fuß. Er kommt zurück, um sich nach einem anderen Mädchen zu erkundigen. Der Herr erzählt ihm, dass sie eine Küchenmagd im Haus haben – ohne zu erwähnen, dass sie seine eigene Tochter ist – und der Prinz bittet ihn, sie den Pantoffel anprobieren zu lassen. Aschenputtel erscheint, nachdem sie sich gewaschen hat, und als sie den Pantoffel anzieht, erkennt der Prinz sie als die Fremde, mit der er auf dem Ball getanzt hat.
Europäische Versionen von Aschenputtel
Rhodopis – Das griechische Aschenputtel: Die älteste bekannte mündliche Version der Aschenputtel-Geschichte ist die altgriechische Geschichte von Rhodopis, einer griechischen Kurtisane, die in der Kolonie Naucratis in Ägypten lebte und deren Name „Rosa Wangen“ bedeutet. Die Geschichte wird zuerst vom griechischen Geographen Strabo in seiner Geographica aufgezeichnet: Der Adler entriss ihrer Zofe eine ihrer Sandalen und trug sie nach Memphis. Während der König unter freiem Himmel Gerechtigkeit übte, schleuderte der Adler, die Sandale in seinen Schoß. Der König, sowohl durch die schöne Form der Sandale als auch durch die Seltsamkeit des Geschehens aufgewühlt, schickte Männer in alle Richtungen in das Land auf der Suche nach der Frau, die die Sandale trug. Und als sie in der Stadt Naucratis gefunden wurde, wurde sie nach Memphis gebracht und wurde die Frau des Königs.
Dieselbe Geschichte wird später auch vom römischen Redner Aelian (ca. 175 bis 235) in seiner Miscellaneous History berichtet, die vollständig in Griechisch geschrieben wurde. Aelians Geschichte ähnelt sehr der von Strabo erzählten Geschichte, fügt aber hinzu, dass der Name des betreffenden Pharaos Psammetichus war. Aelians Bericht deutet darauf hin, dass die Geschichte von Rhodopis während des gesamten Altertums populär blieb.
Herodot, etwa fünf Jahrhunderte vor Strabo, hält in seinen Geschichten eine populäre Legende über eine möglicherweise verwandte Kurtisane namens Rhodopis fest, in der er behauptet, Rhodopis stamme aus Thrakien und sei der Sklave von Iadmon von Samos und ein Mitsklave des Erzählers Äsop gewesen, und dass sie zur Zeit des Pharaos Amasis nach Ägypten gebracht und dort von Charaxus von Mytilene, dem Bruder des lyrischen Dichters Sappho, für eine große Summe befreit worden sei.
Aspasia von Phocaea: Ein zweiter Vorgänger der spätantiken Aschenputtel-Figur könnte Aspasia von Phokaea sein. Ihre Geschichte wird in Aelians Varia Storia erzählt: Aspasia, die in ihrer frühen Kindheit verwaist und von ihrem Vater aufgezogen wurde, träumte, obwohl sie in Armut lebte, davon, einem edlen Mann zu begegnen. Als sie einschläft, hat das Mädchen die Vision einer Taube, die sich in eine Frau verwandelt, die sie anleitet, eine körperliche Unvollkommenheit zu beseitigen und ihre eigene Schönheit wiederherzustellen. In einer anderen Episode werden sie und andere Kurtisanen gezwungen, an einem Fest teilzunehmen, das vom persischen Regenten Cyrus dem Jüngeren ausgerichtet wird. Während des Festmahls nimmt der persische König Aspasia selbst ins Visier und ignoriert die anderen Frauen.
Ċiklemfusa aus Malta: Das maltesische Aschenputtel wird Ċiklemfusa genannt. Sie wird als verwaistes Kind in ihrer frühen Kindheit porträtiert. Vor seinem Tod schenkte ihr Vater ihr drei magische Gegenstände: eine Kastanie, eine Nuss und eine Mandel. Sie arbeitete früher als Dienerin im Palast des Königs. Niemand nahm je Notiz von dem armen Mädchen. Eines Tages hörte sie von einem großen Ball und verwandelte sich mit Hilfe eines magischen Zaubers in eine schöne Prinzessin. Der Prinz verliebte sich in sie und schenkte ihr einen Ring. In der folgenden Nacht schenkte ihr der Prinz einen Diamanten und in der dritten Nacht einen Ring mit einem großen Edelstein darauf. Am Ende des Balles lief Ċiklemfusa weg und versteckte sich in den Kellern des Palastes. Sie wusste, dass der Prinz über ihr Verschwinden sehr traurig war, und so machte sie eines Tages einige Krustini (typische maltesische Kekse) für ihn und versteckte die drei Geschenke. Als der Prinz die Kekse aß, fand er die Geschenke, die er der mysteriösen Prinzessin gegeben hatte, und erkannte bald den großen Fehler, den er begangen hatte, als er Ċiklemfusa wegen ihres schlechten Aussehens ignorierte. Sie trafen bald Heiratsvereinbarungen, und sie wurde seine Frau.
Außereuropäische Versionen von Aschenputtel
Ye Xian – Das chinesische Aschenputtel: Eine Version der Geschichte, Ye Xian, erschien in „Miscellaneous Morsels from Youyang“, geschrieben von Duan Chengshi um 860. In dieser Version ist Ye Xian die Tochter des örtlichen Stammesführers, der starb, als sie noch jung war. Da ihre Mutter vor ihrem Vater starb, steht sie nun unter der Obhut der zweiten Frau ihres Vaters. Sie freundet sich mit einem Fisch an, der die Reinkarnation ihrer verstorbenen Mutter ist. Ihre Stiefmutter und ihre Halbschwester töten den Fisch, aber Ye Xian findet die Knochen, die zauberhaft sind, und sie helfen ihr, sich für ein örtliches Fest angemessen zu kleiden, einschließlich eines sehr leichten goldenen Schuhs. Ihre Stieffamilie erkennt sie auf dem Fest, so dass sie flieht und versehentlich den Schuh verliert. Danach erhält der König den Schuh und ist neugierig darauf, wem der Schuh gehört, da niemand Füße hat, die in den Schuh passen. Der König sucht überall und erreicht schließlich das Haus von Ye, wo sie den Schuh anprobiert. Der König erkennt, dass sie die Richtige ist, und bringt sie in sein Königreich zurück. Ihre grausame Stiefmutter und ihre Halbschwester werden von fliegenden Fischen getötet. Varianten der Geschichte finden sich auch in vielen ethnischen Gruppen in China.
Tausendundeine Nacht: In der mittelalterlichen Erzählung „Tausendundeine Nacht“, tauchen mehrere verschiedene Varianten der Geschichte auf, darunter „Die Geschichte des zweiten Scheichs“, „Die Geschichte der ältesten Dame“ und „Abdallah ibn Fadil und seine Brüder“, die alle das Thema eines jüngeren Geschwisters behandeln, das von zwei eifersüchtigen Älteren belästigt wird. In einigen von ihnen sind die Geschwister weiblich, während sie in anderen männlich sind. Eine der Erzählungen, „Judar und seine Brüder“, weicht von früheren Varianten ab und überarbeitet die Handlung, um ihr stattdessen ein tragisches Ende zu geben, wobei der jüngere Bruder von seinen älteren Brüdern vergiftet wird.
Tam und Cam: Die Geschichte von Tam und Cam, aus Vietnam, ähnelt der chinesischen Version. Die Heldin Tấm hatte auch einen Fisch, der von der Stiefmutter und der Halbschwester getötet wurde, und seine Knochen geben ihr auch Kleidung. Später, nachdem sie den König geheiratet hatte, wurde Tấm von ihrer Stiefmutter und ihrer Schwester getötet und mehrmals in Form eines Vogels, eines Webstuhls und eines „goldenen Apfels“ wiedergeboren. Schließlich vereinigte sie sich wieder mit dem König und lebte glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Adaptionen zum Märchen „Aschenputtel“
Das Märchen „Aschenputtel“ der Gebrüder Grimm hat im Laufe der Jahre viele Adaptionen in verschiedenen Medien erfahren. Hier sind einige der bekanntesten Beispiele:
Disney-Film (1950): Eine der bekanntesten Adaptionen von „Aschenputtel“ ist der Disney-Film „Cinderella“ aus dem Jahr 1950. Diese animierte Version fügt der Geschichte Songs und humorvolle Elemente hinzu und präsentiert Aschenputtel als liebenswerte Heldin, die durch die Hilfe einer guten Fee ihren Prinzen findet.
Ever After: A Cinderella Story (1998): Diese romantische Komödie mit Drew Barrymore ist eine moderne Interpretation des klassischen Märchens. Der Film spielt im Renaissance-Frankreich und fügt der Geschichte eine historische Dimension sowie einen feministischen Ansatz hinzu, indem Aschenputtel (hier Danielle genannt) als starke und unabhängige Figur dargestellt wird.
Ella Enchanted (2004): Dieser Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Gail Carson Levine und präsentiert eine neue Version von „Aschenputtel“ in einer magischen Welt. Die Hauptfigur Ella (gespielt von Anne Hathaway) erhält einen Zauber, der sie zwingt, jeden Befehl zu befolgen, und muss versuchen, diesen Fluch zu brechen.
Cinderella (2015): Eine weitere Live-Action-Adaption von Disney, diesmal von Regisseur Kenneth Branagh. Der Film bleibt der klassischen Geschichte treu und fügt einige Hintergrundgeschichten für die Charaktere hinzu, wie die Beziehung zwischen Aschenputtel und ihrem verstorbenen Vater.
Oper „La Cenerentola“ (1817): Diese Oper von Gioachino Rossini basiert auf dem Aschenputtel-Motiv, allerdings mit einigen Änderungen, wie zum Beispiel dem Fehlen der magischen Elemente. Stattdessen steht die Güte und Bescheidenheit der Hauptfigur im Vordergrund.
Ballett „Aschenputtel“ (1945): Das Ballett von Sergei Prokofjew basiert auf dem Märchen und ist eine klassische Darstellung der Geschichte in Form von Tanz und Musik.
Diese Adaptionen sind nur einige Beispiele dafür, wie das Märchen „Aschenputtel“ in unterschiedlichen Medien und Kulturen neu interpretiert wurde. Die Faszination für die Geschichte hält bis heute an und zeigt die zeitlose Anziehungskraft dieses Märchens.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Kennzahl | Wert |
---|---|
Nummer | KHM 21 |
Aarne-Thompson-Uther-Index | ATU Typ 510A |
Übersetzungen | DE, EN, EL, DA, ES, FR, PT, FI, HU, IT, JA, NL, PL, RO, RU, TR, VI, ZH |
Lesbarkeitsindex nach Amstad | 74.7 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 37.6 |
Flesch-Reading-Ease Index | 63.2 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 9.5 |
Gunning Fog Index | 9.7 |
Coleman–Liau Index | 11.8 |
SMOG Index | 10.4 |
Automated Readability Index | 10.7 |
Zeichen-Anzahl | 14.326 |
Anzahl der Buchstaben | 11.279 |
Anzahl der Sätze | 119 |
Wortanzahl | 2.408 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 20,24 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 418 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 17.4% |
Silben gesamt | 3.503 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,45 |
Wörter mit drei Silben | 188 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 7.8% |