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Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne, davon waren zwei klug und gescheit, aber der dritte sprach nicht viel, war einfältig und hieß nur der Dummling. Als der König alt und schwach ward und an sein Ende dachte, wusste er nicht, welcher von seinen Söhnen nach ihm das Reich erben sollte.
Da sprach er zu ihnen: „Zieht aus, und wer mir den feinsten Teppich bringt, der soll nach meinem Tod König sein.“ Und damit es keinen Streit unter ihnen gab, führte er sie vor sein Schloss, blies drei Federn in die Luft und sprach: „Wie die fliegen, so sollt ihr ziehen.“
Die eine Feder flog nach Osten, die andere nach Westen, die dritte flog aber geradeaus, und flog nicht weit, sondern fiel bald zur Erde. Nun ging der eine Bruder rechts, der andere ging links, und sie lachten den Dummling aus, der bei der dritten Feder, da, wo sie niedergefallen war, bleiben musste.
Der Dummling setzte sich nieder und war traurig. Da bemerkte er auf einmal, dass neben der Feder eine Falltür lag. Er hob sie in die Höhe, fand eine Treppe und stieg hinab. Da kam er vor eine andere Türe, klopfte an und hörte, wie es inwendig rief:
„Jungfer grün und klein,
Hutzelbein,
Hutzelbeins Hündchen,
Hutzel hin und her,
lass geschwind sehen, wer draußen wär.“
Die Türe tat sich auf, und er sah eine große dicke Kröte sitzen und rings um sie eine Menge kleiner Kröten. Die dicke Kröte fragte, was sein Begehren wäre. Er antwortete: „Ich hätte gerne den schönsten und feinsten Teppich.“ Da rief sie eine junge und sprach:
„Jungfer grün und klein,
Hutzelbein,
Hurzelbeins Hündchen,
Hutzel hin und her,
bring mir die große Schachtel her.“
Die junge Kröte holte die Schachtel, und die dicke Kröte machte sie auf und gab dem Dummling einen Teppich daraus, so schön und so fein, wie oben auf der Erde keiner konnte gewebt werden. Da dankte er ihr und stieg wieder hinauf.
Die beiden anderen hatten aber ihren jüngsten Bruder für so albern gehalten, dass sie glaubten, er würde gar nichts finden und aufbringen. „Was sollen wir uns mit Suchen groß Mühe geben,“ sprachen sie, nahmen dem ersten besten Schäfersweib, das ihnen begegnete, die groben Tücher vom Leib und trugen sie dem König heim.
Zu derselben Zeit kam auch der Dummling zurück und brachte seinen schönen Teppich, und als der König den sah, staunte er und sprach: „Wenn es dem Recht nach gehen soll, so gehört dem jüngsten das Königreich.“ Aber die zwei anderen ließen dem Vater keine Ruhe und sprachen, unmöglich könnte der Dummling, dem es in allen Dingen an Verstand fehlte, König werden, und baten ihn, er möchte eine neue Bedingung machen.
Da sagte der Vater: „Der soll das Reich erben, der mir den schönsten Ring bringt,“ führte die drei Brüder hinaus, und blies drei Federn in die Luft, denen sie nachgehen sollten. Die zwei ältesten zogen wieder nach Osten und Westen, und für den Dummling flog die Feder geradeaus und fiel neben der Erdtür nieder.
Da stieg er wieder hinab zu der dicken Kröte und sagte ihr, dass er den schönsten Ring brauchte. Sie ließ sich gleich ihre große Schachtel holen, und gab ihm daraus einen Ring, der glänzte von Edelsteinen und war so schön, dass ihn kein Goldschmied auf der Erde hätte machen können. Die zwei ältesten lachten über den Dummling, der einen goldenen Ring suchen wollte, gaben sich gar keine Mühe, sondern schlugen einem alten Wagenring die Nägel aus und brachten ihn dem König.
Als aber der Dummling seinen goldenen Ring vorzeigte, so sprach der Vater abermals: „Ihm gehört das Reich.“ Die zwei ältesten ließen nicht ab, den König zu quälen, bis er noch eine dritte Bedingung machte und den Ausspruch tat, der sollte das Reich haben, der die schönste Frau heimbrächte. Die drei Federn blies er nochmals in die Luft, und sie flogen wie die vorigen Male.
Da ging der Dummling ohne weiteres hinab zu der dicken Kröte und sprach: „Ich soll die schönste Frau heimbringen.“ – „Ei,“ antwortete die Kröte, „die schönste Frau! die ist nicht gleich zur Hand, aber du sollst sie doch haben.“ Sie gab ihm eine ausgehöhlte gelbe Rübe mit sechs Mäuschen bespannt. Da sprach der Dummling ganz traurig: „Was soll ich damit anfangen?“
Die Kröte antwortete: „Setze nur eine von meinen kleinen Kröten hinein.“ Da griff er auf Geratewohl eine aus dem Kreis und setzte sie in die gelbe Kutsche, aber kaum saß sie darin, so ward sie zu einem wunderschönen Fräulein, die Rübe zur Kutsche, und die sechs Mäuschen zu Pferden.
Da küsste er sie, jagte mit den Pferden davon und brachte sie zu dem König. Seine Brüder kamen nach, die hatten sich gar keine Mühe gegeben, eine schöne Frau zu suchen, sondern die ersten besten Bauernweiber mitgenommen. Als der König sie erblickte, sprach er: „Dem jüngsten gehört das Reich nach meinem Tod.“
Aber die zwei ältesten betäubten die Ohren des Königs aufs Neue mit ihrem Geschrei: „Wir können‘s nicht zugeben, dass der Dummling König wird,“ und verlangten, der sollte den Vorzug haben, dessen Frau durch einen Ring springen könnte, der da mitten in dem Saal hing. Sie dachten: „Die Bauernweiber können das wohl, die sind stark genug, aber das zarte Fräulein springt sich tot.“
Der alte König gab das auch noch zu. Da sprangen die zwei Bauernweiber, sprangen auch durch den Ring, waren aber so plump, dass sie fielen und ihre groben Arme und Beine entzweibrachen. Darauf sprang das schöne Fräulein, das der Dummling mitgebracht hatte, und sprang so leicht hindurch wie ein Reh, und aller Widerspruch musste aufhören. Also erhielt er die Krone und hat lange in Weisheit geherrscht.

Hintergründe
Interpretationen
Adaptionen
Zusammenfassung
Handlung
Textstruktur
Figuren
Symbole
Themen
Sprache
Textanalyse
„Die drei Federn“ ist ein Märchen, das von den Brüdern Grimm gesammelt und in ihrer Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ veröffentlicht wurde. Es handelt von einem König, der seinen Söhnen eine Aufgabe stellt, um zu bestimmen, wer sein Nachfolger wird. Das Märchen „Die drei Federn“ stammt aus der mündlichen Erzähltradition und wurde von den Brüdern Grimm in der zweiten Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“ von 1819 als Nr. 63 aufgenommen. Die Quelle für diese Geschichte war Dorothea Viehmann, eine Märchenerzählerin aus dem Dorf Zwehrn in Hessen, die den Grimms zahlreiche Geschichten lieferte.
„Die drei Federn“ beinhaltet mehrere gängige Motive und Themen der Märchenliteratur, wie zum Beispiel die Dreizahl der Brüder, den Dummling als ungeschickten jüngsten Bruder, der schließlich erfolgreich ist, und die Verwandlung von Tieren oder Objekten in etwas Schöneres oder Wertvolleres. Die Geschichte zeigt auch die Bedeutung von Demut, Weisheit und Respekt für die Schöpfung. Das Märchen „Die drei Federn“ hat viele Varianten in verschiedenen Kulturen und Traditionen. Einige der bekanntesten Varianten stammen aus Französischen, Norwegischen, Polnischen, Albanesischen und Serbischen Erzähltraditionen. Die Brüder Grimm selbst notierten in ihren Anmerkungen zu dem Märchen mehrere Varianten, die sie kannten.
Die Interpretationen des Märchens reichen von psychologischen und symbolischen Deutungen bis hin zu sozialen und kulturellen Analysen. Zum Beispiel sehen einige Gelehrte die Reise des jüngsten Bruders in die Unterwelt und seine Begegnung mit der Kröte als symbolisch für die Auseinandersetzung mit dem Unbewussten und die Integration der Anima, dem weiblichen Aspekt der Psyche. Andere Interpretationen betonen die Bedeutung von Demut und Weisheit, die der Dummling zeigt, indem er die Schöpfung achtet und sich beschenken lässt. „Die drei Federn“ wurde in verschiedenen Medien adaptiert, darunter Theaterstücke, Opern und Filme. Eine bekannte Verfilmung ist der deutsche Märchenfilm „Die drei Federn“ (2014) aus der ARD-Reihe „Sechs auf einen Streich“, bei dem Su Turhan Regie führte.
Es gibt verschiedene Interpretationen zum Märchen „Die drei Federn“ von den Gebrüdern Grimm. Einige der bekanntesten Interpretationen sind:
Psychologische Interpretation: Bruno Bettelheim, ein bekannter Psychoanalytiker, sieht in dem Märchen einen Ödipuskonflikt. Er argumentiert, dass sich Kinder besonders gut mit dem Dummling, dem dritten und jüngsten Bruder, identifizieren können, da diese Figur der ursprünglichen Familienkonstellation entspricht. Der Dummling siegt, indem er die Macht seines Unbewussten nutzt, von dem seine Konkurrenten abgeschnitten bleiben.
Tiefenpsychologische Interpretation: Hedwig von Beit deutet den König als das herrschende Bewusstsein und den Dummling als die bisher unentwickelte Funktion der Psyche. Der Dummling erreicht die Anima, den weiblichen Aspekt der Psyche, die in der Unterwelt verborgen ist und durch die Kröte, die Rübe und die Dunkelheit symbolisiert wird. Der Ring in der Geschichte ist ein Mandala, das das Selbst repräsentiert.
Psychologische Interpretation nach C. G. Jung: Das Märchen entspricht der Individuation im Sinne Jungs: Der Dummling steht für das noch unentwickelte Bewusstsein, das sich durch Kontakt zum Unbewussten (symbolisiert durch die Unterwelt und die Kröten) entwickelt. Die Integration dieser verborgenen, inneren Kräfte führt zu einer erfolgreichen Persönlichkeitsentwicklung, wodurch der Dummling schließlich König wird.
Sozial- und kulturelle Interpretation: In dieser Deutung wird der Fokus auf die sozialen und kulturellen Werte und Normen gelegt, die im Märchen dargestellt werden. Der Dummling wird als derjenige betrachtet, der die Weisungen seines Vaters ernst nimmt, die Schöpfung achtet und sich beschenken lässt, während seine älteren Brüder von Hochmut und Egoismus getrieben sind. Diese Interpretation betont die Bedeutung von Demut, Weisheit und Respekt für die Schöpfung.
Bildungsinterpretation: In dieser Deutung wird das Märchen als eine Erzählung über persönliche Entwicklung und Reifung betrachtet. Der Dummling wächst und lernt im Verlauf der Geschichte und zeigt schließlich Weisheit und Einsicht, die ihm ermöglichen, König zu werden und weise zu regieren.
Strukturelle Interpretation: In dieser Interpretation wird der Schwerpunkt auf die Struktur und die wiederkehrenden Motive des Märchens gelegt. Die Geschichte folgt einer typischen Märchenstruktur, in der der jüngste und anscheinend schwächste Bruder am Ende erfolgreich ist. Die Dreizahl der Brüder und die Transformation von Tieren oder Objekten sind ebenfalls häufige Motive in Märchen.
Die Weisheit des Einfachen: Der Dummling erscheint anfangs einfältig und schwach, aber gerade diese vermeintlichen Schwächen machen ihn offen für verborgene Wahrheiten. Während seine klugen Brüder arrogant und oberflächlich handeln, findet der Dummling intuitiv Zugang zu einer verborgenen Welt, symbolisiert durch die Falltür und die Kröten. Das Märchen zeigt, dass echte Weisheit nicht immer im Offensichtlichen liegt, sondern oft im Unscheinbaren und Einfachen verborgen ist.
Die Reise ins Unbewusste: Die Feder, die direkt vor dem Dummling zu Boden fällt, steht symbolisch für eine innere Reise ins eigene Unbewusste. Die Falltür und die Unterwelt mit den Kröten symbolisieren das Unterbewusstsein, das tiefe Erkenntnisse und wertvolle Schätze bereithält, die rationale Klugheit nicht erreichen kann. Der Dummling wird somit zum Helden, der Zugang zu einer verborgenen Welt erhält und daraus seine wahre Kraft schöpft.
Transformation durch Demut: Ein wichtiges Motiv ist die Verwandlung: Eine unscheinbare Kröte verwandelt sich in eine wunderschöne Prinzessin, eine gelbe Rübe und Mäuse werden zur prächtigen Kutsche mit Pferden. Diese Verwandlungen symbolisieren die innere Entwicklung des Dummlings, der durch Demut, Vertrauen und Offenheit sein Schicksal erfüllt. Nur wer die vermeintlich niederen Dinge des Lebens respektiert, kann wahre Schönheit und Erfolg finden.
Kritik an Überheblichkeit und Hochmut: Die beiden älteren Brüder, die stets überheblich auftreten und nie ernsthaft nach wahren Werten suchen, scheitern letztlich immer wieder. Sie vertrauen allein auf ihren Verstand und auf Äußerlichkeiten. Ihr Hochmut wird kontrastiert mit der ehrlichen Einfachheit und Geduld des Dummlings, dessen Weg zum Erfolg von Demut und Ehrlichkeit geprägt ist.
Symbolik der Zahl Drei: Die Zahl Drei (drei Brüder, drei Prüfungen, drei Federn) symbolisiert Vollständigkeit und Reifeprozesse. Jede Prüfung stellt eine Entwicklungsstufe dar, die letztlich nur der Dummling meistert. Dadurch wird deutlich, dass Reife nicht durch kluge Worte oder äußere Klugheit, sondern durch innere Entwicklung und Authentizität erreicht wird.
Diese verschiedenen Interpretationen zeigen, dass „Die drei Federn“ ein vielschichtiges und symbolträchtiges Märchen ist, das unterschiedliche Lesarten und Deutungen zulässt.
„Die drei Federn“ ist eine Geschichte der Brüder Grimm in seinem Kinder- und Hausmärchen. Es ist KHM Nr. 63. Sie ist als Aarne-Thompson-Uther ATU 402, „Die Tierbraut“, klassifiziert. Eine zweite Variante des ebenfalls von den Brüdern Grimm gesammelten Märchens ist „Der arme Müllersbursch und das Kätzchen“, aufgeführt als KHM Nr. 106. Es gibt einige Adaptionen des Märchens „Die drei Federn“ von den Gebrüdern Grimm. Hier sind einige Beispiele:
Verfilmung: 2014 wurde das Märchen in der deutschen Fernsehreihe „Sechs auf einen Streich“ unter dem Titel „Die drei Federn“ verfilmt. Regie führte Su Turhan. Die Geschichte bleibt größtenteils dem Original treu, allerdings gibt es einige Änderungen und Anpassungen, um das Märchen für ein modernes Publikum zugänglicher zu machen.
Theaterstücke: In verschiedenen Theatern wurden Bühnenadaptionen von „Die drei Federn“ präsentiert, die das Märchen auf kreative Weise neu interpretieren. Ein Beispiel ist das Puppentheater „Die drei Federn“ von Susanne Olbrich, das eine humorvolle und fantasievolle Inszenierung des Märchens bietet.
Hörspiele und Hörbücher: Es gibt mehrere Hörspiel- und Hörbuchadaptionen von „Die drei Federn“, die das Märchen zum Leben erwecken. Ein Beispiel ist das Hörspiel „Die drei Federn“ von der Hörspielreihe „Grimms Märchen“, das die Geschichte in einer unterhaltsamen und leicht verständlichen Form präsentiert.
Kinder- und Jugendbücher: Es gibt zahlreiche Kinder- und Jugendbuchadaptionen von „Die drei Federn“. Ein Beispiel ist das Buch „Die drei Federn und andere Märchen“ von Jacob und Wilhelm Grimm, das illustriert und für junge Leser angepasst wurde.
Musik: Auch in der Musik finden sich Adaptionen des Märchens. Ein Beispiel ist das Musical „Die drei Federn“ von Wolfgang Schüssel, das eine musikalische Interpretation der Geschichte bietet und sie mit modernen Elementen anreichert.
Die verschiedenen Adaptionen von „Die drei Federn“ zeigen die zeitlose Anziehungskraft des Märchens und seine Fähigkeit, sich an unterschiedliche Medien und Zielgruppen anzupassen.
In dem Märchen „Die drei Federn“ von den Gebrüdern Grimm geht es um einen König, der seine drei Söhne auf die Probe stellt, um herauszufinden, welcher von ihnen sein Nachfolger werden soll. Er verspricht demjenigen das Königreich, der ihm den feinsten Teppich bringt. Der König bläst drei Federn in die Luft, denen seine Söhne folgen sollen. Die beiden älteren und klugen ziehen in den Osten und den Westen, während der jüngste, der Dummling genannt wird, der fallenden Feder folgt.
Der Dummling findet bei der Feder eine Falltür, die zu einer Treppe und einer Tür führt, hinter der eine Kröte wohnt. Die Kröte gibt ihm einen wunderschönen Teppich. Die älteren Brüder kehren nur mit billigen Tüchern zurück und fordern, dass der Dummling aufgrund seines vermeintlich fehlenden Verstandes noch weitere Aufgaben erfüllen soll. Der König fordert daraufhin den schönsten Ring und schließlich die schönste Frau.
Die Kröte hilft dem Dummling erneut und gibt ihm eine gelbe Rübe, die von sechs Mäusen gezogen wird. Als er eine kleine Kröte hineinsetzt, verwandelt sie sich in eine wunderschöne Frau in einer Kutsche. Die älteren Brüder verlangen, dass die Frauen durch einen Ring springen, weil sie glauben, ihre eigenen Frauen könnten das besser. Die Frauen der älteren Brüder brechen sich jedoch die Glieder, während die Frau des Dummlings geschickt wie ein Reh durch den Ring springt. Am Ende wird der Dummling König und regiert weise.
Ein König hat drei Söhne: der älteste und der mittlere sind mutig und stark, aber der jüngste ist leichtgläubig und naiv, deshalb wird er Einfaltspinsel genannt. Eines Tages wirft der König drei Federn in die Luft, und wenn sie landen, sollte jedes seiner Kinder folgen, um zu sehen, wohin das führt. Das jüngste entdeckt, dass die Feder in einem See oder Teich gelandet ist, in dem eine Kröte lebt, die in Reimen spricht.
Der König bittet um wunderbare Geschenke – unmöglich schwer zu finden oder herzustellen -, die seine Söhne ihm zeigen sollen: einen Teppich, der in feinster Handarbeit gefertigt wurde, und einen Ring von außerordentlicher Pracht als zweites Geschenk. Dem Einfaltspinsel gelingt es, die Gegenstände vor seinem Vater herzustellen, zur Eifersucht seiner älteren Brüder, die gegen die Idee sind, dass der Jüngste das Königreich erben soll.
Für eine letzte Aufgabe bittet der König die Prinzen, eine Frau oder Braut mitzubringen, die so fantastische Akrobatik und Pirouetten drehen kann, dass sie durch einen sehr kleinen Ring gehen können. Der Jüngste stellt seinen Fall der sprechenden Kröte vor, die einem anderen Frosch seines Teiches befiehlt, sich in eine von Mäusen gezogene Kutsche zu setzen und sich vor Gericht zu präsentieren. Als die Kutsche eintrifft, kommt eine schöne Prinzessin heraus, die das unmögliche Kunststück vollbringt und die Hand des Einfaltspinsel und des Königreichs verdient.
„Die drei Federn“ ist ein klassisches Volksmärchen, das typische Merkmale der Gattung aufweist:
- Aufbau: Drei Prüfungen, Wiederholungen (Dreierschema), klare Gliederung.
- Erzählperspektive: auktorialer Erzähler, außenstehend und wertend.
- Ort und Zeit: unspezifisch, typische Märchenwelt („Es war einmal“).
- Sprache: Einfacher Satzbau, formelhafte Wiederholungen („Jungfer grün und klein…“).
Die Figuren entsprechen Märchenarchetypen:
- Der Dummling (Held): Der Dummling ist der Held, der zunächst unterschätzt wird, aber durch Demut, Geduld und Offenheit letztlich siegt.
- Ältere Brüder (Antagonisten): Überheblich, arrogant, oberflächlich. Scheitern an Selbstüberschätzung und Faulheit. Verkörpern falsche Werte (Hochmut, Ignoranz). Die beiden älteren Brüder sind Antagonisten, arrogant und überheblich, die am Ende scheitern.
- Der König (Auftraggeber): Verkörpert Autorität, Fairness, aber auch Schwäche, da er leicht beeinflussbar ist.
- Kröte (Helferfigur): Vermittler zur magischen Welt, Verkörperung des Unbewussten. Unterstützt den Dummling uneigennützig. Die Kröte dient als magische Helferfigur, die Zugang zu verborgenen Schätzen und Wahrheiten gewährt.
- Federn: Stehen symbolisch für das Schicksal, das den Brüdern ihre Wege vorgibt. Verdeutlichen den Einfluss des Zufalls und der Bestimmung.
- Unterwelt (Falltür/Kröte): Symbolisiert das Unbewusste, Verdrängte oder verborgene Potenziale.
- Ring und Teppich: Stehen für Würde, Reinheit und Vollkommenheit – das Streben nach dem Idealzustand.
- Verwandlung der Kröte und Rübe: Zeigen, dass hinter scheinbar minderwertigen Dingen Großartiges verborgen sein kann.
Zentrale Themen sind die Gegensätze zwischen inneren Werten und äußerem Schein, Hochmut und Demut, sowie der Prozess persönlicher Reifung durch Prüfungen. Letztlich siegt Gerechtigkeit, indem der anfangs unterschätzte Dummling durch seine charakterlichen Qualitäten triumphiert.
- Innere Werte vs. äußere Erscheinung: Erfolg kommt nicht durch oberflächliche Klugheit, sondern durch innere Eigenschaften (Demut, Weisheit).
- Entwicklung und Reife: Durch Bewältigung von Prüfungen findet persönliche Reifung statt.
- Gerechtigkeit: Am Ende siegt das Gute und Wahre über Falschheit und Täuschung.
Stilistisch typisch sind Märchenformeln, Wiederholungen („Jungfer grün und klein…“), klare Gegensätze (klug/dumm, gut/schlecht) sowie ironische Elemente, besonders in der Darstellung der älteren Brüder.
- Märchenhafte, repetitive Sprache („Hutzelbein…“).
- Klarer Gegensatz zwischen den Figuren (gut vs. böse, klug vs. einfältig).
- Ironische Elemente durch das Verhalten der älteren Brüder (groteskes Scheitern).
Die linguistische Analyse des Märchens „Die drei Federn“ von den Brüdern Grimm kann aus verschiedenen Perspektiven erfolgen.
Syntax und Satzstruktur: Das Märchen verwendet hauptsächlich einfache, lineare Sätze, die typisch für mündliche Erzählungen sind. Komplexe Satzstrukturen sind selten. Die Wiederholungen der Satzkonstruktionen („Da sprach er…“, „Da kam er…“) verleihen der Erzählung einen rhythmischen Fluss.
Wortwahl und Lexik: Die Sprache im Märchen ist einfach und für ein breites Publikum zugänglich. Begriffe sind allgemeinverständlich und konkret, was wichtig ist, um junge Zuhörer und Leser anzusprechen. Wörter wie „Dummling“, „Kutsche“ und „Kröte“ sind spezifisch und anschaulich.
Stilmittel: Wiederholungen sind ein zentrales stilistisches Element der Grimmschen Märchen, was auch in „Die drei Federn“ zu finden ist. Die Wiederholung der Prüfungen (Teppich, Ring, Frau) mit ähnlichen Strukturen und Abläufen bringt eine gewisse Vorhersehbarkeit und beruhigende Wiedererkennung. Wörtliche Rede ist ebenfalls ein bedeutendes Stilmittel, das Charakteren eine Stimme verleiht und die Handlung lebendiger macht.
Symbolik und Metaphern: Federn im Märchen symbolisieren Schicksal oder Bestimmung, da sie den Weg der Brüder entscheiden. Die Kröte als Verwandlungswesen deutet auf unerwartete Schönheit und Wert im Verborgenen hin.
Pragmatik und Dialoge: Die Interaktionen zwischen den Brüdern und dem König spiegeln soziale Hierarchien und Machtverhältnisse wider. Der König ist die Entscheidungsinstanz, während die älteren Brüder Autorität beanspruchen. Der Dummling wird zunächst unterschätzt, was die Moral des Märchens unterstützt: Unerwartete Qualitäten können im Verborgenen liegen.
Narrative Struktur: Das Märchen folgt einer klassischen Dreischritt-Struktur, die Spannung und Erwartung aufbaut. Die Aufgaben, die der König seinen Söhnen stellt, spiegeln diese Struktur wider, bis die Erzählung zur Lösung und zur Belohnung des Helden gelangt.
Kulturelle und gesellschaftliche Aspekte: Die Erzählung spiegelt patriarchale Strukturen und Vorstellungen von Vererbung und Herrschaft wider. Intelligenz und Klugheit werden nicht unbedingt als Voraussetzung für Führung dargestellt, was durch die Figur des Dummlings gezeigt wird.
Diese Punkte beleuchten die linguistischen Merkmale und Techniken, die in „Die drei Federn“ verwendet werden und die dem Märchen seinen einzigartigen Charakter und Reiz verleihen.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Kennzahl | Wert |
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Nummer | KHM 63 |
Aarne-Thompson-Uther-Index | ATU Typ 402 |
Übersetzungen | DE, EN, DA, ES, FR, PT, IT, JA, NL, PL, RU, TR, VI, ZH |
Lesbarkeitsindex nach Amstad | 73.3 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 37.4 |
Flesch-Reading-Ease Index | 61.7 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 9.9 |
Gunning Fog Index | 10.2 |
Coleman–Liau Index | 11.7 |
SMOG Index | 9.7 |
Automated Readability Index | 11.2 |
Zeichen-Anzahl | 5.540 |
Anzahl der Buchstaben | 4.363 |
Anzahl der Sätze | 44 |
Wortanzahl | 934 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 21,23 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 151 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 16.2% |
Silben gesamt | 1.365 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,46 |
Wörter mit drei Silben | 56 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 6% |