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Es mag noch nicht über fünfzig Jahre sein, dass in Köln die sogenannten Heinzelmännchen ihr abenteuerliches Wesen trieben. Kleine nackende Männchen waren es, die allerhand taten, Brot backen, waschen und dergleichen Hausarbeiten mehrere; so wurde erzählt; doch hatte sie Niemand gesehen.

Zu der Zeit nun, als die Heinzelmännchen noch waren, gab es in Köln mancher Bäcker, der keine Knechte hielt, denn die Kleinen machten über Nacht immer so viel Schwarz- und Weißbrod, als der Bäcker in seinem Laden brauchte. In manchen Häusern wuschen sie und taten den Mägden alle ihre Arbeiten vor.

So war auch eben um diese Zeit ein erfahrener Schneider in Köln, dem sie gar gewogen schienen, denn als er heiratete, fand er am Hochzeittage die herrlichsten Speisen und das schönste Geräte in seiner Wohnung, welches die Kleinen anderwärts gestohlen, und ihrem Lieblinge gebracht hatten.

Als seine Familie sich nun mit der Zeit vermehrte, taten die Kleinen der Frau des Schneiders merklichen Vorschub in ihren häuslichen Geschäften, wuschen ihr, und scheurten ihr bei festlichen Gelegenheiten ihren Kupfer und Zinn, und das Haus vom Söller bis in den Keller. Hatte der Schneider zuweilen gar dringende Arbeit; so fand er sie Morgens ganz und gar von den Heinzelmännchen fertig gemacht.

Nun plagte aber die Schneidersfrau der Vorwitz, und sie wollte die Heinzelmännchen gern einmal sehen; wie sie sich aber anstellte, wollte es ihr doch nie gelingen. Sie streute daher einmal die Treppe voller Erbsen, auf dass die Heinzelmännchen fallen mögten, Schaden litten, und sie dieselben am anderen Morgen sehen könnte.

Dieser Anschlag schlug aber fehl, und seit dieser Zeit verloren sich die Heinzelmännchen ganz; wie überhaupt überall durch den Vorwitz der Leute, der schon so manches Schöne in der Welt zerstört hat.

Die Heinzelmännchen zogen darauf in gesamter Masse unter klingendem Spiele aus der Stadt; man hörte aber nur das Spiel, denn Niemand konnte die Männlein sehen, die sich darauf in ein Schiff setzten und wegfuhren, wohin? weiß Niemand. Doch sollen mit den Heinzelmännchen auch die guten Zeiten Kölns verschwunden sein.
Heinzelmännchen Gedicht von August Kopisch
Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul,… man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kamen bei Nacht,
Ehe man’s gedacht,
Die Männlein und schwärmten
Und klappten und lärmten,
Und rupften
Und zupften,
Und hüpften und trabten
Und putzten und schabten…
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,…
War all sein Tagewerk… bereits gemacht!
Die Zimmerleute streckten sich
Hin auf die Spän‘ und reckten sich.
Indessen kam die Geisterschar
Und sah was da zu zimmern war.
Nahm Meißel und Beil
Und die Säg‘ in Eil;
Und sägten und stachen
Und hieben und brachen,
Berappten
Und kappten,
Visierten wie Falken
Und setzten die Balken…
Eh sich’s der Zimmermann versah…
Klapp, stand das ganze Haus… schon fertig da!
Beim Bäckermeister war nicht Not,
Die Heinzelmännchen backten Brot.
Die faulen Burschen legten sich,
Die Heinzelmännchen regten sich –
Und ächzten daher
Mit den Säcken schwer!
Und kneteten tüchtig
Und wogen es richtig,
Und hoben
Und schoben,
Und fegten und backten
Und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor:
Da rückte schon das Brot,… das neue, vor!
Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell und Bursche lag in Ruh.
Indessen kamen die Männlein her
Und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.
Das ging so geschwind
Wie die Mühl‘ im Wind!
Die klappten mit Beilen,
Die schnitzten an Speilen,
Die spülten,
Die wühlten,
Und mengten und mischten
Und stopften und wischten.
Tat der Gesell die Augen auf,…
Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf!
Beim Schenken war es so: es trank
Der Küfer bis er niedersank,
Am hohlen Fasse schlief er ein,
Die Männlein sorgten um den Wein,
Und schwefelten fein
Alle Fässer ein,
Und rollten und hoben
Mit Winden und Kloben,
Und schwenkten
Und senkten,
Und gossen und panschten
Und mengten und manschten.
Und eh der Küfer noch erwacht,
War schon der Wein geschönt und fein gemacht!
Einst hatt‘ ein Schneider große Pein:
Der Staatsrock sollte fertig sein;
Warf hin das Zeug und legte sich
Hin auf das Ohr und pflegte sich.
Das schlüpften sie frisch
In den Schneidertisch;
Da schnitten und rückten
Und nähten und stickten,
Und fassten
Und passten,
Und strichen und guckten
Und zupften und ruckten,
Und eh mein Schneiderlein erwacht:
War Bürgermeisters Rock… bereits gemacht!
Neugierig war des Schneiders Weib,
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die andre Nacht,
Die Heinzelmännchen kommen sacht:
Eins fähret nun aus,
Schlägt hin im Haus,
Die gleiten von Stufen
Und plumpen in Kufen,
Die fallen
Mit Schallen,
Die lärmen und schreien
Und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
Mit Licht: husch husch husch husch! – verschwinden all!
O weh! nun sind sie alle fort
Und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
Man muss nun alles selber tun!
Ein jeder muss fein
Selbst fleißig sein,
Und kratzen und schaben
Und rennen und traben
Und schniegeln
Und biegeln,
Und klopfen und hacken
Und kochen und backen.
Ach, dass es noch wie damals wär!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Statistiken zum Märchen | Wert |
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Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 54.8 |
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Flesch–Kincaid Grade-Level | 12 |
Gunning Fog Index | 13.8 |
Coleman–Liau Index | 12 |
SMOG Index | 12 |
Automated Readability Index | 12 |
Zeichen-Anzahl | 2.203 |
Anzahl der Buchstaben | 1.774 |
Anzahl der Sätze | 13 |
Wortanzahl | 331 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 25,46 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 97 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 29.3% |
Silben gesamt | 541 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,63 |
Wörter mit drei Silben | 46 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 13.9% |
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