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Aschenbrödel
Grimm Märchen

Aschenbrödel - Märchen von Ludwig Bechstein

Vorlesezeit für Kinder: 8 min

Ein Mann und eine Frau hatten zwei Töchter, und es war auch noch eine Stieftochter da, des Mannes erstes liebes Kind, gar fromm und gut, aber nicht gern gesehen von ihrer Stiefmutter und den Stiefschwestern, deshalb wurde es auch schlecht behandelt. Es musste in der Küche den ganzen Tag über wohnen, alle Küchenarbeit tun, früh aufstehen, kochen, waschen und scheuern, und nachts musste es in der Bodenkammer schlafen. Da kroch es bisweilen lieber in die Asche am Küchenherd und wärmte sich, und da es davon nicht sauber aussehen konnte, so wurde es von der Mutter und den Schwestern noch obendrein Aschenbrödelchen genannt, aus Spott und Bosheit.

Einst war der Vater zur Messe gereist und hatte die Mädchen gefragt, was er ihnen mitbringen solle; da hatte die eine schöne Kleider, die andere Perlen und Edelgesteine gewünscht Aschenbrödel aber nur ein grünes Haselreis. Diese Wünsche hatte der Vater auch erfüllt. Die Schwestern putzten und schmückten sich, Aschenbrödel aber pflanzte das Reis auf das Grab ihrer Mutter und begoss es alle Tage mit ihren Tränen. Da wuchs das Reis sehr schnell und wurde ein schönes Bäumlein, und wenn Aschenbrödel auf dem Grab ihrer Mutter weinte, so kam allemal ein Vöglein geflogen, das sah sie mitleidig an.

Da begab sich’s, dass der König ein Fest anstellte und dazu alle Jungfrauen des Landes einladen ließ, denn sein Sohn sollte sich aus ihnen eine Braut wählen. Und da schmückten sich die Schwestern überaus reizend, und Aschenbrödel musste ihnen die Haare kämmen und schöne Zöpfe flechten, und dass sie auch gern zum Tanz mitgehen mochte, das fiel gar niemand ein. Als sie endlich es wagte, um Erlaubnis zu bitten, ward sie schrecklich ausgelacht, dass sie sich einfallen ließe, zum Tanz gehen zu wollen, da sie doch keine schönen Kleider habe und Schuhe. Die böse Stiefmutter nahm geschwind eine Schüssel voll Linsen, warf diese in die Asche und sagte: »So, so, Aschenbrödel, mache dir etwas zu tun, lies erst die Linsen; dann sollst du mitgehen, musst aber in zwei Stunden fertig sein.«

Das arme Kind ging in den Garten und rief dem Vöglein auf ihrem Haselnussbaum und auch den Täubchen, dass sie lesen sollten die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen, und bald wimmelte es von Tauben und andern Vögeln, da währte es gar nicht lange, so war die Schüssel voll Linsen ganz rein gelesen. Aber wie das gute Mädchen voller Freude die Linsen brachte, ärgerte sich die Stiefmutter und schüttete jetzt zwei Schüsseln voll Linsen in die Asche, und die sollte es nun auch noch in zwei Stunden lesen. Aschenbrödel weinte, rief aber die Vöglein wieder, und bald war auch diese Arbeit getan. Es wurde ihr aber dennoch nicht Wort gehalten, sondern sie wurde ausgelacht, denn sie habe ja keine Kleider und keine Schuhe, und wie sie sei, könne sie sich nimmermehr sehen lassen, auch müsse der Königssohn und jeder andre einen schlechten Geschmack haben, der mit ihr tanze, und da gingen jene Stolzen fort und ließen Aschenbrödel tief betrübt zurück. Die ging zu ihrem Bäumchen und weinte bitterlich, da kam das Vöglein geflogen und rief:»Mein liebes Kind, O sage mir,
Was du wünschest, schenk ich dir!«
Da rief Aschenbrödel, indem sie das Bäumchen anfasste:»O liebes Bäumchen, rüttle dich!
O liebes Bäumchen, schüttle dich!
Wirf schöne Kleider über mich!«
Da flogen ein schönes Kleid herunter und kostbare Strümpfe und Schuhe, das zog Aschenbrödel geschwind an und ging auf den Ball, und das Mädchen war so schön, ach, so schön, dass es gar niemand kannte, auch nicht einmal seine Mutter und seine Schwestern, und der Königssohn tanzte nur mit ihm und mit keiner andern Jungfrau, und als es abends nach Hause ging, wollte er ihm folgen, es entwich ihm aber, zog geschwind Kleid und Schuhe aus auf dem Grabe, unter dem Bäumchen, und legte sich in seine Asche. Kleider und Schuhe verschwanden augenblicklich.

So ging es noch zweimal, immer kam Aschenbrödel unerkannt und in stets schönern Kleidern zum Tanze, immer tanzte der Königssohn nur mit ihm, und immer folgte dieser, und beim dritten Mal verlor es von ungefähr den einen kleinen goldnen Schuh; der Königssohn hob ihn auf, bewunderte seine Zierlichkeit und sprach es laut, ließ es auch durch die Herolde kundtun, nur die Jungfrau, an deren Fuß der kleine Schuh passe, solle seine Gemahlin werden, und ritt von Haus zu Haus, die Probe zu machen.

Vergebens probierten die beiden Schwestern den kleinen Schuh; es war, als ob ihre Füße ordentlich größer würden, da fragte der Königssohn, ob nicht drei Töchter da wären, und der Mann sagte: »Ja, Herr Prinz! Noch ein kleines Aschenbrödelchen !«

Und die Mutter setzte gleich hinzu: »Die sich nicht sehen lassen kann.«

Der Königssohn wollte sie aber doch sehen; Aschenbrödel wusch sich fein und rein und trat ein, auch in ihrem aschgrauen Kittelchen durch ihre Schönheit die Schwestern überstrahlend. Und wie es den goldnen Schuh anzog, so passte er prächtig, wie angegossen. Und der Königssohn erkannte sie nun auch gleich wieder und rief: »Das ist meine holde Tänzerin, meine liebe Braut!« nahm sie, führte sie aufs Schloss und befahl, ein stattliches Hochzeitsfest zuzurüsten.

Beim Kirchgang hatte Aschenbrödel ein ganz goldenes Kleid an und ein goldnes Krönlein auf dem Kopf; ihre Schwestern gingen ihr voll Neid zur Rechten und zur Linken. Da kam das Vöglein vom Haselbäumchen und pickte jeder ins Auge, dass dies erblindete. Als nun die Braut aus der Kirche ging, kam wieder das Vöglein und pickte wieder jeder das andere Auge aus, und so waren sie für ihren Neid und Bosheit mit Blindheit geschlagen ihr Leben lang.

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Hintergründe

Interpretationen

Analyse

Ludwig Bechsteins Erzählung „Aschenbrödel“ ist eine von vielen Varianten des Aschenputtel-Motivs, das in vielen Kulturen seit Jahrhunderten überliefert wird. In dieser Geschichte lebt Aschenbrödel bei ihrer Stiefmutter und ihren Stiefschwestern, die sie verachten und demütigen, indem sie sie zur Küchenarbeit zwingen und sie in Lumpen kleiden. Der zentrale Wendepunkt der Geschichte ist die Einladung des Königs zu einem Fest, bei dem sein Sohn eine Braut wählen soll. Trotz der Hindernisse, die ihre boshafte Stiefmutter ihr in den Weg legt, gelingt es Aschenbrödel mithilfe eines zauberhaften Vögleins, auf dem Ball zu erscheinen und das Herz des Prinzen zu gewinnen.

In Bechsteins Version ist das Motiv des Haselreisigbaums wichtig, das Aschenbrödel von ihrem Vater mitgebracht bekam und auf das Grab ihrer Mutter pflanzte. Der Baum und das Vöglein, das darauf wohnt, helfen ihr, ihre Wünsche zu erfüllen. Im Gegensatz zu anderen Versionen der Aschenputtel-Geschichte, in denen eine Fee die Rolle des Helfers übernimmt, ist hier der Baum eine Verkörperung der Mutterliebe und der natürlichen Magie.

Ein weiteres Merkmal, das in dieser Version hervorsticht, ist die Bestrafung der neidischen Schwestern durch das Vöglein, das ihnen die Augen auspickt und sie dadurch mit Blindheit für ihre Bosheit bestraft. Diese drastische Strafe entspricht dem moralistischen Ton vieler Volksmärchen, bei denen Tugend belohnt und Bosheit bestraft wird.

Bechsteins „Aschenbrödel“ hebt sich durch seine poetische Sprache und die Betonung von Natur und Magie von anderen Aschenputtel-Versionen ab, und es bleibt eine wichtige Erzählung in der Tradition der europäischen Märchen, die die Themen Unschuld, Gerechtigkeit und die transformative Kraft der Liebe behandelt.

Ludwig Bechsteins Version des Märchens „Aschenbrödel“ bietet eine einzigartige Variante der bekannten Aschenputtel-Geschichte. In dieser Fassung wird die Stieftochter Aschenbrödel von ihrer Stiefmutter und ihren Stiefschwestern schlecht behandelt. Ihr Alltag ist geprägt von harter Arbeit und sie schläft in der Bodenkammer. Ihr Spitzname „Aschenbrödel“ kommt von der Asche, in die sie sich oft setzt, um sich zu wärmen.

Die zentralen Elemente der Geschichte sind die grausame Behandlung des Mädchens durch ihre Stiefmutter und Schwestern, das Wunder, das durch das Pflanzen eines Haselnussreis auf dem Grab ihrer Mutter geschieht, und das Fest des Königs, bei dem der Sohn des Königs sich eine Braut aussuchen soll. Aschenbrödel wird durch die Hilfe eines Vögleins, das auf ihrem Haselnussbaum lebt, mit schönen Kleidern ausgestattet, wodurch sie unerkannt am Fest teilnehmen kann. Der Königssohn verliebt sich in sie und setzt alles daran, sie zu finden, was schließlich durch das Finden des passenden goldenen Schuhs gelingt. Bemerkenswert in dieser Version ist die Bestrafung der bösen Schwestern durch das Vöglein, das ihnen aus Neid und Bosheit die Augen auspickt, was ein moralisches Element in die Geschichte einführt.

Diese Erzählung hebt die Themen von Gut und Böse, Belohnung für Tugend, und Bestrafung für Bosheit stark hervor. Sie betont die Hilfe, die Aschenbrödel von der Natur und übernatürlichen Kräften erhält, was in vielen Märchen ein klassisches Motiv ist. Bechsteins Variante zeigt die transformative Kraft der Trauer, die schließlich zu Aschenbrödels neuer Identität und ihrem Glück führt.

Die linguistische Analyse des Märchens „Aschenbrödel“ von Ludwig Bechstein kann auf mehreren Ebenen erfolgen:

Erzählsprache und Stil: Das Märchen ist im narrativen Stil gehalten, wie es für traditionelle Märchen typisch ist. Es wird eine klare, einfache Sprache verwendet, die für ein breites Publikum, insbesondere Kinder, verständlich ist. Die Erzählweise ist linear und folgt einem klaren Anfang-Mitte-Ende-Schema.

Charakterisierung der Figuren

Die Sprache unterscheidet klar zwischen den Figuren: Aschenbrödel wird durch positive Adjektive charakterisiert (frömlich, gut, schön), während die Stiefmutter und Stiefschwestern negativ beschrieben werden (böse, neidisch, stolz). Diese Adjektive dienen dazu, die moralische Polarität der Figuren zu unterstreichen, ein häufiges Stilmittel in Märchen.

Symbolik: Das Märchen verwendet stark symbolische Sprache. Das Aschenbrödel selbst symbolisiert Reinheit und Unschuld, während die Asche als Zeichen der Erniedrigung und schlechten Behandlung dient. Der Haselbaum und das Vöglein sind Symbole der Hoffnung und des göttlichen Eingreifens. Der goldene Schuh symbolisiert das wahre Ich und die Anerkennung der inneren Schönheit.

Sprachliche Mittel: Das Märchen nutzt Wiederholungen, etwa in der Anrufung des Haselbaums („O liebes Bäumchen, rüttle dich! O liebes Bäumchen, schüttle dich!“), um magische Momente zu betonen. Die direkte Rede hebt Dialoge hervor und verleiht der Geschichte Lebendigkeit.

Morphologie und Syntax: Die Sätze variieren in ihrer Länge, sind aber zumeist einfach und leicht verständlich. Die Verwendung von Imperativen („lies erst die Linsen“) zeigt Befehle und unterstreicht die Hierarchie zwischen den Figuren. Zusammengesetzte Haupt- und Nebensätze werden genutzt, um Handlungsabfolgen klar darzustellen.

Rhythmus und Klang: Durch die Verwendung von Reimen und rhytmischen Anrufungen („Was du wünschest, schenk ich dir!“) erhält das Märchen eine melodische Qualität, die beim mündlichen Erzählen besonders zur Geltung kommt.

Insgesamt nutzt Bechstein typische Merkmale der Märchensprache, die durch klare Kontraste, symbolische Elemente und eine moralisch aufgeladene Handlung geprägt sind, um universelle Themen wie Gerechtigkeit, Bescheidenheit und Triumph der Tugendhaftigkeit zu vermitteln.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
Lesbarkeitsindex nach Amstad72.3
Lesbarkeitsindex nach Björnsson40.5
Flesch-Reading-Ease Index59.7
Flesch–Kincaid Grade-Level9.9
Gunning Fog Index9.8
Coleman–Liau Index12
SMOG Index11.1
Automated Readability Index11.8
Zeichen-Anzahl2.338
Anzahl der Buchstaben1.880
Anzahl der Sätze19
Wortanzahl382
Durchschnittliche Wörter pro Satz20,11
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben78
Prozentualer Anteil von langen Wörtern20.4%
Silben gesamt572
Durchschnittliche Silben pro Wort1,50
Wörter mit drei Silben36
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben9.4%
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