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Das Mäuslein Sambar, oder die treue Freundschaft der Tiere
Grimm Märchen

Das Mäuslein Sambar, oder die treue Freundschaft der Tiere - Märchen von Ludwig Bechstein

Vorlesezeit für Kinder: 10 min

In einem weiten Wald war des Wildes viel, und darin stand ein großer Baum mit vielen Ästen, auf dem hatte ein Rabe sein Nest. Da sah er zu einer Zeit den Vogelsteller kommen und ein Garn unter den Baum spannen, erschrak und bedachte sich und dachte: Spannt dieser Weidmann sein Jagdzeug deinetwegen oder wegen anderer Tiere? Das wollen wir doch sehen! Indem so streute der Vogelsteller Samen auf die Erde, richtete sein Garn und stellte sich auf die Lauer. Bald darauf kam eine Taube mit einer ganzen Schar anderer Tauben, deren Führerin sie war, und da sie den Samen sahen und des Garns nicht acht gaben, so fielen sie darauf, und das Netz schlug zusammen und bedeckte sie alle. Des freute sich der Vogler, und die Tauben flatterten unruhig hin und her. Da sprach die Taube, welche die Führerin war, zu den andern Tauben: »Verlasse sich keine auf sich allein und habe keine sich selbst lieber als die andern, sondern lasset uns alle zugleich aufschwingen, vielleicht, dass wir das Garn mit in die Höhe nehmen, so erledigt eine jegliche sich selbst und die andern mit ihr.« Diesem Rate folgten die Tauben, flogen zugleich auf und hoben das Garn mit in die Lüfte. Der Vogelsteller hatte das Nachsehen und das Nachlaufen, um zu gewahren, wo sein Netz wieder herab zur Erde fallen werde; der Rabe aber dachte bei sich: du willst doch auch nachfolgen und sehen, was aus diesem Wunder werden will?

Als die kluge Führerin der Tauben sah, dass der Jäger ihrem Flug nachlief, sprach sie zu ihren Gefährtinnen: »Sehet, der Weidmann folgt uns nach; beharren wir auf der Richtung über dem Wege, so bleiben wir ihm im Gesicht, und werden ihm nicht entgehen, fliegen wir aber über Berge und Täler, so vermag er uns nicht im Auge zu behalten und muss von seiner Verfolgung abstehen, da er daran verzweifeln wird, uns wieder zu finden. Nicht weit von hier ist eine Schlucht, da wohnt eine Maus, meine Freundin, ich weiß, dass, wenn wir zu ihr kommen, sie uns das Netz zernagt und uns erlöst.«

Die Tauben folgten dem Rat ihrer Führerin und kamen dem Vogler aus dem Gesicht. Der Rabe aber flog langsam hinter ihnen her, um zu sehen, was aus dieser Geschichte werden würde, und auf welche Weise sich wohl die Tauben von dem Netz erledigen würden, und ob er nicht lernen werde, in eigener Gefahr ihr Rettungsmittel zu gebrauchen?

Indessen erreichten die Tauben jene Schlucht, wo das Mäuschen wohnte, ließen sich nieder und sahen, dass die Maus wohl hundert Löcher und Aus- und Eingänge zu ihrer unterirdischen Wohnung hatte, um an vielen Enden bei drohender Gefahr sich verbergen zu können. Die Maus hieß Sambar, und die kluge Taube rief nun der Freundin: »Sambar, komm heraus!« – Da rief das Mäuslein inwendig: »Wer bist du?« und da rief die Taube: »Ich bin es, die Taube, deine Freundin!« Und da kam das Mäuslein, guckte aus einem der Löcher vorsichtig und fragte: »O liebe Gesellin, wer hat dich so überstrickt?« Da sprach die Taube: »O liebe Freundin! Weißt du nicht, dass keiner lebt, dem Gott nicht ein widerwärtiges Verhängnis schickt? Und der Betrügerinnen arglistigste ist die Zeit! Sie streute mir süße Weizenkörner und verbarg meinen Augen das trugvolle Netz, so dass ich mit meinen Freundinnen hineinfiel. Niemand verwahret sich der Schickung, die von oben kommt, ja Mond und Sonne leiden auch Verfinsterung, und aus des Sees grundloser Tiefe lockt der Menschen Trug den Fisch, wie er den Vogel aus der Lüfte Meer herab in seine falschen Schlingen zieht.«

Als die Taube dies mit vieler Beredsamkeit gesprochen, begann die Maus das Netz zu zernagen, und zwar an dem Ende, wo ihre Gespielin, die Taube, lag, diese aber sprach: »Fange an bei den andern, meinen Schwestern, und wenn du sie alle befreit hast, dann befreie auch mich.« Aber die Maus folgte ihr nicht, obgleich sie wiederholt bat, und wie sie noch einmal die Maus darum ansprach, so fragte diese: »Was sagst du mir dies so oft, als ob du nicht auch wünschtest frei zu sein?« Darauf antwortete die Taube: »Lass meine Bitte dir nicht missfallen; diese meine Schwestern haben mir vertraut als ihrer Führerin; sie folgten willig mir und voll Vertrauen und durch meine Unvorsichtigkeit gerieten sie unter das Netz, darum ist es billig, dass ich auf ihre Erlösung eher denke als auf die meinige, zumal es nur durch ihre gemeinsame Hilfe gelang, auch mich zu erheben samt des Voglers Garn. Auch möchtest du ermüden bei den andern, weißt du aber mich, deine liebste Freundin, noch im Netz, so wirst du mich nicht verlassen.«

Darauf sprach das Mäuslein: »O liebe gute Taube, Taubenherz; viel Ehre macht dir diese Gesinnung und muss die Liebe stärken zwischen dir und deinen Gesellinnen.« Und sie zernagte das Netz allenthalben, und die Tauben flogen frei und fröhlich ihren Weg, die Maus aber schlüpfte wieder in ihr Löchlein.

Das alles hatte der Rabe, der in der Nähe sich auf einen Baum niedergelassen hatte, gesehen und mitangehört, und hielt hierauf ein Selbstgespräch: »Wer weiß«, sprach er, »ob ich nicht auch in gleiche Lage und Gefahr komme wie diese Tauben? Dann ist es doch gar herrlich, edle Freunde zu haben, die uns aus der Not helfen. Mit dieser Maus möchte mir Freundschaft allewege frommen!«

Und da flog er von seinem Baum und hüpfte zu der Schlucht und rief: »Sambar, komme heraus!« Und drinnen rief das Mäuselein: »Wer bist du?« Da sprach er: »Ich bin der Rabe und habe gesehen, was deiner lieben Freundin, der Taube begegnet ist, und wie Gott sie befreit hat durch deine Treue, deshalb komme ich, auch deine Freundschaft zu suchen.« Da sprach Sambar, das kluge Mäuslein, ohne dass es hervorkam: »Es kann nicht Freundschaft sein zwischen dir und mir; ein Weiser strebt nur zu erlangen das, was möglich ist, und unweise gilt, der das Unmögliche erringen will. So führe einer Schiffe übers Land und Karren übers Meer. Wie könnte zwischen uns Gesellschaft sein, da ich dein Fraß bin, und der Fresser du?« Da sprach der Rabe: »Mäuselein, versteh mich wohl und sinn meiner Rede nach. Was frommte mir, fräße ich dich auf, dein Tod! Dein Leben soll mir hilfreich sein, und deine Freundschaft so beständig wie Ambra, der lieblich duftet, ob man auch verhüllt ihn trägt.« Darauf sprach die Maus: »Wisse, Rabe, der Hass der Begierde ist der größte Hass. Löwe und Elefant hassen einander ihrer Stärke halber, das ist ein edler und gleicher Hass des Mutes und des Streites; aber der eingefleischte Hass des Starken gegen den Schwachen, das ist ein unedler und ungleicher Hass; so hasst der Habicht das Rebhuhn, die Katze die Ratte, der Hund den Hasen, und du mich. Erhitze Wasser am Feuer, dass es gleich dem Feuer dicht brennt, es wird darum doch kein Feuer sein, auch nie des Feuers Freund, sondern es wird, in das Feuer geschüttet, dieses dennoch dämpfen. Die Weisen sagen: Wer seinem Feind anhängt, gleicht dem, der eine giftige Schlange in seine Hand nimmt; er weiß nicht, wann sie ihn beißen wird. Der Kluge traut seinem Feinde niemals, sondern er hält sich fern von ihm, sonst geschieht ihm, wie einst dem Manne mit der Schlange geschah.«

Der Rabe fragte: »Wie geschah dem?« Und da erzählte ihm die Maus folgendes Märchen:Der Mann und die Schlange

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Hintergründe

Interpretationen

Analyse

In „Das Mäuslein Sambar, oder die treue Freundschaft der Tiere“ von Ludwig Bechstein wird eine Fabel erzählt, die vom Wert und der Weisheit wahrer Freundschaft handelt. Die Geschichte beginnt in einem Wald, wo ein Vogelsteller ein Netz auslegt, um Vögel zu fangen. Ein Rabe beobachtet das Ganze und sieht, wie eine Taube mit ihrer Schar in das Netz gerät. Die Taube, als kluge Führerin, rät ihren Gefährtinnen, gemeinsam in die Luft zu fliegen, sodass sie das Netz mitnehmen können. Dies gelingt, und sie entkommen dem Vogelsteller.

Auf ihrer Flucht bringt die führende Taube die Gruppe zu ihrer Freundin, der Maus Sambar, die in einer Schlucht wohnt. Mit vielen Eingängen gesichert, lebt sie dort sicher vor Feinden. Sambar befreit die Tauben aus dem Netz, indem sie es durchkaut, beginnend bei den Schwestern der führenden Taube, obwohl diese darauf besteht, dass sie als Letzte befreit werden soll. Die Taube zeigt dadurch eine selbstlose Einstellung, indem sie die Freiheit der anderen vor ihre eigene stellt, was die Freundschaft zwischen ihnen nur stärkt.

Der Rabe beobachtet dies und realisiert, dass es wertvoll ist, Freunde zu haben, die einem in der Not helfen. Er nähert sich Sambar, um Freundschaft zu schließen, was die Maus zunächst skeptisch abwehrt, da sie den Raben als natürlichen Feind betrachtet. Der Rabe versucht, sie von der Stärke einer ungewöhnlichen Freundschaft zu überzeugen, argumentierend, dass ihr freundschaftlicher Beistand ihm langfristig mehr Nutzen brächte als der schnelle Gewinn durch Nahrungsaufnahme.

Sambar bleibt jedoch vorsichtig und erzählt dem Raben eine weitere moralische Geschichte: „Der Mann und die Schlange“, um die Risiken und Gefahren von Vertrauensstellungen gegenüber natürlichen Feinden zu verdeutlichen. Diese Fabel innerhalb der Fabel unterstreicht die zentrale Thematik von Bechsteins Märchen: Vorsicht im Umgang mit natürlichen Gegensätzen und die Weisheit, nur solche Bindungen einzugehen, die wirklich von Bestand sein können.

„Das Mäuslein Sambar, oder die treue Freundschaft der Tiere“ von Ludwig Bechstein bietet zahlreiche Möglichkeiten für unterschiedliche Interpretationen. Das Märchen thematisiert unter anderem Freundschaft, Zusammenhalt und das Überwinden von Vorurteilen. Hier sind einige mögliche Interpretationen und Themen, die aus dem Märchen hervorgehen:

Kollektive Stärke: Die Tauben zeigen, dass gemeinsames Handeln erfolgreicher ist als individuelles Streben. Ihre kollektive Anstrengung, das Netz zu heben, symbolisiert die Stärke der Gemeinschaft.

Opferbereitschaft und Führung: Die Taubenführerin stellt das Wohl ihrer Gruppe über ihr eigenes, indem sie darum bittet, dass ihre Schwestern zuerst befreit werden. Dieses Verhalten kann als Beispiel für echte Führungsqualitäten und Selbstlosigkeit interpretiert werden.

Unterschiedliche Beziehungen und Vorurteile: Die anfängliche Skepsis der Maus gegenüber dem Raben zeigt, wie Vorurteile Unsicherheiten über die wahren Absichten eines Fremden schüren können. Die Maus muss jedoch lernen, über ihre Befürchtungen hinauszublicken, um neue freundschaftliche Bande zu knüpfen.

Ethisches Verhalten: Der Rabe wird von der edlen Tat der Taubenführerin inspiriert. Hier zeigt sich, wie gutes Vorbildverhalten andere dazu bringen kann, ihre eigenen Werte und Handlungen zu hinterfragen und zu verbessern.

Die Rolle des Zufalls im Leben: Die Taubenführerin reflektiert über die Unberechenbarkeit des Schicksals und die Tatsache, dass selbst die Mächtigsten (wie Sonne und Mond) Rückschläge erleben. Dies verdeutlicht die Akzeptanz der Unbeständigkeit der Lebensumstände.

Diese Interpretationen verdeutlichen, dass Bechsteins Märchen nicht nur eine einfache Tiergeschichte ist, sondern Erkenntnisse über menschliches Verhalten, soziale Dynamiken und moralische Werte bietet.

In Ludwig Bechsteins Märchen „Das Mäuslein Sambar, oder die treue Freundschaft der Tiere“ wird in einer typischen Märchenform eine Geschichte über Vertrauen, Freundschaft und Klugheit erzählt. Die Erzählung beginnt mit einem Raben, der einem Vogelsteller zuschaut, wie er ein Netz aufstellt, um damit Vögel zu fangen. Eine Taube und ihre Schar geraten in das Netz und werden gefangen. Doch die kluge Taube, die die Anführerin ist, schmiedet einen Plan, um sich und die anderen Tauben zu befreien – sie sollen gemeinsam aufschwingen und das Netz mit in die Lüfte nehmen.

Dieser Akt der Kooperation und gemeinsamen Kraftanstrengung führt dazu, dass die Tauben aus der unmittelbaren Gefahr des Vogelfängers entkommen und zu einer Maus namens Sambar fliegen, die als Freundin der Taube bekannt ist. Sambar hilft schließlich den Tauben, indem sie das Netz zernagt und sie befreit. Bevor Sambar jedoch beginnt, das Netz zu durchtrennen, beharrt die Taube darauf, dass zuerst ihre Gefährtinnen befreit werden sollen, bevor sie selbst befreit wird. Diese selbstlose Handlung der Taube unterstreicht die Bedeutung von Verantwortung und Selbstaufopferung für das Wohl der Gemeinschaft.

Während der ganze Vorfall vom Raben beobachtet wird, erwacht in ihm der Wunsch, Freundschaft mit Sambar zu schließen. Er sieht den Wert in edlen Freunden, die in der Not helfen können. Doch die Maus Sambar erhebt Bedenken gegenüber der Freundschaft mit einem potenziellen Räuber und argumentiert klug, warum eine Freundschaft zwischen einem Raubvogel und einer Maus schwierig sei.

Das Märchen verwendet anthropomorphisierte Tiere, um moralische und praktische Lektionen über das Leben und das Zusammensein in einer Gemeinschaft zu vermitteln. Bechstein hebt durch die Charaktere und ihre Handlungen Werte wie Kooperation, Loyalität und Klugheit hervor, die relevant für das soziale Miteinander sind. Die Tiere, die ihren natürlichen Instinkten widersprechen, repräsentieren die Möglichkeit des Überwindens von Vorurteilen zugunsten einer friedlicheren und respektvolleren Koexistenz.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
Lesbarkeitsindex nach Amstad75.8
Lesbarkeitsindex nach Björnsson38.8
Flesch-Reading-Ease Index64.9
Flesch–Kincaid Grade-Level9.2
Gunning Fog Index10.1
Coleman–Liau Index11.8
SMOG Index10.4
Automated Readability Index10.8
Zeichen-Anzahl4.875
Anzahl der Buchstaben3.900
Anzahl der Sätze41
Wortanzahl832
Durchschnittliche Wörter pro Satz20,29
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben154
Prozentualer Anteil von langen Wörtern18.5%
Silben gesamt1.193
Durchschnittliche Silben pro Wort1,43
Wörter mit drei Silben64
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben7.7%
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