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Das Märchen von den sieben Schwaben
Grimm Märchen

Das Märchen von den sieben Schwaben - Märchen von Ludwig Bechstein

Vorlesezeit für Kinder: 8 min

Einmal waren sieben Schwaben beisammen, der erste war der Herr Schulz, der zweite der Jackli, der dritte der Marli, der vierte der Jergli, der fünfte der Michal, der sechste der Hans, der siebente der Veitli; die hatten alle siebene sich vorgenommen, die Welt zu durchziehen, Abenteuer zu suchen und große Taten zu vollbringen. Damit sie aber auch mit bewaffneter Hand und sicher gingen, sahen sie’s für gut an, dass sie sich zwar nur einen einzigen, aber recht starken und langen Spieß machen ließen.

Diesen Spieß fassten sie alle siebene zusammen an, vorn ging der kühnste und männlichste, das musste der Herr Schulz sein, und dann folgten die andern nach der Reihe, und der Veitli war der letzte.

Nun geschah es, als sie im Heumonat eines Tags einen weiten Weg gegangen waren, auch noch ein gut Stück bis in das Dorf hatten, wo sie über Nacht bleiben mussten, dass in der Dämmerung auf einer Wiese ein großer Rosskäfer oder eine Hornisse nicht weit von ihnen hinter einer Staude vorbeiflog und feindlich brummelte. Der Herr Schulz erschrak, dass er fast den Spieß hätte fallen lassen und ihm der Angstschweiß am ganzen Leibe ausbrach.

»Horcht, horcht«, rief er seinen Gesellen, »Gott, ich höre eine Trommel!«

Der Jackli, der hinter ihm den Spieß hielt und dem ich weiß nicht was für ein Geruch in die Nase kam, sprach:»Etwas ist ohne Zweifel vorhanden,
denn ich schmeck das Pulver und den Zündstrick.«
Bei diesen Worten hub der Herr Schulz an, die Flucht zu ergreifen, und sprang im Hui über einen Zaun, weil er aber gerade auf die Zinken eines Rechens sprang, der vom Heumachen da liegengeblieben war, so fuhr ihm der Stiel ins Gesicht und gab ihm einen ungewaschenen Schlag.

»O wei, o wei«, schrie der Herr Schulz, »nimm mich gefangen, ich ergebe mich, ich ergebe mich!«

Die andern sechs hüpften auch alle einer über den andern herzu und schrieen: »Gibst du dich, so gebe ich mich auch, gibst du dich, so gebe ich mich auch.« Endlich, wie kein Feind da war, der sie binden und fortführen wollte, merkten sie, dass sie betrogen waren; und damit die Geschichte nicht unter die Leute käme und sie nicht genarrt und gespottet würden, verschwören sie sich untereinander, so lang davon stillzuschweigen, bis einer unverhofft das Maul auftäte. Hierauf zogen sie weiter. Die zweite Gefährlichkeit, die sie erlebten, kann aber mit der ersten nicht verglichen werden. Nach etlichen Tagen trug sie ihr Weg durch ein Brachfeld, da saß ein Hase in der Sonne und schlief, streckte die Ohren in die Höhe und hatte die großen gläsernen Augen starr aufstehen. Da erschraken sie bei dem Anblick des grausamen und wilden Tieres insgesamt und hielten Rat, was zu tun das wenigst gefährliche wäre. Denn so sie fliehen wollten, war zu besorgen, das Ungeheuer setzte ihnen nach und verschlänge sie alle mit Haut und Haar. Also sprachen sie: »Wir müssen einen großen und gefährlichen Kampf bestehen, frisch gewagt ist halb gewonnen!« fassten alle siebene den Spieß an, der Herr Schulz vorn und der Veitli hinten. Der Herr Schulz wollte den Spieß noch immer anhalten, der Veitli aber war hinten ganz mutig geworden, wollte losbrechen und rief:»Stoß zu in aller Schwabe Name,
sonst wünsch i, dass ihr möcht erlahme.«
Aber der Hans wusst ihn zu treffen und sprach:»Beim Element, du hascht gut schwätze,
bischt stets der letscht beim Drachehetze.«
Der Michal rief:»Es wird nit fehle um ei Haar,
so ischt es wohl der Teufel gar.«
Drauf kam an den Jergli die Reihe, der sprach:»Ischt er es nit, so ischt’s sei Muter
oder des Teufels Stiefbruder.«
Der Marli hatte da einen guten Gedanken und sagte zum Veitli,»Gang, Veitli, gang, gang du voran,
i will dahinte vor di stahn.«
Der Veitli aber hörte nicht drauf, und der Jackli sagte:»Der Schulz, der muss der erschte sei,
denn ihm gebührt die Ehr allei.«
Da nahm sich der Herr Schulz ein Herz und sprach gravitätisch:»So zieht denn herzhaft in den Streit
hieran erkennt man tapfre Leut.«
Da gingen sie insgesamt auf den Drachen los. Der Herr Schulz segnete sich und rief Gott um Beistand an; wie aber das alles nicht helfen wollte und er dem Feind immer näher kam, schrie er in großer Angst: »Hau! hurlehau! hau! hauhau!« Davon erwachte der Has, erschrak und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz so feldflüchtig sah, da rief er voll Freude:»Potz, Veitli, lueg, lueg, was ischt das?
Das Ungehüer ischt a Has.«
Der Schwabenbund suchte aber weiter Abenteuer und kam an die Mosel, ein moosiges, stilles und tiefes Wasser, darüber nicht viel Brücken sind, sondern man an mehreren Orten sich muss in Schiffen überfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hinüberkommen könnte. Der Mann verstand wegen der Weite und wegen ihrer Sprache nicht, was sie wollten, und fragte auf sein Trierisch: »Wat? Wat?« Da meinte der Herr Schulz, er spräche nicht anders als: »Wate, wate durchs Wasser«, und hub an, weil er der Vorderste war, sich auf den Weg zu machen und in die Mosel hineinzugehen. Nicht lang, so versank er in den Schlamm und in die antreibenden tiefen Wellen, seinen Hut aber jagte der Wind hinüber an das jenseitige Ufer, und ein Frosch setzte sich dabei und quakte »wat, wat, wat«. Die sechs andern hörten das drüben und sprachen: »Unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns, kann er hinüberwaten, warum wir nicht auch?« Sprangen darum eilig alle zusammen in das Wasser und ertranken, also dass ein Frosch ihrer sechse ums Leben brachte und niemand von dem Schwabenbund wieder nach Haus kam.

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Hintergründe

Interpretationen

Analyse

„Das Märchen von den sieben Schwaben“ von Ludwig Bechstein ist eine humorvolle und satirische Erzählung, die die Abenteuer von sieben Schwaben beschreibt, die auszogen, um die Welt zu erkunden und große Taten zu vollbringen. Jeder von ihnen hat seine spezifischen Charakterzüge und trägt zur komischen Dynamik der Geschichte bei.

Die Erzählung beginnt mit den sieben Schwaben, die gemeinsam einen langen Spieß als ihre einzige Waffe anfertigen lassen. Sie reihten sich hintereinander auf, um die Welt zu durchwandern. Der Anführer der Gruppe, Herr Schulz, führt die Gruppe an, und Veitli bildet das Schlusslicht. Was folgt, sind eine Reihe von Missverständnissen und Übertreibungen, die die Schwaben oft in lächerliche oder sogar gefährliche Situationen bringen.

Ein typisches Beispiel ist die Szene, in der die Schwaben auf einen Grasshopper oder eine Hornisse treffen, die vom Herrn Schulz als Trommeln von einem feindlichen Heer missinterpretiert wird. Die Schwaben geraten in Panik, was zu einem komischen Durcheinander führt, bei dem jeder sich ergibt, obwohl kein wirklicher Feind vorhanden ist.

In einer weiteren Szene treffen sie auf einen schlafenden Hasen und verwechseln das harmlose Tier mit einem bedrohlichen Ungeheuer. Die Schwaben geraten in Panik, fassen aber schließlich Mut und halten Rat, wie dem vermeintlichen Drachen beizukommen sei. Der Mut bröckelt jedoch schnell, bis schließlich klar wird, dass das „Ungeheuer“ nur ein Hase ist, der erschrocken davonläuft.

Schließlich endet die Geschichte damit, dass die sieben Schwaben versuchen, die Mosel zu überqueren. Ein Mann auf der anderen Seite ruft ihnen „Wat? Wat?“ zu, was sie als „Wate durchs Wasser“ missverstehen. Herr Schulz versucht, vorauszugehen, wird aber vom Wasser mitgerissen und ertrinkt. Die restlichen Schwaben folgen ihm blindlings nach und erleiden dasselbe Schicksal. So endet das Märchen in einer tragischen, aber gleichzeitig komischen Weise, indem die sieben Schwaben von ihrer eigenen Naivität und ihrem Fehlverhalten überwältigt werden.

Das Märchen karikiert die Klischees über die schwäbische Mentalität und bringt die Charaktere immer wieder in absurde, übertriebene Situationen. Es basiert auf den Volksvorstellungen vom „schwäbischen Unverstand“, die über Jahrhunderte hinweg tradiert wurden und in der Literatur immer wieder aufgegriffen werden.

„Das Märchen von den sieben Schwaben“ von Ludwig Bechstein ist eine humorvolle Erzählung, die mit satirischem Unterton die Tollpatschigkeit und Feigheit ihrer Protagonisten darstellt. Jede der Episoden im Märchen illustriert auf amüsante Weise die Überforderung der sieben Schwaben in außergewöhnlichen Situationen, wobei sie oft ihren eigenen Missverständnissen und der Unfähigkeit, die Realität richtig zu interpretieren, zum Opfer fallen.

Satirische Darstellung von Mut und Heldentum: Die sieben Schwaben ziehen aus, um große Taten zu vollbringen und Abenteuer zu erleben. Dies ist eine Parodie auf die klassischen Heldenreisen, bei denen die Helden ihren Mut und ihre Stärke beweisen. Doch im Gegensatz dazu sind die Schwaben durch und durch ängstlich und schnell verängstigt, was die Geschichte als satirische Kritik an übertriebenem Heldenmut erscheinen lässt.

Kritik am Gruppenzwang: Die Schwaben handeln fast durchweg als Gruppe, wobei jeder Einzelne den Mut seiner Mitstreiter abwartet. Diese Gruppendynamik führt dazu, dass keiner eigenständig handelt oder denkt, was schließlich in ihrem kollektiven Scheitern resultiert. Diese Darstellung kann als eine Kritik an Gruppenzwang und dem blinden Folgen von Autoritäten interpretiert werden, wo Individualität verloren geht und oft zu unklugem Verhalten führt.

Missverständnisse und Kommunikationsprobleme: Viele der komischen Elemente des Märchens resultieren aus Kommunikationsproblemen und Missverständnissen. Die Schwaben missinterpretieren Geräusche und Worte (wie das „Wat, Wat“ des Mannes am Wasser) und geraten dadurch in gefährliche Situationen. Dies könnte als Kommentar darauf gesehen werden, wie wichtig klare Kommunikation ist und wie schnell Missverständnisse zu unangenehmen oder gar gefährlichen Situationen führen können.

Parodie auf regionale Vorurteile: Bechsteins Märchen könnte auch als Parodie auf regionale Stereotypen verstanden werden. Die Darstellung der Schwaben als besonders einfältig könnte absichtlich übertrieben sein, um sich über gängige Vorurteile gegenüber dieser Bevölkerungsgruppe lustig zu machen und Bewusstsein darüber zu schaffen.

Moralische Lektion über Demut: Letztlich endet die Geschichte tragisch mit dem Tod der sieben Schwaben, was möglicherweise als Warnung vor Arroganz und mangelnder Vorsicht interpretiert werden kann. Es zeigt auf, dass maßlose Überheblichkeit und fehlender gesunder Menschenverstand schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen können.

Insgesamt ist „Das Märchen von den sieben Schwaben“ mehr als nur eine lustige Geschichte über Missgeschicke und peinliche Situationen. Durch verschiedene Interpretationen wird es zu einer tiefen Reflexion über menschliches Verhalten, Kommunikation und die Gefahren von Überheblichkeit und Gruppenzwang.

Die „Linguistische Analyse des Märchens“ von Ludwig Bechstein, insbesondere das „Märchen von den sieben Schwaben“, bietet viele interessante Aspekte der Sprachbetrachtung. Hier sind einige herausragende linguistische Merkmale und Inhalte des Textes:

Dialektgebrauch: Das Märchen enthält zahlreiche dialektale Ausdrücke, die der sprachlichen Vielfalt und den regionalen Besonderheiten des Deutschen Ausdruck verleihen. Begriffe wie „etschwäbisch“ akzentuieren die Identität der Figuren als Schwaben und verleihen dem Text Authentizität und Lokalkolorit.

Wortspiel und Humor: Bechstein nutzt humorvolle Missverständnisse und Übertreibungen, um eine komische Wirkung zu erzielen. Zum Beispiel wird der harmlose Hase als gefährliches Ungeheuer betrachtet, was ihre Angst und ihre Überreaktion betont. Ebenso führt das Missverständnis des Wortes „wat“ zu einer tragischen, aber komischen Situation.

Charakterisierung durch Sprache: Jeder der sieben Schwaben bekommt durch seinen individuellen Sprachgebrauch Persönlichkeit. Die unterschiedlichen Reaktionen und Aussprüche zeigen ihre Eigenheiten und die dynamische Gruppendynamik.

Erzählerische Techniken: Bechstein verwendet direkte Rede, um die Handlung lebendig zu gestalten und den Lesern Einblick in die Gedanken und Gefühle der Charaktere zu geben. Zudem nutzt er im Erzählverlauf einen Spannungsbogen, der sich von einer übertrieben dramatischen Situation zur nächsten steigert.

Moralische und soziale Komponenten: Die Erzählung enthält eine satirische Betrachtung von Mut, Angst und Gruppenzwang. Die Schwaben handeln oft irrational aufgrund von Gruppendruck und Missverständnissen, was als Kommentar auf die menschliche Natur und die Bedeutung von gesundem Menschenverstand interpretiert werden kann.

Rhetorische Elemente: Der Text ist reich an rhetorischen Figuren, wie Anaphern („Gibst du dich, so gebe ich mich auch“) und Refrains („wat, wat“), die rhythmisch und ästhetisch zur Attraktivität des Märchens beitragen.

Zusammenfassend spielt Bechstein nicht nur mit den Eigenheiten der regionalen Sprache, sondern auch mit Elementen der klassischen Märchenerzählung, um sowohl Unterhaltung als auch eine gewisse Gesellschaftskritik zu bieten. Das Märchen illustriert, wie Sprache als Werkzeug der Charakterbildung, des Humors und der Erzählkunst fungiert.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
Lesbarkeitsindex nach Amstad81.7
Lesbarkeitsindex nach Björnsson31.7
Flesch-Reading-Ease Index70.9
Flesch–Kincaid Grade-Level7
Gunning Fog Index8.1
Coleman–Liau Index11.7
SMOG Index9.4
Automated Readability Index7.8
Zeichen-Anzahl2.236
Anzahl der Buchstaben1.758
Anzahl der Sätze26
Wortanzahl376
Durchschnittliche Wörter pro Satz14,46
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben65
Prozentualer Anteil von langen Wörtern17.3%
Silben gesamt539
Durchschnittliche Silben pro Wort1,43
Wörter mit drei Silben30
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben8%
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