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Es zog einmal ein Bauer mit einem Paar Ochsen zum Pflügen aus. Als er auf den Acker kam, da fingen den beiden Tieren die Hörner an zu wachsen, wuchsen fort, und als er nach Haus wollte, waren sie so groß, dass er nicht mit zum Tor hinein konnte. Zu gutem Glück kam gerade ein Metzger daher, dem überließ er sie, und schlossen sie den Handel dergestalt, dass er sollte dem Metzger ein Maß Rübsamen bringen, der wollt ihm dann für jedes Korn einen Brabanter Taler aufzählen. Das heiß ich gut verkauft!
Der Bauer ging nun heim, und trug das Maß Rübsamen auf dem Rücken herbei; unterwegs verlor er aber aus dem Sack ein Körnchen. Der Metzger bezahlte ihn, wie gehandelt war, richtig aus; hätte der Bauer das Korn nicht verloren, so hätte er einen Brabanter Taler mehr gehabt. Indessen, wie er wieder des Wegs zurückkam, war aus dem Korn ein Baum gewachsen, der reichte bis an den Himmel.
Da dachte der Bauer „weil die Gelegenheit da ist, musst du doch sehen, was die Engel da droben machen, und ihnen einmal unter die Augen gucken.“ Also stieg er hinauf und sah, dass die Engel oben Hafer droschen, und schaute das mit an, wie er so schaute, merkte er, dass der Baum, worauf er stand anfing zu wackeln, guckte hinunter und sah, dass ihn eben einer umhauen wollte. „Wenn du da herabstürztest, das wär ein böses Ding“ dachte er, und in der Not wusste er sich nicht besser zu helfen, als dass er die Spreu vom Hafer nahm, die haufenweise da lag, und daraus einen Strick drehte; auch griff er nach einer Hacke und einem Dreschflegel, die da herum im Himmel lagen und ließ sich an dem Seil herunter.
Er kam aber unten auf der Erde gerade in ein tiefes, tiefes Loch, und da war es ein rechtes Glück, dass er die Hacke hatte, denn er hackte sich damit eine Treppe, stieg in die Höhe und brachte den Dreschflegel zum Wahrzeichen mit, so dass niemand an seiner Erzählung mehr zweifeln konnte.
Hintergründe zum Märchen „Der Dreschflegel vom Himmel“
„Der Dreschflegel vom Himmel“ ist ein Märchen der Gebrüder Grimm. Seit der 1819 erschienenen zweiten Auflage ist es als Märchen Nr. 112 verzeichnet. Es ist ein Aarne-Thompson-Typ 1889K (ein Seil aus Spreu).
Handlung und Zusammenfassung des Märchen
Die Geschichte beginnt mit einem Bauern, der seine Felder mit einem Ochsengespann bestellt. Unerklärlicherweise wuchsen die Hörner der Ochsen auf dem Feld zu einer außerordentlichen Größe an; ein Effekt, der den Bauern daran hinderte, mit ihnen nach Hause zurückzukehren. Glücklicherweise war der Bauer in der Lage, die Ochsen an einen Metzger in der Nähe zu verkaufen. Der Metzger, der keine Währung bei sich hatte, tauschte mit dem Bauern ein Maß Rübensamen ein und bot ihm an, für jeden Samen einen Brabanter Taler einzutauschen, sollte der Bauer mit dem Maß Raps zu ihm zurückkehren. Der Bauer kehrte mit dem Samen nach Hause zurück, verlor jedoch auf dem Weg einen Samen aus dem Sack. Am nächsten Tag bezahlte ihm der Metzger pro Vereinbarung abzüglich des einen fehlenden Samens. Auf dem Rückweg vom Metzger kam der Bauer an der Stelle vorbei, wo er den Samen fallen ließ und sah, dass er in einen Baum gesprossen war, der bis in den Himmel reichte. Der Bauer kletterte auf den Baum und erblickte oben angekommen Engel, die Hafer droschen. Während er die Engel betrachtete, begann der Baum zu zittern; jemand unter ihm fällte den Baum. Um sich vor dem Sturz vom Baum zu retten, webte der Bauer ein Seil aus der Haferspreu, die in Stapeln lag. Vor dem Abstieg stahl er eine Hacke und einen Dreschflegel, die in den himmlischen Feldern lagen. Er stieg das Seil hinab, nur um sich auf dem Grund einer tiefen Grube wiederzufinden. Mit der Hacke ritzte er eine Treppe ein und ging die Grube hinauf und aus ihr heraus. Der Bauer behielt den Dreschflegel als Beweis für sein Abenteuer.
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