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Zwei Jungfern
Grimm Märchen

Zwei Jungfern - Märchen von Hans Christian Andersen

Vorlesezeit für Kinder: 6 min

Hast Du jemals eine Jungfer gesehen? Ich meine was die Steinsetzer eine Jungfer nennen, eine, mit der man die Pflastersteine feststampft. Sie ist ganz aus Holz, nach unten breit und mit eisernen Reifen beschlagen, und oben schmal und von einem Stab durchzogen, das sind ihre Arme.

In einem Hofe standen zwei solcher Jungfern, sie standen zwischen Schaufeln, Klaftermaßen und Schiebkarren, und dorthin drang das Gerücht, dass die Jungfern für die Zukunft nicht mehr „Jungfern“, sondern „Stempel“ genannt werden sollten, und das ist die neueste und einzig richtige Benennung in der Steinsetzersprache für das, was wir alle in alten Zeiten eine Jungfer nannten.

Nun gibt es unter uns Menschen etwas, was „emanzipierte Frauenzimmer“ genannt wird, wozu Pensionats vorsteherinnen, Hebammen, Tänzerinnen, die in ihrem Berufe auf einem Bein stehen, Modistinnen und Pflegerinnen gezählt werden, und dieser Reihe von Emanzipierten schlossen sich auch die zwei Jungfern im Hofe an.

Sie waren Jungfern bei der Wegebaubehörde und wollten unter keinen Umständen ihren guten alten Namen aufgeben und sich „Stempel“ nennen lassen. „Jungfer ist ein Menschenname,“ sagten sie, „aber Stempel ist ein Ding, und wir lassen uns nicht Ding nennen, das ist ein Schimpf für uns.“

„Mein Verlobter ist imstande, die Verbindung mit mir zu lösen!“ sagte die Jüngere, die mit einem Rammbock verlobt war. Das ist so eine große Maschine die Pfähle eintreibt, sie tut also im Groben, was die Jungfer im Feinen tut. Er will mich als Jungfer haben, aber als Stempel vielleicht nicht, also kann ich mich nicht umtaufen lassen!“

„Und ich lasse mir lieber beide Arme abbrechen!“ sagte die Ältere. „Der Schiebkarren hatte jedoch eine andere Meinung darüber, und der Schiebkarren war etwas, er sah sich für eine Viertelkutsche an, da er ebenfalls auf einem Rade ging.

„Ich muss Ihnen sagen, dass Jungfer zu heißen ziemlich gewöhnlich ist und längst nicht so fein, als Stempel genannt zu werden. Denn wenn man diesen Namen führt, wird man mit den Siegeln auf eine Stufe gestellt. Denken Sie nur an das Siegel des Reiches. Ich, an Ihrer Stelle, würde die Jungfer aufgeben!“ – „Niemals. Dazu bin ich zu alt“ sagte die Ältere.

„Sie wissen wohl nicht, was die europäische Notwendigkeit bedeutet!“ sagte das ehrliche alte Klaftermaß. „Man muss sich einschränken, unterordnen, sich der Zeit und der Notwendigkeit fügen, und ist es ein Gesetz, wonach die Jungfer Stempel genannt werden soll, so muss sie Stempel genannt werden. Jedes Ding muss nach seinem eigenen Klaftermaß gemessen werden!“

„Da würde ich mich doch lieber Fräulein nennen lassen!“ sagte die Jüngere, wenn nun schon einmal geändert werden soll; Fräulein schmeckt doch immer noch etwas nach Jungfer.“ – „Aber ich lasse mich lieber kurz und klein hacken!“ sagte die alte Jungfer.

Nun ging es an die Arbeit. Die Jungfern fuhren, sie wurden auf den Schiebkarren gelegt, das war immerhin eine feine Behandlung, aber Stempel wurden sie doch genannt. „Jung“ sagten sie, indem sie das Steinpflaster stampften; „Jung“ und sie waren nahe daran, das ganze Wort „Jungfer“ auszusprechen; aber sie bissen kurz ab und schluckten herunter, was ihnen auf der Zunge schwebte, denn sie fanden, dass sie nicht einmal etwas entgegnen durften.

Aber unter sich redeten sie sich mit dem Namen „Jungfer“ an und priesen die guten alten Tage, als man noch jedes Ding bei seinem rechten Namen nannte und Jungfer genannt wurde wenn man Jungfer war. Und das blieben sie auch alle beide, denn der Rammbock, die große Maschine, hob wirklich die Verlobung mit der Jüngeren auf, mit einem Stempel wollte er sich nicht einlassen.

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Hintergründe

Interpretationen

Zusammenfassung

Textanalyse

„Zwei Jungfern“ ist ein weniger bekanntes Märchen von Hans Christian Andersen, dem dänischen Schriftsteller, der vor allem für seine berühmten Märchen wie „Die kleine Meerjungfrau“, „Das hässliche Entlein“ oder „Die Schneekönigin“ bekannt ist. „Zwei Jungfern“ wurde 1851 veröffentlicht und behandelt Themen wie Identität, Emanzipation und Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen.

Die Geschichte ist eine Allegorie über zwei Holzwerkzeuge, die als „Jungfern“ bezeichnet werden und dazu verwendet werden, Pflastersteine festzustampfen. Sie weigern sich, ihren Namen in „Stempel“ zu ändern, weil sie glauben, dass dies ihre Identität und ihren Wert mindert. Die Handlung ist humorvoll und satirisch und stellt die verschiedenen Meinungen und Ansichten der Charaktere in Frage, indem sie die veränderten Bezeichnungen und die Notwendigkeit der Anpassung an die Gesellschaft thematisiert.

Das Märchen „Zwei Jungfern“ kann als Kommentar zu den sozialen Veränderungen und Diskussionen über Frauenemanzipation in der damaligen Zeit verstanden werden. Obwohl die Geschichte auf den ersten Blick humorvoll erscheint, behandelt sie tiefere Themen wie Widerstand gegen Veränderungen, Selbstwertgefühl und die Bedeutung von Namen und Bezeichnungen.

Hans Christian Andersen war bekannt dafür, aktuelle gesellschaftliche Themen und Debatten in seinen Märchen zu behandeln. In „Zwei Jungfern“ zeigt er die Schwierigkeiten auf, die mit Veränderungen und der Suche nach der eigenen Identität einhergehen können. Die beiden Hauptfiguren, die sich weigern, ihren Namen zu ändern, können als Metapher für Personen gesehen werden, die sich gegen gesellschaftliche Veränderungen und neue Ideen stellen.

„Zwei Jungfern“ von Hans Christian Andersen ist ein Märchen, das verschiedene Interpretationen zulässt. Hier sind einige mögliche Interpretationen und Perspektiven, die aus der Geschichte gezogen werden können:

Widerstand gegen Veränderungen: Die beiden Jungfern sind ein Beispiel für den Widerstand gegen Veränderungen und das Festhalten an Traditionen und alten Werten. Sie lehnen die Umbenennung in „Stempel“ ab, da sie glauben, dass dies ihre Identität und ihren Wert mindert. Diese Interpretation zeigt, wie Menschen manchmal an Altbewährtem festhalten, auch wenn sie sich anpassen müssen, um mit der Zeit zu gehen.

Frauenemanzipation: Das Märchen kann als Kommentar zu den damaligen Debatten über Frauenemanzipation und die Rolle der Frau in der Gesellschaft verstanden werden. Die Jungfern schließen sich der Gruppe der „emanzipierten Frauenzimmer“ an, die für ihre Unabhängigkeit und Selbstbestimmung stehen. Ihre Weigerung, ihren Namen zu ändern, kann als Ausdruck ihres Strebens nach Gleichberechtigung und Anerkennung gesehen werden.

Identität und Selbstwertgefühl: Die Geschichte zeigt, wie wichtig Namen und Bezeichnungen für das Selbstwertgefühl und die Identität von Individuen sein können. Die Jungfern sind stolz auf ihren Namen und fürchten, dass eine Umbenennung sie entwürdigen würde. Dies kann als Metapher für die Bedeutung von Identität und die Schwierigkeiten beim Anpassen an Veränderungen gesehen werden.

Satire und Humor: Andersen verwendet Humor und Satire, um verschiedene Meinungen und Ansichten darzustellen. Die verschiedenen Charaktere repräsentieren unterschiedliche Perspektiven auf die Debatte um die Umbenennung der Jungfern. Der Schiebkarren und das Klaftermaß sind Beispiele für Charaktere, die die Anpassung an die neuen Bezeichnungen befürworten und die Notwendigkeit der Anpassung betonen.

Gesellschaftskritik: Die Geschichte kann auch als Kritik an der damaligen Gesellschaft und ihren Werten gesehen werden. Andersen zeigt, wie Menschen oft an überholten Traditionen und Normen festhalten und sich gegen Veränderungen stellen. Die Weigerung der Jungfern, ihren Namen zu ändern, könnte als Kritik an der Starrheit und Unbeweglichkeit der Gesellschaft gesehen werden.

Insgesamt bietet das Märchen „Zwei Jungfern“ von Hans Christian Andersen verschiedene Interpretationsmöglichkeiten, die sich auf Themen wie Widerstand gegen Veränderungen, Frauenemanzipation, Identität, Selbstwertgefühl und Gesellschaftskritik beziehen.

Im Märchen „Zwei Jungfern“ von Hans Christian Andersen geht es um zwei Holzwerkzeuge, die als „Jungfern“ bezeichnet werden und zum Feststampfen von Pflastersteinen verwendet werden. Sie stehen in einem Hof zwischen anderen Werkzeugen wie Schaufeln, Klaftermaßen und Schiebkarren. Die beiden Jungfern sind stolz auf ihren Namen und betrachten sich als Teil der „emanzipierten Frauenzimmer“.

Eines Tages verbreitet sich das Gerücht, dass die Jungfern in Zukunft „Stempel“ genannt werden sollen. Diese Umbenennung stößt bei den beiden Jungfern auf Widerstand, da sie glauben, dass dies ihre Identität und ihren Wert mindert. Sie weigern sich, ihren Namen zu ändern, und sehen dies als Schimpf an. Die jüngere Jungfer fürchtet sogar, dass ihr Verlobter, der Rammbock, die Verlobung lösen könnte, wenn sie ihren Namen ändert.

Währenddessen äußern sich andere Charaktere im Hof, wie der Schiebkarren und das Klaftermaß, zu der Debatte und vertreten unterschiedliche Meinungen. Einige befürworten die Anpassung an die neuen Bezeichnungen, während andere die Notwendigkeit betonen, an Traditionen festzuhalten.

Trotz ihres Widerstandes werden die beiden Jungfern bei der Arbeit als „Stempel“ bezeichnet. Sie stampften das Steinpflaster und wollten das Wort „Jungfer“ aussprechen, aber sie bissen es kurz ab und schluckten es hinunter, weil sie nicht widersprechen durften. In ihrer Freizeit nennen sie sich weiterhin „Jungfer“ und erinnern sich an die guten alten Tage. Am Ende löst der Rammbock tatsächlich die Verlobung mit der jüngeren Jungfer auf, weil er sich nicht mit einem Stempel einlassen möchte.

Die Erzählung „Zwei Jungfern“ von Hans Christian Andersen lässt sich auf mehreren linguistischen Ebenen analysieren und bietet interessante Einblicke in Sprache und Gesellschaft.

Metapher und Personifikation: Andersen verwendet Metaphern und Personifikationen, um Werkzeuge wie die „Jungfer“ und den „Stempel“ zum Leben zu erwecken. Diese Techniken geben den Objekten menschliche Eigenschaften und Stimmen. Die „Jungfer“ wird personifiziert und erfährt das Dilemma eines Namenswechsels. Durch diese Personifikation wird ein humoristisches und zugleich kritisches Licht auf die Thematik der Sprachänderung und des gesellschaftlichen Wandels geworfen.

Namen und Bedeutungen: Die Erzählung spielt auf die Bedeutung von Namen und Bezeichnungen an. „Jungfer“ ist ein historisch aufgeladener Begriff, der sowohl ein Werkzeug beschreibt als auch als Begriff für eine unverheiratete Frau verwendet wird. Der Wechsel vom Namen „Jungfer“ zu „Stempel“ symbolisiert eine sprachliche Veränderung, der auch eine gesellschaftliche Dimension innewohnt.

Sprachlicher Widerstand: Der Versuch der „Jungfern“, ihren alten Namen zu behalten, spiegelt oft wider, wie Menschen gegenüber sprachlichen und kulturellen Veränderungen Widerstand leisten. Der Widerstand der „Jungfern“ zeigt die emotionale und identitäre Bindung an sprachliche Traditionen.

Soziale und geschlechtsspezifische Anspielungen: Andersen spielt auf die Emanzipationsbewegungen und den gesellschaftlichen Wandel seiner Zeit an. Durch die metaphorische Darstellung der „Jungfer“ als Werkzeug berührt er Themen der Geschlechterrollen und ihrer Wahrnehmung. Die Erzählung behandelt indirekt das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne sowie das Streben nach Identität und Anerkennung.

Ironie und Humor: Andersen nutzt Ironie und Humor, um sowohl den Widerstand als auch die Akzeptanz der Veränderungen darzustellen. Die humorvolle Darstellung der „Jungfer“, die von einem Rammbock verlassen wird, da sie nun „Stempel“ genannt wird, zeigt die Absurdität und Tragik, die dem Namenswechsel innewohnt.

Insgesamt kombiniert Andersen in „Zwei Jungfern“ sprachliche Präzision mit sozialer Kritik und Humor, um die Auswirkungen von Sprache und deren Veränderung auf individuelle und kollektive Identitäten zu reflektieren.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
ÜbersetzungenDE, EN, DA, ES
Lesbarkeitsindex nach Amstad69.8
Lesbarkeitsindex nach Björnsson42
Flesch-Reading-Ease Index54.9
Flesch–Kincaid Grade-Level9.9
Gunning Fog Index8.8
Coleman–Liau Index12
SMOG Index10.8
Automated Readability Index11.1
Zeichen-Anzahl3.655
Anzahl der Buchstaben2.910
Anzahl der Sätze33
Wortanzahl574
Durchschnittliche Wörter pro Satz17,39
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben141
Prozentualer Anteil von langen Wörtern24.6%
Silben gesamt911
Durchschnittliche Silben pro Wort1,59
Wörter mit drei Silben57
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben9.9%
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