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Der Ehre Dornenpfad
Grimm Märchen

Der Ehre Dornenpfad - Märchen von Hans Christian Andersen

Vorlesezeit für Kinder: 11 min

So heißt ein altes Märchen: „Der Ehre Dornenpfad“, und es handelt von einem Schützen mit Namen Bryde, der wohl zu großen Ehren und Würden kam, aber nicht ohne lange und vielfältige Widerwärtigkeiten und Fährnisse des Lebens durchzumachen. Manch einer von uns hat es gewiss als Kind gehört oder es vielleicht später gelesen und dabei an seinen eigenen stillen Dornenweg und die vielen Widerwärtigkeiten gedacht.

Märchen und Wirklichkeit liegen einander so nahe, aber das Märchen hat seine harmonische Lösung hier auf Erden, während die Wirklichkeit sie meist aus dem Erdenleben hinaus in Zeit und Ewigkeit verlegt. Die Weltgeschichte ist eine Laterne magica, die uns in Lichtbildern auf dem dunklen Grunde der Zeit zeigt, wie der Menschheit Wohltäter, die Märtyrer des Genies, den dornigen Pfad der Ehre wandeln.

Aus allen Zeiten, aus allen Ländern treten diese Glanzbilder hervor, jedes nur für einen Augenblick, und doch jedes ein ganzes Leben mit seinen Kämpfen und Siegen. Lass uns hie und da einen aus der Reihe der Märtyrer betrachten, die nicht abschließt, ehe die Erde vergeht. Wir sehen ein vollbesetztes Amphitheater, Aristophanes‘ „Wolken“ senden Ströme von Spott und Munterkeit in die Menge: Von der Bühne herab wird Athens bemerkenswertester Mann, der dem Volke ein Schild gegen die dreißig Tyrannen war, körperlich und geistig verspottet.

Sokrates, er, der im Schlachtgetümmel Alkibiades und Xenophon rettete, er, dessen Geist sich über die Götter des Altertums emporgeschwungen hatte – er ist selbst zur Stelle. Er erhebt sich von der Zuschauerbank und stellt sich dar, damit die lachenden Athener sehen können, ob er seinem Spottbild auf der Bühne ähnlich sehe. Aufgerichtet steht er vor ihnen, weit über alle erhaben. Du saftiger, grüner, giftiger Schierling, Du solltest Athens Wahrzeichen sein, und nicht der Ölbaum.

Sieben Städte stritten sich um die Ehre, Homers Geburtsort zu sein, das heißt, als er tot war. – Sieh ihn während seiner Lebenszeit. – Da wandert er durch eben diese Städte, er singt ihnen seine Verse vor, um zu leben. Der Gedanke an den morgigen Tag lässt sein Haar ergrauen. Er, der mächtigste Seher, ist blind und einsam. Der spitze Dorn reißt den Mantel des Königs aller Dichter in Fetzen.

Seine Gesänge leben noch, und allein durch sie leben die Götter und Helden des Altertums. Bild auf Bild wogt aus dem Morgen- und Abendlande hervor, so fern von einander an Ort und Zeit, und doch stets derselbe Gang auf der Ehre Dornenpfad, an dem die Distel erst blüht, um das Grab zu schmücken. Unter den Palmen schreiten Kamele, reichbeladen mit Indigo und anderen köstlichen Schätzen.

Des Landes Herrscher sendet sie ihm, dessen Gesänge des Volkes Freude, des Landes Ehre sind. Er, den Neid und Lüge aus dem Lande verjagt haben, ist gefunden! – Die Karawane nähert sich der kleinen Stadt, wo er eine Freistatt gefunden hat. Ein ärmlicher Leichenzug kommt aus dem Tore, die Karawane hält. Der Tote ist eben der, welchen sie suchen: Firdusi – zu Ende ist der Ehre Dornenpfad.

Der Afrikaner mit den plumpen Zügen, den dicken Lippen, dem schwarzen Wollhaar, sitzt an des Palastes Marmortreppe in Portugals Hauptstadt und bettelt – es ist Camoens treuer Sklave, ohne ihn und die Kupferschillinge, die ihm zugeworfen werden, müsste sein Herr, der Sänger der „Lusiade“ verhungern. Heut steht ein kostbares Monument auf Camoens Grabe. Wieder ein Bild.

Hinter Eisenstangen zeigt sich ein Mann, totenbleich, mit langem verfilztem Bart: „Ich habe eine Erfindung gemacht, die größte des Jahrhunderte“ ruft er, „und man hat mich dafür mehr als zwanzig Jahre lang hier eingesperrt gehalten.“ – „Wo ist er?“ – „Ein Irrer“ sagt, der Aufseher der Irrenanstalt: „Auf was ein Mensch nicht alles verfallen kann. Er glaubt, man könne sich durch Dampf fortbewegen.“ Salomon de Caus, der Erfinder der Dampfkraft, der mit den unklaren Worten seines ahnenden Gefühls von einem Richelieu nicht verstanden wurde und eingekerkert in der Irrenzelle starb.

Hier steht Columbus, den einst die Straßenjungen verfolgten und verspotteten, weil er eine neue Welt entdecken wollte. – Er hat sie entdeckt: Die Glocken des Jubels erklingen bei seiner Heimkehr, aber der Mißgunst Glocken läuten stärker noch. Der Weltenentdecker, er, der das amerikanische Goldland über das Meer erhob und es seinem Könige gab, wird mit eisernen Ketten belohnt und sie, die er mit in seinen Sarg zu legen bat, zeugen von der Welt und ihrem Lohn.

Bild drängt sich auf Bild, reich daran ist der Ehre Dornenpfad. In Dämmer und Dunkel sitzt hier der welcher die Höhe der Mondgebirge ausmaß, er, welcher über den Raum hinaus zu den Planeten und Sternen drang, er, der Mächtige, welcher den Geist der Natur hörte und sah, der vernahm, wie die Erde sich unter ihm drehte: Galilei. Blind und taub sitzt er in den Jahren des Alters, gefoltert von den Dornen des Leidens: der Verleugnung Qual.

Kaum hat er noch die Kraft, seinen Fuß zu heben, den Fuß, mit dem er einst im Seelenschmerz, als das Wort der Wahrheit ausgestrichen wurde, die Erde stampfte mit dem Ausruf: „Und sie bewegt sich doch.“ Hier steht ein Weib mit Kindessinn, Begeisterung und Glauben – sie trägt das Banner dem kämpfenden Heere voran und bringt ihrem Vaterland den Sieg und die Rettung. Der Jubel erschallt – und der Scheiterhaufen wird angezündet: Jeanne d’Arc, die Hexe, wird verbrannt. – Ja, das kommende Jahrhundert bespie die weiße Lilie: Voltaire, der Satyr des Verstandes, sing‘ von „La pucelle“.

Auf dem Ting in Viborg verbrennt der dänische Adel des Königs Gesetze – sie lodern in Flammen, beleuchten die Zeit und den Gesetzgeber, werfen einen Glorienschein in den dunklen Gefängnisturm, wo er sitzt mit grauem Haupt, mit gekrümmtem Rücken, mit den Fingernägeln Furchen in einen steinernen Tisch grabend, er, einst Herr über drei Königreiche, der volkstümliche Herrscher, Freund der Bürger und Bauern: Christian der Zweite. Er, der mit hartem Sinn seine harte Zeit regierte. Die Feinde schrieben seine Geschichte. – An die siebenundzwanzigjährige Gefangenschaft wollen wir denken, wenn wir uns seiner Blutschuld erinnern.

Dort segelt ein Schiff aus Dänemark fort, ein Mann steht am hohen Mast, er blickt zum letzten Male zur Heimat zurück: Tycho Brahe, der Dänemarks Namen zu den Sternen empor trug, und dafür mit Kränkung und Verdruss belohnt wurde – er zieht nach einem fremden Lande. „Der Himmel ist allerorten, was brauche ich mehr!“ sind seine Worte. Dort segelt er fort, unser berühmtester Mann, um in fremdem Lande geehrt und frei zu leben.

Wir sind in Amerika an einem der großen Flüsse, eine Menschenmasse hat sich angesammelt. Ein Schiff soll gegen Wind und Wetter fahren können, eine Macht gegen die Elemente sein: Robert Fulton heißt er, welcher dies zu können glaubt. Das Schiff beginnt seine Fahrt; plötzlich steht es still. – Der Haufen lacht, er schreit und pfeift, der eigene Vater pfeift mit: „Hochmut. Wahnsinn. Verdienter Lohn. Unter Schloss und Riegel mit dem Narren.“ – Da bricht ein kleiner Nagel, der einen

Augenblick die Maschine hemmte, die Räder drehen sich, die Schaufeln stoßen den Widerstand des Wassers beiseite, das Schiff fährt. Die Weberspule des Dampfers wandelt Stunden in Minuten zwischen des Ländern der Welt. Menschheit! Begreifst Du das Bewußtsein der Seligkeit in solcher Minute, diesen Glauben des Geistes an seine Sendung in einem Augenblick, in dem alle Niederlagen auf dem dornigen Pfad der Ehre, selbst die durch eigene Schuld erlittenen, sich in Heilung, Gesundung, Kraft und Klarheit auflösen, die Disharmonie sich in Harmonie verwandelt und die Menschen die Offenbarung göttlicher Gnade schauen, die dem einzelnen erwiesen und von ihm zum Nutzen aller verwendet wurde

Der Dornenpfad der Ehre ist dann vom Glorienschein erleuchtet. Glückselig, zum Wanderer auf diesem Wege auserkoren zu sein und ohne Verdienst sich unter den Baumeistern der Brücke zu finden, die Menschengeschlecht mit Gott verbindet. Auf mächtigen Schwingen schwebt der Geist der Geschichte durch die Zeiten und zeigt – zur Ermutigung, zum Troste und zur Nachdenken erweckenden Milde – in leuchtenden Bildern auf nachtschwarzem Grunde den Dornenpfad der Ehre, der nicht wie im Märchen schon auf Erden in Glanz und Freuden endet, sondern über sie hinaus in Zeit und Ewigkeit weist.

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Hintergründe zum Märchen „Der Ehre Dornenpfad“

Hans Christian Andersen (1805-1875) war ein dänischer Schriftsteller, der hauptsächlich für seine Märchen bekannt ist. Er veröffentlichte seine ersten Märchen 1835 und schrieb im Laufe seines Lebens über 200 Geschichten. Seine Märchen sind heute weltweit bekannt und wurden in über 150 Sprachen übersetzt. Andersen verband in seinen Märchen oft reale historische Ereignisse und Figuren mit fantastischen Elementen, um lehrreiche und unterhaltsame Geschichten zu schaffen. Diese Mischung aus historischer Realität und Fantasie ist auch in „Der Ehre Dornenpfad“ zu sehen, in dem verschiedene historische Persönlichkeiten auftauchen.

Andersens Märchen haben oft eine moralische Botschaft, die sich an Kinder und Erwachsene richtet. Diese Botschaften reichen von der Wichtigkeit von Mut und Ausdauer bis hin zur Suche nach Wahrheit und Wissen. In „Der Ehre Dornenpfad“ sind solche Botschaften ebenfalls vorhanden, die die Leser dazu ermutigen, über die Bedeutung von Erfolg, Leiden und persönlicher Erfüllung nachzudenken. Andersens Schreibstil ist geprägt von einer klaren und einfachen Sprache, die es seinen Lesern ermöglicht, sich auf die Handlung und die zugrunde liegenden Botschaften zu konzentrieren. In „Der Ehre Dornenpfad“ folgt der Text diesem Stil, indem er eine klare und leicht verständliche Erzählung bietet, die die verschiedenen historischen Figuren und Ereignisse verbindet.

Die Popularität von Hans Christian Andersens Märchen ist nicht nur auf ihre erzählerische Qualität und moralischen Botschaften zurückzuführen, sondern auch auf ihre Fähigkeit, menschliche Emotionen und Erfahrungen auf eine Weise darzustellen, die für Leser aller Altersgruppen und Kulturen zugänglich ist. In „Der Ehre Dornenpfad“ sind diese universellen Themen ebenfalls präsent, was dazu beiträgt, dass die Geschichte für eine breite Palette von Lesern ansprechend bleibt.

Interpretationen zum Märchen „Der Ehre Dornenpfad“

„Der Ehre Dornenpfad“ lässt verschiedene Interpretationen zu, die unterschiedliche Aspekte der Geschichte hervorheben. Hier sind einige mögliche Interpretationen:

Leiden sind Teil des Lebens: Das Märchen zeigt, dass Schwierigkeiten und Widrigkeiten oft unvermeidlich sind, wenn man nach Ruhm und Ehre strebt. Die Figuren in der Geschichte durchleben harte Zeiten und kämpfen gegen viele Hindernisse, aber sie geben nicht auf und erreichen schließlich ihre Ziele. Dies lehrt uns, dass auch in unserem eigenen Leben Leiden und Widerstände Teil des Weges sind und uns stärken können.

Suche nach Wahrheit und Wissen: Viele der historischen Figuren, die im Märchen erwähnt werden, suchten nach Wahrheit, Wissen und Fortschritt. Ihre Entdeckungen und Errungenschaften veränderten die Welt und bereicherten das menschliche Verständnis. Die Geschichte betont die Wichtigkeit der Suche nach Wissen und die Kraft der Wahrheit, selbst wenn sie auf Widerstand und Spott trifft.

Die Kraft der Ausdauer: Die Figuren in „Der Ehre Dornenpfad“ zeigen bemerkenswerte Ausdauer und Beharrlichkeit in ihren Bemühungen, ihre Ziele zu erreichen und ihre Träume zu verwirklichen. Trotz der Schwierigkeiten, die sie auf ihrem Weg erleben, geben sie nicht auf und kämpfen weiter. Dies lehrt uns die Kraft der Ausdauer und die Bedeutung des Durchhaltens, selbst wenn die Umstände schwierig erscheinen.

Anerkennung und Wertschätzung nach dem Tod: Eine wiederkehrende Thematik in der Geschichte ist die Anerkennung und Wertschätzung der historischen Figuren erst nach ihrem Tod. Viele von ihnen wurden erst posthum für ihre Beiträge zur Menschheit gewürdigt. Dies zeigt, dass wahre Größe oft erst im Nachhinein erkannt wird und dass es wichtig ist, sich auf das eigene Vermächtnis und die langfristigen Auswirkungen des eigenen Handelns zu konzentrieren.

Göttliche Verbindung und der Sinn des Lebens: Schließlich betont das Märchen die Verbindung des Menschengeschlechts mit Gott und die Suche nach einem höheren Sinn im Leben. Die Figuren in der Geschichte sind nicht nur auf der Suche nach irdischen Erfolgen und Freuden, sondern auch nach einer Verbindung mit dem Göttlichen und der Erfüllung ihrer Bestimmung. Dies zeigt, dass ein erfülltes Leben oft über materielle Erfolge hinausgeht und stattdessen auf einem tiefen Sinn und einer göttlichen Verbindung beruht.

Zusammenfassung der Handlung

„Der Ehre Dornenpfad“ ist ein Märchen von Hans Christian Andersen, das die Schwierigkeiten und Widrigkeiten im Leben eines Schützen namens Bryde erzählt, der trotz vieler Hürden und Gefahren zu großem Ruhm und Ehre gelangt. Das Märchen zeigt die Ähnlichkeiten zwischen den Geschichten und der Realität, wobei die Realität oft die harmonische Lösung in Zeit und Ewigkeit verschiebt.

Das Märchen zieht Parallelen zwischen Bryde und historischen Figuren, die ebenfalls einen steinigen Lebensweg hatten, wie Sokrates, Homer, Firdusi, Camoens, Salomon de Caus, Columbus, Galilei, Jeanne d’Arc, Christian der Zweite, Tycho Brahe und Robert Fulton. Die Geschichte betont die gemeinsamen Kämpfe und Siege dieser Persönlichkeiten, die trotz ihrer Leiden und Niederlagen ihren Weg gingen und Großes vollbrachten.

Letztendlich ist „Der Ehre Dornenpfad“ eine Geschichte der Ermutigung und des Trostes. Es zeigt, dass es trotz der vielen Widrigkeiten, die man im Leben erleben kann, möglich ist, zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Dabei weist der Dornenpfad der Ehre nicht nur auf irdische Glanz und Freuden hin, sondern auch auf die Verbindung des Menschengeschlechts mit Gott in Zeit und Ewigkeit.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
ÜbersetzungenDE, EN, DA, ES
Lesbarkeitsindex nach Amstad65
Lesbarkeitsindex nach Björnsson43.9
Flesch-Reading-Ease Index49
Flesch–Kincaid Grade-Level11.3
Gunning Fog Index10.5
Coleman–Liau Index12
SMOG Index12
Automated Readability Index12
Zeichen-Anzahl8.318
Anzahl der Buchstaben6.689
Anzahl der Sätze66
Wortanzahl1.297
Durchschnittliche Wörter pro Satz19,65
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben315
Prozentualer Anteil von langen Wörtern24.3%
Silben gesamt2.114
Durchschnittliche Silben pro Wort1,63
Wörter mit drei Silben186
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben14.3%
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