Vorlesezeit für Kinder: 17 min
Es waren einmal drei Brüder, die waren immer tiefer in Armut geraten, und endlich war die Not so groß, dass sie Hunger leiden mussten und nichts mehr zu beißen und zu brechen hatten. Da sprachen sie: „Es kann so nicht bleiben. Es ist besser, wir gehen in die Welt und suchen unser Glück.“ Sie machten sich also auf und waren schon weite Wege und über viele Grashälmerchen gegangen, aber das Glück war ihnen noch nicht begegnet. Da gelangten sie eines Tags in einen großen Wald, und mitten darin war ein Berg, und als sie näher kamen, so sahen sie, dass der Berg ganz von Silber war. Da sprach der älteste: „Nun habe ich das gewünschte Glück gefunden und verlange kein größeres.“
Er nahm von dem Silber, so viel er nur tragen konnte, kehrte dann um und ging wieder nach Haus. Die beiden anderen aber sprachen: „Wir verlangen vom Glück noch etwas mehr als bloßes Silber,“ rührten es nicht an und gingen weiter. Nachdem sie abermals ein paar Tage gegangen waren, so kamen sie zu einem Berg, der ganz von Gold war. Der zweite Bruder stand, besann sich und war ungewiss. „Was soll ich tun?“ sprach er. „Soll ich mir von dem Golde so viel nehmen, dass ich meinen Lebtag genug habe, oder soll ich weitergehen?“
Endlich fasste er einen Entschluss, füllte in seine Taschen, was hinein wollte, sagte seinem Bruder Lebewohl und ging heim. Der dritte aber sprach: „Silber und Gold, das rührt mich nicht: Ich will meinem Glück nicht absagen, vielleicht ist mir etwas Besseres beschert.“ Er zog weiter, und als er drei Tage gegangen war, so kam er in einen Wald, der noch größer war als die vorigen und gar kein Ende nehmen wollte. Und da er nichts zu essen und zu trinken fand, so war er nahe daran zu verschmachten.
Da stieg er auf einen hohen Baum, ob er da oben Waldes Ende sehen möchte, aber so weit sein Auge reichte, sah er nichts als die Gipfel der Bäume. Da begab er sich, von dem Baume wieder herunterzusteigen, aber der Hunger quälte ihn, und er dachte: Wenn ich nur noch einmal meinen Leib ersättigen könnte. Als er herabkam, sah er mit Erstaunen unter dem Baum einen Tisch, der mit Speisen reichlich besetzt war, die ihm entgegendampften. „Diesmal,“ sprach er, „ist mein Wunsch zu rechter Zeit erfüllt worden,“ und ohne zu fragen, wer das Essen gebracht und wer es gekocht hätte, nahte er sich dem Tisch und aß mit Lust, bis er seinen Hunger gestillt hatte.
Als er fertig war, dachte er: Es wäre doch schade, wenn das feine Tischtüchlein hier in dem Walde verderben sollte, legte es säuberlich zusammen und steckte es ein. Darauf ging er weiter, und abends, als der Hunger sich wieder regte, wollte er sein Tüchlein auf die Probe stellen, breitete es aus und sagte: „So wünsche ich, dass du abermals mit guten Speisen besetzt wärest,“ und kaum war. der Wunsch über seine Lippen gekommen, so standen so viele Schüsseln mit dem schönsten Essen darauf, als nur Platz hatten. „Jetzt merke ich,“ sagte er, „in welcher Küche für mich gekocht wird.
Du sollst mir lieber sein als der Berg von Silber und Gold,“ denn er sah wohl, dass es ein Tüchleindeckdich war. Das Tüchlein war ihm aber doch nicht genug, um sich daheim zur Ruhe zu setzen, sondern er wollte lieber noch in der Welt herumwandern und weiter sein Glück versuchen. Eines Abends traf er in einem einsamen Walde einen schwarzbestaubten Köhler, der brannte da Kohlen und hatte Kartoffeln am Feuer stehen, damit wollte er seine Mahlzeit halten.
„Guten Abend, du Schwarzamsel!“ sagte er, „wie geht dir’s in deiner Einsamkeit?“ – „Einen Tag wie den anderen,“ erwiderte der Köhler,“ und jeden Abend Kartoffeln. Hast du Lust dazu und willst mein Gast sein?“ – „Schönen Dank!“ antwortete der Reisende, „ich will dir die Mahlzeit nicht wegnehmen, du hast auf einen Gast nicht gerechnet, aber wenn du mit mir vorlieb nehmen willst, so sollst du eingeladen sein.“ – „Wer soll dir anrichten?“ sprach der Köhler, „ich sehe, dass du nichts bei dir hast, und ein paar Stunden im Umkreis ist niemand, der dir etwas geben könnte.“ – „Und doch soll’s ein Essen sein,“ antwortete er, ’so gut, wie du noch keins gekostet hast.“
Darauf holte er sein Tüchlein aus dem Ranzen, breitete es auf die Erde, und sprach: „Tüchlein, deck dich!“ und alsbald stand da Gesottenes und Gebratenes und war so warm, als wenn es eben aus der Küche käme. Der Köhler machte große Augen, ließ sich aber nicht lange bitten, sondern langte zu und schob immer größere Bissen in sein schwarzes Maul hinein. Als sie abgegessen hatten, schmunzelte der Köhler und sagte: „Hör, dein Tüchlein hat meinen Beifall, das wäre so etwas für mich in dem Walde, wo mir niemand etwas Gutes kocht. Ich will dir einen Tausch vorschlagen, da in der Ecke hängt ein Soldatenranzen, der zwar alt und unscheinbar ist, in dem aber wunderbare Kräfte stecken. Da ich ihn doch nicht mehr brauche, so will ich ihn für das Tüchlein geben.“
„Erst muss ich wissen, was das für wunderbare Kräfte sind,“ erwiderte er. „Das will ich dir sagen,“ antwortete der Köhler, „wenn du mit der Hand darauf klopfst, so kommt jedesmal ein Gefreiter mit sechs Mann, die haben Ober- und Untergewehr, und was du befiehlst, das vollbringen sie.“ – „Meinetwegen,“ sagte er, „wenn’s nicht anders sein kann, so wollen wir tauschen,“ gab dem Köhler das Tüchlein, hob den Ranzen von dem Haken, hing ihn um und nahm Abschied. Als er ein Stück Wegs gegangen war, wollte er die Wunderkräfte seines Ranzens versuchen und klopfte darauf.
Alsbald traten die sieben Kriegshelden vor ihn, und der Gefreite sprach: „Was verlangt mein Herr und Gebieter?“ – „Marschiert im Eilschritt zu dem Köhler und fordert mein Wunschtüchlein zurück!“ Sie machten links um, und gar nicht lange, so brachten sie das Verlangte und hatten es dem Köhler ohne viel zu fragen, abgenommen. Er hieß sie wieder abziehen, ging weiter und hoffte, das Glück würde ihm noch heller scheinen. Bei Sonnenuntergang kam er zu einem anderen Köhler, der bei dem Feuer seine Abendmahlzeit bereitete. „Willst du mit mir essen,“ sagte der rußige Geselle, „Kartoffeln mit Salz, aber ohne Schmalz, so setz dich zu mir nieder.“
„Nein,“ antwortete er, „für diesmal sollst du mein Gast sein,“ deckte sein Tüchlein auf, das gleich mit den schönsten Gerichten besetzt war. Sie aßen und tranken zusammen und waren guter Dinge. Nach dem Essen sprach der Kohlenbrenner: „Da oben auf der Kammbank liegt ein altes, abgegriffenes Hütlein, das hat seltsame Eigenschaften: Wenn das einer aufsetzt und dreht es auf dem Kopf herum, so gehen die Feldschlangen, als wären zwölf nebeneinander aufgeführt und schießen alles darnieder, dass niemand dagegen bestehen kann.
Mir nützt das Hütlein nichts, und für dein Tischtuch will ich’s wohl hingeben.“ – „Das lässt sich hören,“ antwortete er, nahm das Hütlein, setzte es auf und ließ sein Tüchlein zurück. Kaum aber war er ein Stück Wegs gegangen, so klopfte er auf seinen Ranzen, und seine Soldaten mussten ihm das Tüchlein wieder holen. Es kommt eins zum anderen, dachte er, und es ist mir, als wäre mein Glück noch nicht zu Ende. Seine Gedanken hatten ihn auch nicht betrogen. Nachdem er abermals einen Tag gegangen war, kam er zu einem dritten Köhler, der ihn nicht anders als die vorigen zu ungeschmälzten Kartoffeln einlud.
Er ließ ihn aber von seinem Wunschtüchlein mitessen, und das schmeckte dem Köhler so gut, dass er ihn zuletzt ein Hörnlein dafür bot, das noch ganz andere Eigenschaften hatte als das Hütlein. Wenn man darauf blies, so fielen alle Mauern und Festungswerke, endlich alle Städte und Dörfer übern Haufen. Er gab dem Köhler zwar das Tüchlein dafür, ließ sich’s aber hernach von seiner Mannschaft wieder abfordern, so dass er endlich Ranzen, Hütlein und Hörnlein beisammen hatte. „Jetzt,“ sprach er, „bin ich ein gemachter Mann, und es ist Zeit, dass ich heimkehre und sehe, wie es meinen Brüdern ergeht.“
Als er daheim anlangte, hatten sich seine Brüder von ihrem Silber und Gold ein schönes Haus gebaut und lebten in Saus und Braus. Er trat bei ihnen ein, weil er aber in einem halb zerrissenen Rock kam, das schäbige Hütlein auf dem Kopf und den alten Ranzen auf dem Rücken, so wollten sie ihn nicht für ihren Bruder anerkennen. Sie spotteten und sagten: „Du gibst dich für unsern Bruder aus, der Silber und Gold verschmähte und für sich ein besseres Glück verlangte. Der kommt gewiss in voller Pracht als ein mächtiger König angefahren, nicht als ein Bettelmann,“ und jagten ihn zur Türe hinaus. Da geriet er in Zorn, klopfte auf seinen Ranzen so lange, bis hundertundfünfzig Mann in Reih und Glied vor ihm standen.
Er befahl ihnen, das Haus seiner Brüder zu umzingeln, und zwei sollten Haselgerten mitnehmen und den beiden Übermütigen die Haut auf dem Leib so lange weich gerben, bis sie wüssten, wer er wäre. Es entstand ein gewaltiger Lärm, die Leute liefen zusammen und wollten den beiden in der Not Beistand leisten, aber sie konnten gegen die Soldaten nichts ausrichten. Es geschah endlich dem König die Meldung davon, der ward unwillig und ließ einen Hauptmann mit seiner Schar ausrücken, der sollte den Ruhestörer aus der Stadt jagen. Aber der Mann mit dem Ranzen hatte bald eine größere Mannschaft zusammen, die schlug den Hauptmann mit seinen Leuten zurück, dass sie mit blutigen Nasen abziehen mussten.
Der König sprach: „Der hergelaufene Kerl ist noch zu bändigen,“ und schickte am anderen Tage eine größere Schar gegen ihn aus, aber sie konnte noch weniger ausrichten. Er stellte noch mehr Volk entgegen, und um noch schneller fertig zu werden, da drehte er paarmal sein Hütlein auf dem Kopfe herum, da fing das schwere Geschütz an zu spielen, und des Königs Leute wurden geschlagen und in die Flucht gejagt. „Jetzt mache ich nicht eher Frieden,“ sprach er, „als bis mir der König seine Tochter zur Frau gibt und ich in seinem Namen das ganze Reich beherrsche.“ Das ließ er dem König verkündigen, und dieser sprach zu seiner Tochter: „Muss ist eine harte Nuss, was bleibt mir anders übrig, als dass ich tue, was er verlangt? Will ich Frieden haben und die Krone auf meinem Haupte behalten, so muss ich dich hingeben.“
Die Hochzeit ward also gefeiert, aber die Königstochter war verdrießlich, dass ihr Gemahl ein gemeiner Mann war, der einen schäbigen Hut trug und einen alten Ranzen umhängen hatte. Sie wäre ihn gerne wieder los gewesen und sann Tag und Nacht, wie sie das bewerkstelligen könnte. Da dachte sie: Sollten seine Wunderkräfte wohl in dem Ranzen stecken? verstellte sich und liebkoste ihn, und als sein Herz weich geworden war, sprach sie: „Wenn du nur den schlechten Ranzen ablegen wolltest, er verunziert dich so sehr, dass ich mich deiner schämen muss.“
„Liebes Kind,“ antwortete er, „dieser Ranzen ist mein größter Schatz, solange ich den habe, fürchte ich keine Macht der Welt,“ und verriet ihr, mit welchen Wunderkräften er begabt war. Da fiel sie ihm um den Hals, als wenn sie ihn küssen wollte, nahm ihm aber mit Behändigkeit den Ranzen von der Schulter und lief damit fort. Sobald sie allein war, klopfte sie darauf und befahl den Kriegsleuten, sie sollten ihren vorigen Herrn festnehmen und aus dem königlichen Palast fortführen. Sie gehorchten, und die falsche Frau ließ noch mehr Leute hinter ihm herziehen, die ihn ganz zum Lande hinausjagen sollten.
Da wäre er verloren gewesen, wenn er nicht das Hütlein gehabt hätte. Kaum aber waren seine Hände frei, so schwenkte er es ein paarmal: Alsbald fing das Geschütz an zu donnern und schlug alles nieder, und die Königstochter musste selbst kommen und um Gnade bitten. Weil sie so beweglich bat und sich zu bessern versprach, so ließ er sich überreden und bewilligte ihr Frieden. Sie tat freundlich mit ihm, stellte sich an, als hätte sie ihn sehr lieb und wusste ihn nach einiger Zeit zu betören, dass er ihr vertraute, wenn auch einer den Ranzen in seine Gewalt bekäme, so könnte er doch nichts gegen ihn ausrichten, solange das alte Hütlein noch sein wäre.
Als sie das Geheimnis wusste, wartete sie, bis er eingeschlafen war, dann nahm sie ihm das. Hütlein weg und ließ ihn hinaus auf die Straße werfen. Aber noch war ihm das Hörnlein übrig und im großen Zorne blies er aus allen Kräften hinein. Alsbald fiel alles zusammen, Mauern, Festungswerke, Städte und Dörfer und schlugen den König und die Königstochter tot. Und wenn er das Hörnlein nicht abgesetzt und nur noch ein wenig länger geblasen hätte, so wäre alles über den Haufen gestürzt und kein Stein auf dem anderen geblieben. Da widerstand ihm niemand mehr, und er setzte sich zum König über das ganze Reich.
Hintergründe zum Märchen
„Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein“ ist ein Märchen der Brüder Grimm, das in der 2. Auflage ihrer Kinder- und Hausmärchen von 1819 an Stelle 54 (KHM 54) steht. In der ersten Auflage von 1812 stand es ähnlich als „Von der Serviette, dem Tornister, dem Kanonenhütlein und dem Horn“ an Stelle 37 (KHM 37a).
Die Brüder Grimm vermerken in ihren Anmerkungen, dass die Geschichte aus Niederhessen stammt. Es gibt auch Vergleiche zu anderen Märchen und Schwänken aus verschiedenen Kulturen und Literaturen, wie zum Beispiel zwei Landsknechtsschwänke von Hans Sachs. Die Handlung des Märchens ähnelt der kürzeren Geschichte „Von der Serviette, dem Tornister, dem Kanonenhütlein und dem Horn“ aus der 1. Auflage.
Das Märchen zeigt sozialhistorische Bezüge zur Zeit der Brüder Grimm und reflektiert Wünsche nach materiellem Überfluss und einer großen Armee. In einem Umfeld vagierender Bettler und Soldaten gediehen Wünsche nach materiellem Überfluss wie in KHM 158 Das Märchen vom Schlauraffenland. Der Wunsch nach einer großen Armee sieht Lutz Röhrich „wie der Feldherrntraum eines Soldaten aus“. Schon Ulrich Jahn merkte, dass Gewehr und Kanone das alte Zauberschwert ablösten.
Das Märchen enthält mehrere klassische Märchenmotive, wie die Suche nach dem Glück, die Entdeckung von magischen Gegenständen und die Verwandlung vom armen Jüngling zum König. Die drei magischen Gegenstände, der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein, spielen dabei eine zentrale Rolle in der Geschichte und ermöglichen dem jüngsten Bruder, die Herausforderungen zu meistern und schließlich König zu werden.
„Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein“ wurde von verschiedenen anderen Märchen und Erzählungen beeinflusst, darunter auch Geschichten von Hans Sachs und Johann Karl August Musäus. Es gibt zudem Parallelen zu anderen Märchen der Brüder Grimm, wie „Tischchen deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack“ (KHM 36) und „Der Krautesel“ (KHM 122). Wie viele andere Märchen der Brüder Grimm wurde auch „Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein“ in späteren Jahren in verschiedenen Sammlungen und Bearbeitungen weitergegeben und adaptiert.
Interpretationen zum Märchen
Das Märchen „Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein“ der Brüder Grimm lässt verschiedene Interpretationen und Deutungen zu. Hier sind einige mögliche Interpretationsansätze:
Die Bedeutung von Glück und Wohlstand: Das Märchen zeigt, wie unterschiedlich die drei Brüder mit ihrem Glück und Wohlstand umgehen. Während die älteren Brüder durch den Besitz von Silber und Gold schnell zu Reichtum gelangen, erkämpft sich der jüngste Bruder seinen Wohlstand und seine Position als König mithilfe der magischen Gegenstände. Diese unterschiedlichen Herangehensweisen können als Symbol für den Wert harter Arbeit und Durchhaltevermögen gegenüber leicht erlangtem Reichtum gesehen werden.
Die Rolle von Magie und Macht: Die magischen Gegenstände in der Geschichte (der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein) verleihen dem jüngsten Bruder enorme Macht. Die Geschichte zeigt jedoch, dass diese Macht sowohl Gutes als auch Schlechtes bewirken kann. Während der jüngste Bruder seine Macht einsetzt, um seine Brüder und den König zu überwinden, führt sie am Ende auch zum Tod des Königs und seiner Tochter. Dies kann als Warnung verstanden werden, dass Macht verantwortungsvoll eingesetzt werden sollte.
Bruderkonflikt und Neid: Der Konflikt zwischen den Brüdern ist ein zentrales Thema des Märchens. Die älteren Brüder verspotten und unterschätzen ihren jüngeren Bruder aufgrund seiner schäbigen Kleidung. Doch der jüngste Bruder beweist, dass er dank seiner Fähigkeiten und der magischen Gegenstände überlegen ist. Diese Darstellung kann als Appell an die Leser interpretiert werden, andere nicht nach ihrem äußeren Erscheinungsbild zu beurteilen und die Bedeutung von inneren Werten zu erkennen.
Die Prüfungen des Lebens: Die Geschichte des jüngsten Bruders zeigt, wie er trotz widriger Umstände und Schwierigkeiten seinen Weg findet und schließlich zum König wird. Diese Entwicklung kann als Allegorie auf die Prüfungen des Lebens gesehen werden, bei denen Durchhaltevermögen, Klugheit und die richtige Nutzung der eigenen Fähigkeiten zum Erfolg führen.
Die Verwandlung vom armen Jüngling zum König: Das Märchen zeigt eine klassische Verwandlungsgeschichte, bei der der jüngste Bruder vom armen, verachteten Jüngling zum mächtigen König aufsteigt. Diese Verwandlung kann als Symbol für persönliches Wachstum und die Überwindung von Widrigkeiten interpretiert werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein“ ein Märchen ist, das verschiedene wichtige Themen und Motive behandelt, darunter Glück, Wohlstand, Macht, Bruderkonflikt, persönliche Prüfungen und Verwandlung. Die Geschichte regt dazu an, über diese Themen nachzudenken und Lehren für das eigene Leben daraus zu ziehen. Die Leser werden ermutigt, sich auf innere Werte und persönliches Wachstum zu konzentrieren, anstatt sich von äußerem Schein und leicht erlangtem Reichtum blenden zu lassen. Zudem zeigt das Märchen, wie wichtig es ist, Macht und Einfluss verantwortungsbewusst zu nutzen und die Konsequenzen des eigenen Handelns zu bedenken.
Darüber hinaus betont das Märchen die Bedeutung von Durchhaltevermögen, Klugheit und der richtigen Nutzung von Fähigkeiten, um Widrigkeiten zu überwinden und persönliches Wachstum zu erreichen. Dies ist ein universelles Thema, das in vielen Märchen und Geschichten vorkommt und die Leser dazu inspiriert, trotz Schwierigkeiten und Herausforderungen im Leben ihren Weg zu finden und ihre Ziele zu verfolgen.
Insgesamt bietet „Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein“ der Brüder Grimm eine reiche Themenpalette, die verschiedene Interpretationen und Deutungen ermöglicht. Die Geschichte ist nicht nur unterhaltsam, sondern regt auch zum Nachdenken über wichtige Aspekte des menschlichen Lebens und der Gesellschaft an.
Adaptionen zum Märchen
„Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein“ ist ein deutsches Märchen der Gebrüder Grimm und wurde in den Kinder- und Hausmärchen als Nummer 54 veröffentlicht. Es ist Aarne-Thompson Typ 569. Obwohl „Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein“ nicht so bekannt ist wie einige der anderen Märchen der Gebrüder Grimm, hat es dennoch einige Adaptionen und Neuinterpretationen in verschiedenen Medien erfahren. Hier sind einige konkrete Beispiele:
Literarische Adaptionen: Es gibt verschiedene Neuinterpretationen des Märchens in Form von Kinderbüchern, Kurzgeschichten und Gedichten. Zum Beispiel hat die deutsche Autorin Helme Heine das Märchen in ihrem Buch „Die drei Wünsche“ (1985) neu erzählt, das sich an ein jüngeres Publikum richtet und das Märchen mit farbenfrohen Illustrationen aufbereitet.
Theater und Musicals: „Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein“ wurde auch für die Bühne adaptiert. Zum Beispiel hat das Theater Lüneburg 2012 eine Bühnenfassung des Märchens als Familienmusical unter dem Titel „Die drei Wünsche“ aufgeführt, bei der die Geschichte und die Charaktere für ein modernes Publikum neu interpretiert wurden. Das Märchen wurde in verschiedenen Theaterproduktionen inszeniert, meist in Form von Kinder- und Jugendtheateraufführungen. In solchen Adaptionen werden oft zeitgenössische Elemente eingefügt, um das Stück für ein modernes Publikum ansprechender zu gestalten.
Film und Fernsehen: Das Märchen wurde auch für Film und Fernsehen adaptiert. Eine deutsche Verfilmung von 1978 trägt den Titel „Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein“, in der die Handlung des Märchens in eine Filmversion übertragen wurde. Diese Verfilmung ist Teil der DEFA-Märchenfilmreihe, die in der DDR produziert wurde.
Hörspiele und Hörbücher: Es gibt auch Hörspiel- und Hörbuchversionen des Märchens, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geeignet sind. Eine bekannte Hörspielversion stammt von Europa, einer deutschen Hörspielproduktionsfirma, die eine große Auswahl an Märchen der Gebrüder Grimm in Hörspielform veröffentlicht hat.
Kunst und Illustration: Die Geschichte von „Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein“ hat auch zahlreiche Künstler und Illustratoren inspiriert, die die magischen Gegenstände und die Abenteuer der drei Brüder in ihren Werken darstellen. In verschiedenen Ausgaben der „Kinder- und Hausmärchen“ finden sich Illustrationen von verschiedenen Künstlern, die die Geschichte bildlich umsetzen. Künstler wie Walter Crane, Otto Ubbelohde und andere haben das Märchen in ihren Illustrationen dargestellt. Diese Bilder helfen, die Welt des Märchens zum Leben zu erwecken und den Text visuell zu unterstützen.
Neuerzählungen und Adaptionen: Es gibt auch einige moderne Neuerzählungen und Adaptionen des Märchens, die entweder die Handlung verändern oder die Geschichte in einen anderen Kontext setzen. Solche Adaptionen können dazu beitragen, das Märchen für ein modernes Publikum relevanter und zugänglicher zu machen.
Insgesamt sind die Adaptionen von „Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein“ vielleicht nicht so zahlreich wie bei einigen der bekannteren Märchen der Brüder Grimm, aber das Märchen hat dennoch seinen Platz in der Kulturgeschichte und wird weiterhin in verschiedenen künstlerischen Formen interpretiert und dargestellt.
Zusammenfassung des Märchen
In dem Märchen „Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein“ der Brüder Grimm geht es um drei arme Brüder, die ihr Glück suchen. Die beiden älteren Brüder nehmen von Bergen aus Silber und Gold und werden reich. Der jüngste Bruder gerät jedoch in einen großen Wald, wo er fast verhungert. Er findet schließlich ein magisches Tischtuch, das Essen herbeizaubern kann.
Auf seiner Reise begegnet der jüngste Bruder drei Köhlern, die ihm nacheinander einen Soldatenranzen, ein Hütlein und ein Hörnlein geben. Der Ranzen hat die Kraft, Soldaten herbeizurufen, das Hütlein kann Kanonen abfeuern, und das Hörnlein hat zerstörerische Kräfte. Mit Hilfe dieser magischen Gegenstände holt sich der jüngste Bruder das Tischtuch zurück, das ihm die Köhler abgenommen hatten.
Als der jüngste Bruder nach Hause zurückkehrt, verspotten ihn seine reichen Brüder wegen seiner schäbigen Kleidung. Er setzt seine magischen Gegenstände ein, um sie und ihre Truppen zu besiegen. Schließlich lässt er sich die Königstochter zur Frau geben. Die Königstochter will den jüngsten Bruder loswerden und nimmt ihm den Ranzen und das Hütlein. In seiner Not bläst er das Hörnlein, und die einstürzenden Mauern erschlagen den König und seine Tochter. Der jüngste Bruder macht sich zum König und beendet damit die Geschichte.
Die Handlung des Märchen
Drei Brüder sind sehr arm und gehen in die Welt hinaus. Sie kommen in einen Wald und in ihm befindet sich ein Berg von Silber. Der Älteste nimmt so viel Silber, wie er tragen kann, und geht nach Hause. Die anderen hoffen auf mehr Glück und ziehen weiter. Sie kommen zu einem Berg von Gold, und der zweite Bruder nimmt so viel Silber, wie er tragen kann, und geht nach Hause. Dann geht der jüngste Bruder weiter, und nach drei Tagen kommt er in einen größeren Wald und verhungert fast. Er will wieder essen können und sieht dann ein Tischtuch voller Essen. Er isst und faltet die Tischdecke und nimmt sie mit.
Am Abend bekommt er wieder Hunger und entfaltet das Gewand, dann wünscht er sich wieder Essen und sein Wunsch wird erfüllt. Er versteht, dass es sich um eine Decke handelt, und diese ist mehr wert als ein Berg von Silber oder Gold. Aber der Junge will noch mehr, und er geht noch nicht nach Hause. In einem Wald stößt er auf einen rußschwarzen Kohlebrenner, der Kartoffeln auf dem Feuer kocht. Der Junge begrüßt Black Pete, und der Junge sagt ihm, dass er nichts zu essen braucht, weil er sein eigenes mitgebracht hat. Der Kohlenbrenner isst mit dem Jungen, und er will das Tuch gegen ein Soldatengewand voller Magie eintauschen.
Wenn man auf den Rucksack klopft, kommt ein Korporal mit sechs Männern. Der Junge tauscht sich aus und befiehlt seinen Männern, seine Robe zurückzuholen. Der Junge trifft auf einen anderen Kohlebrenner, der ihm nach dem Abendessen seinen Hut anbietet. Wenn dies umgedreht wird, beginnen die Geschütze zu brüllen und niemand kann entkommen. Der Junge tauscht sein Gewand aus und lässt seine Soldaten zurückkehren, um es zurückzuholen. Er hat jetzt drei magische Gegenstände und der Junge geht weiter.
Er trifft auf einen dritten Kohlebrenner, der wieder eine Mahlzeit aus Kartoffeln ohne Schmalz anbietet. Der Junge lässt ihn mit ihm essen und auch dieser Kohlebrenner bietet sein Objekt an, mit dessen Kegel man Mauern und Befestigungen zum Einsturz bringen kann. Der Junge tauscht sein Gewand aus und lässt es zurückbringen, mit den Gegenständen geht er dann nach Hause. Er sieht ein großes Haus, gebaut aus dem Silber und Gold seiner Brüder. Sie wollen ihn nicht als Bruder anerkennen, denn er trägt die halb zerrissene Jacke, hat einen schäbigen Hut und einen alten Rucksack auf dem Rücken.
Die älteren Brüder jagen ihn fort, und der Junge klopft auf seinen Rucksack, bis fünfzighundert Männer vor dem Haus stehen. Sie umzingeln die Brüder und schlagen sie nieder. Der König erfährt von dem Vorfall und lässt die Männer vorrücken, aber die Armee des Jungen wächst. Der König will den Wanderer aufhalten und lässt eine größere Armee vorrücken, falls sein erster Versuch scheitert. Der Junge dreht seinen Hut um, und die Männer des Königs werden vertrieben. Der König findet Frieden, wenn er seine Tochter zur Frau gibt, und die Tochter des Königs ist mit dem schäbigen Mann nicht glücklich.
Sie gibt vor, ihn zu lieben, will aber, dass er seinen Rucksack auszieht. Er sagt, dies sei der größte Schatz der Welt, und er enthüllt das Geheimnis. Sie nimmt den Rucksack und lässt die Kriegsherren angreifen. Der Junge hat immer noch seinen Hut und alle sind niedergemäht. Die Königstochter bettelt um Gnade und tut so, als würde sie ihn wieder lieben. Später nimmt sie den Hut ab und wirft ihn nach draußen, aber das Horn hat immer noch seine Kraft und der Junge bläst darauf. Alles bricht zusammen, Städte und Dörfer stürzen ein, und die Königstochter und der König finden den Tod. Der Junge proklamiert sich selbst zum König des Landes.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Kennzahl | Wert |
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Nummer | KHM 54 |
Aarne-Thompson-Uther-Index | ATU Typ 569 |
Übersetzungen | DE, EN, DA, ES, PT, IT, JA, NL, PL, RU, TR, VI, ZH |
Lesbarkeitsindex nach Amstad | 71.1 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 39.8 |
Flesch-Reading-Ease Index | 58.5 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 10.4 |
Gunning Fog Index | 11.3 |
Coleman–Liau Index | 12 |
SMOG Index | 11.2 |
Automated Readability Index | 11.5 |
Zeichen-Anzahl | 12.523 |
Anzahl der Buchstaben | 9.907 |
Anzahl der Sätze | 98 |
Wortanzahl | 2.095 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 21,38 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 385 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 18.4% |
Silben gesamt | 3.135 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,50 |
Wörter mit drei Silben | 191 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 9.1% |