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Der unartige Knabe
Grimm Märchen

Der unartige Knabe - Märchen von Hans Christian Andersen

Vorlesezeit für Kinder: 7 min

Vorgelesen von Henning Vieser

Es war einmal ein alter Dichter, ein richtiger guter, alter Dichter. Eines abends, als er zu Hause saß, zog ein schreckliches Unwetter draußen herauf. Der Regen strömte hernieder, aber der alte Dichter saß warm und gut an seinem Kachelofen, wo das Feuer brannte und die Äpfel brutzelten. „An den Armen, die in diesem Wetter draußen sind, bleibt kein Faden trocken!“ sagte er, denn er war ein guter Dichter.

„O, mach mir auf! Mich friert, und ich bin ganz nass!“ rief ein kleines Kind draußen. Es weinte und klopfte an die Tür, während der Regen strömte und der Sturm an allen Fenstern rüttelte. „Du armer Kleiner!“ sagte der alte Dichter und ging, um die Tür zu öffnen. Da stand ein kleiner Knabe. Er war ganz nackend, und das Wasser triefte aus seinen langen, gelben Haaren. Er zitterte vor Kälte, und wäre er nicht hereingekommen, hätte er sicherlich in dem bösen Wetter umkommen müssen.

„Du armer Kleiner!“ sagte der alte Dichter und nahm ihn bei der Hand. „Komm nur zu mir, ich werde dich schon wärmen! Wein und einen Apfel sollst du auch bekommen, denn du bist ein prächtiger Junge!“ Das war er auch wirklich! Seine Augen sahen wie zwei klare Sterne aus, und ob auch das Wasser aus deinen gelben Haaren floss, ringelten sie sich doch. Er sah wie ein kleines Engelskind aus, war aber bleich vor Kälte und zitterte über den ganzen Körper.

In der Hand hatte er einen herrlichen Flitzbogen, aber der war ganz vom Regen verdorben. Alle Farben von den schönen Pfeilen liefen ineinander bei dem nassen Wetter. Der alte Dichter setzte sich an den Kachelofen, nahm den kleinen Knaben auf den Schoß, drückte das Wasser aus seinem Haar, wärmte seine Hände in seinen und kochte ihm süßen Wein. Da kam er wieder zu sich, sprang auf den Fußboden hinunter und tanzte um den alten Dichter herum.

„Du bist ein lustiger Knabe!“ sagte der Alte. „Wie heißt du?“ – „Ich heiße Amor!“ antwortete er, „kennst du mich nicht? Da liegt mein Flitzbogen! Mit dem schieße ich, musst du wissen! Sieh, nun wird es gut Wetter draußen. Der Mond scheint!“ – „Aber dein Flitzbogen ist verdorben!“ sagte der alte Dichter. „Das wäre schlimm!“ sagte der kleine Knabe, nahm ihn auf und betrachtete ihn. „O, der ist schon wieder trocken, der hat keinen Schaden gelitten!

Die Sehne sitzt ganz stramm! Nun werde ich ihn probieren!“ Dann spannte er ihn, legte einen Pfeil auf, zielte und schoss dem guten, alten Dichter mitten ins Herz. „Da kannst du sehen, dass mein Bogen nicht verdorben war“ sagte er, lachte ganz laut und lief davon. Der unartige Knabe! So auf den alten Dichter zu schießen, der ihn in seine warme Stube genommen hatte, so gut zu ihm gewesen war und ihm den herrlichsten Wein und die besten Äpfel gegeben hatte.

Der gute Dichter lag auf dem Fußboden und weinte. Er war wirklich gerade ins Herz getroffen, und so sagte er: „Pfui! Ist der Amor ein unartiger Knabe! Das will ich allen guten Kindern erzählen, damit sich in acht nehmen können und nie mit ihm spielen, sonst spielt er ihnen übel mit!“ Alle guten Kinder, Mädchen und Knaben, denen er es erzählte, nehmen sich gar sehr in acht vor dem schlimmen Amor, aber er lässt sie doch an seinem Narrenseil tanzen, denn er ist ein durchtriebener Schelm! Wenn die Studenten von den Vorlesungen kommen, läuft er neben ihnen in einem schwarzen Rock mit einem Buch unter dem Arm.

Sie erkennen ihn nicht, gehen mit ihm Hand in Hand und glauben, dass er auch ein Student sei, aber dann sticht er ihnen einen Pfeil in die Brust. Wenn die Mädchen vom Prediger kommen, oder wenn sie im Kirchengange stehen, so ist er auch hinter ihnen. Ja, zu allen Zeiten ist er hinter den Leuten her! Er sitzt in dem großen Kronenleuchter im Theater und brennt lichterloh, und die Leute glauben, es sei eine Lampe, aber später merken sie etwas ganz anderes. Er läuft in des Königs Garten umher und auf den Wällen!

Ja, er hat sogar einmal deinen Vater und deine Mutter mitten ins Herz geschossen! Frag sie nur danach, dann wirst du schon hören, was sie sagen. Ja, er ist ein schlimmer Knabe, dieser Amor. Du solltest lieber nichts mit ihm zu tun haben! Er ist hinter allen her. Denke nur einmal, er schoss sogar einmal mit einem Pfeil auf die alte Großmutter; aber das ist lange her, seit es geschah, doch vergisst sie es nie. Pfui, der schlimme Amor! Aber nun kennst du ihn und weißt, was für ein unartiger Knabe er ist.

Hintergründe zum Märchen „Der unartige Knabe“

„Der unartige Knabe“ ist ein Märchen von Hans Christian Andersen, dem berühmten dänischen Schriftsteller, der vor allem für seine Märchen bekannt ist. Andersen veröffentlichte das Märchen ursprünglich 1835 in dem Buch „Eventyr, fortalte for Børn“ (Märchen, erzählt für Kinder). Dieses Märchen ist nicht so bekannt wie einige seiner anderen Werke, wie zum Beispiel „Die kleine Meerjungfrau“, „Das hässliche Entlein“ oder „Die Schneekönigin“.

Das Märchen „Der unartige Knabe“ bezieht sich auf die römische Mythologie und die Figur des Amor, des Gottes der Liebe, der mit seinen Pfeilen die Menschen verliebt macht. In der Geschichte erscheint Amor als kleiner Junge, der den alten Dichter ins Herz schießt, trotz der Güte, die ihm der Dichter entgegenbringt. Der unartige Amor stellt eine humorvolle und menschliche Darstellung des Gottes der Liebe dar und zeigt, dass Liebe und Verliebtheit oft unerwartet und unvorhersehbar sind.

Hintergrund und Kontext des Märchens können auch auf einige Aspekte der damaligen Gesellschaft und Kultur zurückgeführt werden. Im 19. Jahrhundert war die Romantik eine bedeutende kulturelle Strömung, die das Gefühl, die Leidenschaft und die Imagination betonte. Die Darstellung von Amor als unartigem Knaben kann eine spielerische Kritik an den idealisierten Vorstellungen von Liebe und Beziehungen in der Romantik darstellen.

Darüber hinaus war Andersen bekannt für seine Fähigkeit, den Lesern moralische Lektionen zu vermitteln, ohne moralisierend oder belehrend zu wirken. In „Der unartige Knabe“ wird die Leserschaft dazu ermutigt, vorsichtig mit dem Umgang mit Liebe und Verliebtheit umzugehen, aber auch die Unberechenbarkeit und die Überraschungen, die sie mit sich bringen, zu akzeptieren.

Insgesamt ist „Der unartige Knabe“ ein humorvolles und unterhaltsames Märchen, das auf römischer Mythologie basiert und die zeitlosen Themen von Liebe, Verführung und Vorsicht auf spielerische Weise erkundet. Es bietet Einblicke in die damalige Kultur, Gesellschaft und die persönliche Weltsicht von Hans Christian Andersen.

Interpretationen zum Märchen „Der unartige Knabe“

„Der unartige Knabe“ von Hans Christian Andersen kann auf verschiedene Weise interpretiert werden. Hier sind einige mögliche Interpretationen des Märchens:

Unberechenbarkeit der Liebe: Die Geschichte zeigt Amor als unartigen Knaben, der unerwartet Menschen ins Herz schießt und sie verliebt macht. Diese Darstellung betont die Unberechenbarkeit der Liebe und zeigt, dass sie oft plötzlich und ohne Vorwarnung zuschlägt. Die Leser werden daran erinnert, dass Liebe und Verliebtheit nicht immer unter unserer Kontrolle stehen.

Die Dualität von Liebe und Schmerz: Indem Amor den alten Dichter ins Herz schießt, obwohl dieser ihm geholfen hat, betont das Märchen die Dualität von Liebe und Schmerz. Liebe kann Freude und Glück bringen, aber auch Schmerz und Leid verursachen. Der Dichter erlebt beides – die Freude, dem Jungen zu helfen, und den Schmerz, von ihm verletzt zu werden.

Die Unschuld der Kindheit: Amor wird in der Geschichte als kleiner Junge dargestellt, was die Unschuld der Kindheit symbolisieren könnte. Kinder sind oft unartig und unvorhersehbar, aber auch unschuldig und liebenswert. Dies könnte eine Erinnerung daran sein, dass Liebe in ihrer reinen und unschuldigen Form etwas ist, das wir schätzen und pflegen sollten.

Warnung vor falschen Freunden: Der Dichter öffnet seine Tür für den kleinen Amor und hilft ihm, nur um dann von ihm verletzt zu werden. Dies kann als Warnung vor falschen Freunden interpretiert werden, die freundlich und unschuldig erscheinen, aber letztendlich Schaden anrichten können.

Kritik an idealisierten Vorstellungen von Liebe: Die humorvolle Darstellung von Amor als unartigem Knaben könnte auch eine Kritik an den idealisierten Vorstellungen von Liebe und Beziehungen sein, die in der Romantik vorherrschend waren. Andersen zeigt, dass Liebe komplexer und unvorhersehbarer ist, als es oft dargestellt wird.

Die Macht der Geschichten: Der Dichter erzählt die Geschichte von Amor, um andere vor ihm zu warnen. Dies unterstreicht die Macht von Geschichten, um Wissen und Erfahrungen weiterzugeben und uns vor den Herausforderungen des Lebens zu schützen.

Insgesamt bietet „Der unartige Knabe“ vielfältige Interpretationsmöglichkeiten und regt die Leser dazu an, über die verschiedenen Facetten der Liebe und die menschliche Natur nachzudenken.

Zusammenfassung der Handlung

„Der unartige Knabe“ ist ein Märchen von Hans Christian Andersen, das die Begegnung eines alten Dichters mit einem kleinen Jungen namens Amor, dem Gott der Liebe, erzählt. Während eines Unwetters hört der Dichter den Jungen draußen weinen und lässt ihn in seine warme Stube. Der Junge ist nackt und friert, also wärmt der Dichter ihn auf, gibt ihm süßen Wein und Äpfel zu essen.

Trotz der Fürsorge des Dichters nimmt Amor seinen Flitzbogen und schießt dem alten Mann einen Pfeil ins Herz, bevor er lachend davonläuft. Der verletzte Dichter erzählt daraufhin anderen Kindern von dem unartigen Amor, um sie vor ihm zu warnen. Amor ist jedoch ein durchtriebener Schelm, der Menschen mit seinen Pfeilen ins Herz schießt und sie unerwartet verliebt macht. Das Märchen zeigt die Unberechenbarkeit und die humorvolle Seite der Liebe und endet mit einer eindringlichen Warnung, sich vor Amor in Acht zu nehmen und sich nicht mit ihm einzulassen.

Informationen für wissenschaftliche Analysen


Statistiken zum Märchen
Wert
Übersetzungen DE, EN, DA, ES, IT, NL,
Lesbarkeitsindex nach Amstad82.4
Lesbarkeitsindex nach Björnsson28.2
Flesch-Reading-Ease Index70.8
Flesch–Kincaid Grade-Level6.3
Gunning Fog Index6.7
Coleman–Liau Index11.1
SMOG Index8.5
Automated Readability Index6
Zeichen-Anzahl4.416
Anzahl der Buchstaben3.460
Anzahl der Sätze64
Wortanzahl757
Durchschnittliche Wörter pro Satz11,83
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben124
Prozentualer Anteil von langen Wörtern16.4%
Silben gesamt1.110
Durchschnittliche Silben pro Wort1,47
Wörter mit drei Silben53
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben7%

Bildquellen: © Andrea Danti / Shutterstock

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