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Die dankbaren Tiere
Grimm Märchen

Die dankbaren Tiere - Märchen von Ludwig Bechstein

Vorlesezeit für Kinder: 7 min

Es reiste einst ein Pilger über Land, der kam auf seinem Wege durch den Wald an eine Wolfsgrube und nahm wahr, dass etwas Lebendiges darin sei. Und wie er hinunterblickte, sah er darin einen Menschen, der war ein Goldschmied, und bei ihm war ein Affe, eine Schlange und eine große Natter. Die waren alle unversehens in die Grube gefallen. Da dachte der Pilger bei sich: Übe Barmherzigkeit mit den Elenden und hilf den Menschen von seinen Feinden. Da warf er ein Seil in die Grube und hielt das eine Ende fest in der Hand, willens, den Goldschmied heraufzuziehen, schnell sprang aber der Affe herzu, kletterte herauf und sprang aus der Grube. Zum zweitenmal warf der Pilger das Seil hinab, da ringelte sich die Natter daran empor. Und zum drittenmal erfasste die Schlange das Seil und kam auch zutage. Diese drei Tiere dankten dem Pilger für seine Güte und sprachen zu ihm: »Was du uns Gutes getan, das wollen wir dir wieder zu vergelten suchen, und wann dich dein Weg in unsere Nähe trägt, so magst du auf uns rechnen, dass wir nach Kräften dir zu Diensten sind; sei aber treulich gewarnt vor dem Menschen da drunten, denn nichts, was da lebt, ist so undankbar, wie er. Dieses haben wir erfahren und sagen es dir an, dass du wissest, dich zu verhalten.«

Damit schieden die drei Tiere von dem Pilger, dieser aber gedachte an seine Pflicht, dass dem Menschen zieme, dem Menschen zu helfen, und er warf das Seil wiederum in die Grube und zog den Goldschmied heraus. Dieser bedankte sich mit vielen Worten für die Gnade und Barmherzigkeit, die der Pilger an ihm getan. Er bat, ihn ja in der Königsresidenz, wo er wohne, zu besuchen und verließ ihn.

Auf seinem Weiterweg kam der Pilger in die Nähe der Residenz und an den Ort, wo der Affe, die Natter und die Schlange wohnten. Die freuten sich, und der Affe brachte ihm, der sehr ermattet war, Obst und süße Feigen, die Natter zeigte ihm eine kühle, angenehme Grotte, wo er ruhen und rasten konnte, und legte sich davor und bewachte seinen Schlaf, denn niemand wagte sich dorthin, wo die große Natter lag. Die Schlange aber schlüpfte in die Königsburg und stahl dort einige goldene Kleinode, die gab sie dem Pilger zur Verehrung, sagte ihm aber nicht, woher sie dieselben hatte. Als dieser von den Tieren aufbrach, ging er in die Königsstadt und suchte den Goldschmied auf, dem zeigte er die Kleinode und bot sie ihm zum Kauf an. Der Goldschmied sah, dass sie des Königs Eigentum waren, schwieg still, ging zum König und zeigte an, dass er den Dieb dieser Kleinode in seinem Haus gefangen habe. Dafür empfing er eine stattliche Belohnung, und der König sandte seine Häscher, die fingen den Pilger, schlugen ihn, führten ihn durch die Straßen und hinaus zum Galgen, um ihn zu henken. Da gedachte der alte Mann auf dem Wege an die Warnung der Tiere und seufzte laut: »O hätte ich euren Rat befolgt, ihr getreuen Tiere, so wäre diese Trübsal mir nicht beschieden worden!«

Nun hatte die Schlange just ihre Wohnung an dem Weg, der zum Hochgericht führte, und hörte die Klagerede des unschuldigen Mannes, an dessen Unglück sie mit schuld war und betrübte sich und dachte darauf, wie sie ihm helfen könne. Da nun der Königssohn, ein junger Knabe, auch des Weges geführt wurde, damit er des Diebes Strafe zusehe, kroch sie hin und biss ihn in das Bein, dass es bald aufschwoll. Da blieb alles Volk erschrocken stehen und man sandte eiligst nach Ärzten und nach Astrologen die helfen sollten. Die Ärzte brachten Theriak herbei, eine Arznei, die gepriesen war gegen den Schlangenbiss, er half jedoch nichts. Die Astrologen aber lasen in den Sternen, dass der zum Tode geführte Pilger unschuldig war, und der Königsknabe rief selbst mit heller Stimme: »Bringt mir den Mann her, dass er seine Hand auf meine Wunde und mein Geschwulst lege, so werde ich heil sein!«

Da wurde der Pilger vor den König geführt, der fragte nach seinem Schicksal, und der Pilger erzählte dem König alles treulich, von den guten dankbaren Tieren und dem schändlichen Undank des Goldschmieds, den er vom Tod errettet. Und dann hob er Hände und Augen zum Himmel und flehte: »O allmächtiger Gott, so wahr es ist, dass ich unschuldig bin an dem Diebstahl, so wahr wird meine Hand diesen Menschen heilen!« – Und da wurde von Stund an der Königssohn gesund. Als das der König sah, wurde sein Herz froh und freudvoll. Er ehrte den Pilger mit köstlichen Gaben, ließ ihm auch alle Kleinode, um derentwillen der Pilger Todesangst ausgestanden hatte, und ließ den Goldschmied auf der Stelle henken, zur Strafe seines großen Undanks.

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Hintergründe

Interpretationen

Analyse

Das Märchen „Die dankbaren Tiere“ von Ludwig Bechstein behandelt zentrale Themen wie Barmherzigkeit, Dankbarkeit und Undankbarkeit. Es beginnt mit einem Pilger, der auf eine Wolfsgrube stößt, in der sich ein Goldschmied und drei Tiere befinden: ein Affe, eine Natter und eine Schlange. Der Pilger entscheidet sich, den Eingeschlossenen zu helfen und wirft ein Seil in die Grube. Zuerst retten sich die Tiere und danken dem Pilger mit dem Versprechen, ihm eines Tages zu helfen. Sie warnen ihn jedoch vor dem Menschen, den sie als undankbar beschreiben.

Trotz der Warnung zieht der Pilger dann den Goldschmied heraus, der ihm verspricht, dass er ihn in der Königsresidenz begrüßen wird. Dieser Schwur bleibt jedoch unehrlich. Als der Pilger später die Tiere trifft, helfen sie ihm erneut. Der Affe versorgt ihn mit Nahrung, die Natter bietet ihm Schutz, und die Schlange stiehlt königliche Kleinode, die sie dem Pilger schenkt, ohne die Herkunft zu offenbaren.

Der Pilger besucht den Goldschmied in der Stadt, um die Kleinode zu verkaufen, aber der Goldschmied verrät ihn an den König als Dieb. Der Pilger wird gefangen genommen und zum Galgen geführt. Doch die Schlange, die den Pilger schuldig fühlt, beißt den Königssohn, wodurch eine dramatische Wendung eingeleitet wird. Kein Arzt kann den Prinzen heilen, bis der Pilger es versucht und durch seine Unschuld und Vertrauen in Gott gelingt es ihm, den Jungen zu heilen.

Durch dieses Ereignis erfährt der König die Wahrheit. Der Pilger wird geehrt und beschenkt, während der Goldschmied für seinen Verrat bestraft wird. Das Märchen lehrt, dass wahre Barmherzigkeit und Dankbarkeit belohnt werden, während Falschheit und Undankbarkeit ihre Strafe finden. Die Integrität des Pilgers und die Treue der Tiere stehen im Kontrast zur Bosheit und Undankbarkeit des Menschen.

Ludwig Bechsteins Märchen „Die dankbaren Tiere“ bietet eine bemerkenswerte Erzählung über Barmherzigkeit, Dankbarkeit und die moralischen Konflikte zwischen Mensch und Tier. Die Geschichte ist reich an symbolischen und ethischen Interpretationen.
Moral des Undanks: Die Erzählung zeigt die Gefahr des menschlichen Undanks, wie sie durch die Figur des Goldschmieds dargestellt wird. Im Gegensatz dazu stehen die Tiere, die trotz ihrer Natur als „nicht-menschliche“ Wesen echte Dankbarkeit und Treue zeigen. Der Goldschmied, der die Hilfe des Pilgers in puren Eigennutz verwandelt, verkörpert die undankbare Natur, vor der die Tiere warnen.

Natur vs. Kultur: Eine interessante Interpretation ist der Gegensatz zwischen Natur (vertreten durch die Tiere) und menschlicher Kultur und Zivilisation (vertreten durch den Goldschmied und den Königshof). Die Tiere, die instinktiv dankbar und hilfreich sind, könnten als Verkörperung einer reinen und unverfälschten Natur verstanden werden, während die Menschen mit den moralischen Abgründen der Zivilisation ringen.

Rettung durch Barmherzigkeit: Der Pilger, der trotz der Warnungen der Tiere dem Goldschmied hilft, steht für christliche Werte der Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Seine spätere Rettung durch eben jenen Akt der Barmherzigkeit, als er unschuldig gerettet wird, könnte eine Betonung darauf sein, dass wahre Tugend letztendlich belohnt wird.

Schicksal und Gerechtigkeit: Das Märchen hat auch eine starke Schicksalskomponente. Die Handlung der Tiere, besonders der Schlange, führt am Ende zur Gerechtigkeit. Trotz der scheinbaren Niederlage durch den Verrat des Goldschmieds, führt das Schicksal die Ereignisse so, dass der Pilger gerettet wird und der Goldschmied bestraft wird. Diese Interpretation zeigt die allgegenwärtige Rolle einer höheren Gerechtigkeit.

Loyalität und Vertrauen: Die gegenseitige Loyalität zwischen dem Pilger und den Tieren betont die Wichtigkeit von Vertrauen und Treue. Die Handlung hebt hervor, dass wahre Verbündete oft in unerwarteten Formen erscheinen können und dass es essentiell ist, Vertrauen zu pflegen und zu wertschätzen.

Jede dieser Interpretationen gibt dem Märchen eine tiefere Bedeutung und regt dazu an, über die menschlichen Werte und die Beziehung zwischen Mensch und Natur nachzudenken. Das Märchen lehrt nicht nur eine moralische Lektion, sondern öffnet auch den Raum für eine breitere Reflexion über ethische Entscheidungen und ihre Konsequenzen.

Die Erzählung „Die dankbaren Tiere“ von Ludwig Bechstein ist ein klassisches Märchen, das mehrere charakteristische Elemente des Märchengenres aufweist. Eine linguistische Analyse dieses Textes ermöglicht es uns, die Strukturen und Themen zu verstehen, die in traditionellen Märchen häufig vorkommen. Die wesentlichen Elemente einer solchen Analyse umfassen die Struktur des Märchens, die Sprache und Stilmittel, die darin verwendet werden, sowie die symbolischen und moralischen Lektionen, die die Erzählung vermittelt.

Struktur und Erzählstil

Einfachheit und Klarheit der Sprache: Die Erzählung ist in einer klaren und einfachen Sprache verfasst, die typisch für Volksmärchen ist. Diese Einfachheit ermöglicht ein leichtes Verständnis, auch für ein jüngeres Publikum.

Chronologische Erzählweise: Wie in vielen Märchen wird die Geschichte chronologisch erzählt, um eine klare Abfolge von Ereignissen darzustellen. Dies hilft, die Handlung linear und übersichtlich zu gestalten.

Wiederholung: Wiederholungen werden häufig verwendet, sowohl in der Handlung als auch in spezifischen Sätzen oder Formeln (z. B. das dreimalige Einwerfen des Seils in die Grube). Diese Wiederholungen verstärken die zentrale Botschaft und erleichtern das Erinnern der Geschichte.

Sprache und Stilmittel

Direkte Rede: Die direkte Rede wird genutzt, um die Interaktionen zwischen den Charakteren lebendig zu gestalten. Insbesondere die Gespräche zwischen dem Pilger und den Tieren sowie zwischen dem Pilger und dem König enthalten moralische Aussagen.

Symbolik: Tiere und ihre symbolische Bedeutung spielen eine wichtige Rolle. Der Affe, die Natter und die Schlange symbolisieren verschiedene Aspekte der Natur und der menschlichen Erfahrung wie Weisheit, Schutz und das Unvorhersehbare.

Kontrast von Dankbarkeit und Undankbarkeit: Der Text spielt auf die moralische Lektion an, dass Dankbarkeit belohnt und Undankbarkeit bestraft wird. Dies wird durch den Kontrast zwischen den dankbaren Tieren und dem undankbaren Goldschmied verdeutlicht.

Moral und Themen

Moralische Lektion: Die zentrale moralische Lektion des Märchens ist die Bedeutung von Dankbarkeit und Barmherzigkeit. Der Pilger erfährt Loyalität und Schutz durch die Tiere, während der undankbare Goldschmied letztlich für seine Hinterlist bestraft wird.

Hilfe und Vergeltung: Das Prinzip der Hilfe und der Erwartung von Gegenseitigkeit wird kritisch betrachtet. Während die Tiere aus Dankbarkeit helfen, zeigt der Goldschmied menschliche Schwächen wie Verrat und Eigennutz.

Göttliches Eingreifen und Gerechtigkeit: Ein häufiges Thema in Märchen ist das göttliche oder schicksalhafte Element, das für Gerechtigkeit sorgt. In diesem Märchen wird das Eingreifen durch die Schlange und das Heilwunder des Pilgers als höhere Gerechtigkeit dargestellt.

Insgesamt zeigt „Die dankbaren Tiere“ ein typisches Märchenmuster, indem es auf leicht verständliche Weise eine althergebrachte moralische Lektion vermittelt. Die Nutzung von Tieren als symbolische Elemente und die klare Linienführung der Geschichte sind kennzeichnend für Bechsteins Stil und das Märchengenre im Allgemeinen.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
Lesbarkeitsindex nach Amstad74.6
Lesbarkeitsindex nach Björnsson39.8
Flesch-Reading-Ease Index64.4
Flesch–Kincaid Grade-Level10.1
Gunning Fog Index11.8
Coleman–Liau Index10.8
SMOG Index10.8
Automated Readability Index11.5
Zeichen-Anzahl1.593
Anzahl der Buchstaben1.268
Anzahl der Sätze12
Wortanzahl281
Durchschnittliche Wörter pro Satz23,42
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben46
Prozentualer Anteil von langen Wörtern16.4%
Silben gesamt394
Durchschnittliche Silben pro Wort1,40
Wörter mit drei Silben21
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben7.5%
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