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Der Garten im Brunnen
Grimm Märchen

Der Garten im Brunnen - Märchen von Ludwig Bechstein

Vorlesezeit für Kinder: 8 min

Ein Bauer hatte nach dem Tod seiner ersten Frau, die ihm ein Mädchen und einen Knaben geboren hatte, eine zweite geheiratet und bekam von dieser noch einen Sohn, der hieß Kasperle. Sie war aber gegen jene zwei Kinder eine böse Stiefmutter, behandelte sie übel, ließ sie zerlumpt umhergehen und gab ihnen kaum satt zu essen, während sie Kasperle alles zu Willen tat, ihn in den besten Kleidern einhergehen ließ und ihn in allen Stücken vorzog. Der Vater durfte darüber nichts sagen, so oft ihm auch die armen Kinder ihr Leid klagten, denn er ward nachgerade kränklich und musste selbst von seiner Frau alles gebrannte Herzeleid erdulden. Die böse Stiefmutter kam endlich sogar auf den Gedanken, die beiden Kinder aus dem Wege zu räumen und ihrem Sprössling das Erbe allein zuzuwenden. Sie nahm deshalb einmal die Kinder mit tief hinein in den Wald, um Erdbeeren zu suchen; der Abend kam heran, und als sich die Kinder umsahen, war die Mutter verschwunden. Das Mädchen weinte sehr, denn sie glaubte schon im Walde umkommen zu müssen; aber der Knabe tröstete sie und sprach: »Wir kommen schon nach Hause, denn ich habe an dem Wege Reiser von den Hecken und Bäumen geknickt.« Und die Kinder kamen wirklich nach Hause zurück, zum Ärger der Stiefmutter. Sie dachte es nun klüger anzufangen und führte sie noch tiefer in den Wald, aber der Knabe hatte Erbsen auf den Weg gestreut, und die Kinder kamen wiederum aus der gräulichen finstren Wildnis.

Die böse Stiefmutter ergrimmte aber über dies Fehlschlagen ihrer Pläne immer mehr, und als der Knabe einst aus dem tiefen Ziehbrunnen im Garten seines Vaters Wasser schöpfte, warf sie ihn hinein. Statt in das Wasser zu fallen, kam der Knabe in einen wunderschönen Garten, der voll Blumen und Bäume stand. Er konnte sich nicht satt sehen und lief immer zu; endlich aber erkannte er, dass er vom Schauen wirklich nicht satt geworden war; denn es hungerte ihn sehr; da sah er ein Bäumchen voll schöner roter Äpfel und sprach voll Sehnsucht:»Liebes Bäumchen, schüttle dich und rüttle dich
Und wirf deine Äpfel über mich.«
Und das Bäumchen schüttelte sich, und eine Menge der schönen rotfarbigen Äpfel lagen im Gras. Der Knabe aß sich satt und ging weiter. Da sah er ein Bäumchen stehen, das hing über und über voll Gold. Das blitzte dem Knaben gar sehr in die Augen, und er sprach:»Liebes Bäumchen, schüttle dich und rüttle dich
Und wirf Goldblättlein über mich.«
Kaum hatte er ausgesprochen, da flimmerten seine Kleider von dem feinsten Golde. Nun kam aber die Sehnsucht nach dem Vater und der Schwester in sein Herz, und er seufzte: »Ach, wenn ich doch bei meinem Vater wäre!«

Siehe, da stand ein graues Männlein vor ihm, zeigte ihm einen Weg und sprach: »Gehe nur immer gradaus, bis du an die Stelle kommst, wo du hergekommen bist; deine Schwester wird Wasser schöpfen, da hänge dich an den Eimer.«

Der Knabe tat also, und es geschah alles, was das Männchen gesagt hatte.

Die Schwester verwunderte sich sehr, als sie den goldbedeckten Bruder am Eimer hängen sah. Sie freute sich gar sehr darüber und ließ sich von dem Bruder auch in den Brunnen hinablassen, nachdem er ihr alles erzählt hatte. Dem Mädchen widerfuhr dasselbe, und sie wurde ebenso wieder herausgezogen. Nun gingen die beiden Kinder zum Vater und sagten: »Freue dich, nun haben wir Reichtum genug und wollen glücklich sein!«

Die böse Stiefmutter ärgerte sich gewaltig darüber, tat sich’s aber nicht aus, sondern ließ sich alles von den Kindern genau erzählen. Dann unterrichtete sie ihren Sohn Kasperle und warf ihn auch in den Brunnen. Kasperle kam ebenfalls in den schönen Garten. Als ihn hungerte, sah auch er ein Bäumchen voll Äpfel. Da sprach er:»Liebes Bäumchen, schüttle dich und rüttle dich,
Wirf deine Äpfel über mich!«
Da schüttelte sich das Bäumchen, und die Äpfel fielen dem Kasperle gar hart auf den Kopf! Er griff hastig nach dem ersten und biss hinein, musste aber den Mund verziehen, so sauer schmeckte der Apfel, und es war ein garstiger Wurm darin. Der Hunger zwang ihn indes, doch davon zu essen. Bald darauf sah er ein Bäumchen, das glänzte wie Gold, und er sagte:»Liebes Bäumchen, schüttle dich und rüttle dich,
Wirf deine Blütlein über mich!«
Da troff es von dem Bäumchen herab, und er war alsbald mit einer dicken Pechkruste überzogen. Er weinte und schrie und verlangte nach seiner Mutter, damit sie ihn aus der unbequemen Haut erlöse. Und das graue Männchen stand vor ihm und sagte: »Gehe dahin und hänge dich an den Eimer, mit dem deine Mutter Wasser schöpfen wird.«

Die Stiefmutter hatte am Brunnen gewartet und zog hastig vor Begierde den Eimer herauf, als sie eine schwere Last sich dran hängen fühlte. Sie hoffte nichts gewisser, als dass Kasperle mit Gold bedeckt zurückkehren werde. Wie erboste sie sich daher, als sie den armen Jungen in solchem Zustande fand. Sie schalt und schlug sogar nach ihm. Das Pech ließ sich gar nicht ablösen, und sie kam auf den Gedanken, ihn in den warmen Backofen zu stecken, da sie eben Brot gebacken; da werde das Pech schon abfließen, meinte sie. Sie tat es, vergaß aber den Jungen, und als sie den Ofen endlich öffnete, floss ihr das Pech entgegen, das Kasperle war erstickt und verbrannt.

Die Stiefmutter starb bald darauf vor Ärger und Betrübnis, der Vater aber lebte mit seinen glücklichen Kindern herrlich und in Freuden.

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Hintergründe

Interpretationen

Analyse

„Der Garten im Brunnen“ ist ein Märchen von Ludwig Bechstein, das klassische Motive des Volksmärchens aufgreift, insbesondere die Thematik der bösen Stiefmutter und die Prüfungen der Hauptfiguren, die zu Glück und Wohlstand führen.

In der Geschichte gibt es einen Vater, der nach dem Tod seiner ersten Frau erneut heiratet. Die neue Frau bringt einen Sohn namens Kasperle zur Welt und behandelt ihre Stiefkinder – einen Knaben und ein Mädchen aus der ersten Ehe des Vaters – äußerst schlecht. Sie bevorzugt Kasperle eindeutig und sorgt dafür, dass er in guten Kleidern geht und ausreichend zu essen bekommt, während die Stiefkinder vernachlässigt werden.

Die Stiefmutter versucht mehrmals, die ungeliebten Kinder loszuwerden. Zunächst lässt sie sie im Wald allein, doch der Knabe ist vorausschauend und findet den Weg zurück. Schließlich wirft sie den Jungen in einen Brunnen, von welchem er jedoch in einen wundervollen Garten gelangt, wo ihn reichhaltige Früchte und goldene Gewänder erwarten. Ein graues Männlein zeigt ihm schließlich den Weg zurück, und through a magical process, kehrt er mit dem erlangten Reichtum heim.

Seine Schwester folgt ihm in den Brunnen und erlebt das Gleiche. Die Stiefmutter erfährt von diesem Erfolg und zwingt ihren Sohn Kasperle, ebenfalls in den Brunnen zu steigen. Doch als Kasperle im Garten ist, widerfahren ihm unangenehme Dinge: Äpfel fallen hart auf seinen Kopf und ein Wurm ist im Apfel. Anstelle von Gold bedecken ihn Pechkrusten. Der Versuch, ihn zu retten, endet tragisch und er stirbt im Backofen.

Das Märchen endet damit, dass die böse Stiefmutter ebenfalls an ihrer Bosheit zugrunde geht, während der Vater mit seinen beiden glücklichen Kindern ein erfülltes Leben führt. Tugendhaftigkeit und Klugheit werden belohnt, während Bosheit und Egoismus ins Verderben führen.

„Der Garten im Brunnen“ von Ludwig Bechstein ist ein klassisches Märchen, das viele der typischen Elemente dieses Genres enthält: eine böse Stiefmutter, vernachlässigte und misshandelte Kinder, magische Ereignisse und eine moralische Lektion.

Lassen Sie uns die Geschichte Schritt für Schritt betrachten

Die familiäre Situation: Das Märchen beginnt mit der Einführung einer klassischen Märchenkonstellation – eine böse Stiefmutter, die ihre Stiefkinder ungerecht behandelt und den leiblichen Sohn bevorzugt. Diese Ausgangssituation ist in vielen Märchen wie Aschenputtel oder Schneewittchen zu finden.

Der Plan der Stiefmutter: Die Stiefmutter versucht wiederholt, die Kinder loszuwerden. Ihre Pläne, die Kinder im Wald zurückzulassen, sind Anspielungen auf Geschichten wie „Hänsel und Gretel“, wo Kinder in gefährlichen Situationen durch Klugheit überleben.

Der magische Garten im Brunnen: Nachdem die Stiefmutter den Knaben in den Brunnen wirft, kommt er in einen wundersamen Garten voller magischer Bäume. Hier findet ein fantastisches Element statt, das in vielen Märchen zu finden ist: ein Übergang in eine andere, oft märchenhafte Welt, die Prüfungen beinhaltet.

Die Belohnung der Tugend: Der Knabe ist höflich und bescheiden zu den Naturgeistern (in Form der Bäumchen), weshalb er reich belohnt wird. Dies reflektiert das Märchenmotiv, dass Tugend und gute Manieren belohnt werden, während Bosheit bestraft wird.

Die Bestrafung der Gier und des schlechten Benehmens: Kasperle, der verzogene Sohn der Stiefmutter, erfährt das Gegenteil. Aufgrund seines schlechten Verhaltens und seiner Gier werden ihm die belohnenden Elemente des Gartens (Äpfel und Gold) zur Strafe. Diese Bestrafung erreicht ihren Höhepunkt, als die Versuche seiner Mutter, ihn zu reinigen, fehlschlagen und letztendlich zu seinem Tod führen.

Das Ende mit Moral: Schließlich erleben die gute Schwester und der Bruder Glück und Wohlstand, während die böse Stiefmutter und Kasperle durch ihre eigene Hand sterben. Dies ist eine häufige Moral in Märchen, die besagt, dass das Gute gewinnt und das Böse seine gerechte Strafe erhält.

Die Geschichte ermutigt dazu, mitfühlend und rechtschaffen zu sein und warnt vor den Konsequenzen von Gier und Grausamkeit. Märchen wie dieses dienten oft dazu, gesellschaftliche Normen und Werte zu vermitteln und Kindern klare Botschaften über das Verhalten zu geben, das belohnt oder bestraft wird.

Die Erzählung „Der Garten im Brunnen“ von Ludwig Bechstein ist ein klassisches Märchen, das charakteristische Elemente und Strukturen der Gattung aufweist. Im Folgenden analysiere ich einige linguistische und literarische Aspekte der Geschichte.

Struktur und Motive

Klassische Märchenstruktur:
Situation zu Beginn: Die Geschichte beginnt mit der Vorstellung der Charaktere und einer problematischen Familiensituation: der Vater, die zwei Kinder aus erster Ehe, die böse Stiefmutter und ihr eigenes Kind, Kasperle.
Konflikt: Die böse Stiefmutter misshandelt die Stiefkinder und versucht, sie aus dem Weg zu räumen, um ihrem Sohn das Erbe zu sichern.
Wunderbare Elemente: Der Ziehbrunnen, der in einen magischen Garten führt, ist typisch für Märchen, die oft wunderbare oder magische Elemente verwenden, um die Protagonisten zu belohnen oder zu bestrafen.
Lösung und Schluss: Die gerechten Geschwister kehren reich zurück, während Kasperles Gier und die Boshaftigkeit der Stiefmutter bestraft werden. Das Märchen endet traditionell mit dem „happy end“ für die guten Charaktere.

Motive

Böse Stiefmutter: Ein häufiges Motiv in Märchen.
Magischer Ort: Der Garten im Brunnen als Ort der Prüfung und Belohnung.
Gerechte Belohnung: Die guten Kinder werden belohnt, während Kasperle und die Stiefmutter bestraft werden.

Sprache und Stil

Einfachheit und Klarheit: Die Sprache ist einfach und klar, was typisch ist für Märchen, die vor allem mündlich überliefert wurden und leicht verständlich sein sollten. Direkte Reden und Wiederholungen („Liebes Bäumchen, schüttle dich und rüttle dich. . . „) sind charakteristisch und steigern die Einprägsamkeit.

Reime: Der Text enthält Reime („Liebes Bäumchen, schüttle dich und rüttle dich. . . “), die häufig in Märchen verwendet werden, um magische Beschwörungen oder Befehle zu kennzeichnen. Sie haben eine rhythmische und mnemonische Funktion.

Symbolik

Äpfel und Gold: Diese stehen oft für Versuchungen und den Umgang mit Reichtum und Gier.
Pech: Im Märchen als Strafe für schlechte Eigenschaften verwendet.

Erzählperspektive: Wie viele Märchen wird auch „Der Garten im Brunnen“ von einem auktorialen Erzähler präsentiert, der die Ereignisse allwissend und kommentarlos darstellt.

Moral und Botschaft

Das Märchen vermittelt eine klare Moral: Tugend und Bescheidenheit werden belohnt, während Gier und Boshaftigkeit bestraft werden. Die Geschichte lehrt, dass echtes Glück nicht durch Ungerechtigkeit oder Habgier erreicht werden kann. Diese moralischen Lektionen sind typisch für Märchen, die oft gesellschaftliche Werte und Vorstellungen transportieren.

Insgesamt entspricht „Der Garten im Brunnen“ sowohl inhaltlich als auch stilistisch den klassischen Merkmalen eines Märchens und spiegelt die zeitlose Struktur und Moral dieser Erzählgattung wider.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
Lesbarkeitsindex nach Amstad67
Lesbarkeitsindex nach Björnsson41.9
Flesch-Reading-Ease Index53.9
Flesch–Kincaid Grade-Level11.8
Gunning Fog Index11.8
Coleman–Liau Index12
SMOG Index11.3
Automated Readability Index12
Zeichen-Anzahl1.589
Anzahl der Buchstaben1.282
Anzahl der Sätze11
Wortanzahl267
Durchschnittliche Wörter pro Satz24,27
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben47
Prozentualer Anteil von langen Wörtern17.6%
Silben gesamt405
Durchschnittliche Silben pro Wort1,52
Wörter mit drei Silben22
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben8.2%
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