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Die Glockentiefe
Grimm Märchen

Die Glockentiefe - Märchen von Hans Christian Andersen

Vorlesezeit für Kinder: 10 min

„Ding-dang! Ding-dang!“ klingt es aus der Glockentiefe herauf in den Odense-Bach. Jedes Kind in der alten Stadt Odense auf der Insel Fünen kennt den Bach, der die Gärten rings um die Stadt bespült und sich von der Schleuse bis zur Wassermühle unter den Holzbrücken hinzieht.

Im Bach blühen gelbe Wasserlilien oder Seerosen, und braungefiedertes Röhricht wächst dort mit den schwarzen sammetartigen Rohrkolben, hoch und dick, alte geborstene Weiden, gereckt und gestreckt, hängen weit ins Wasser hinein an der Seite der Mönchswiese und der Bleiche, aber gegenüber liegt Garten an Garten, und keiner gleicht dem anderen, bald mit schönen Blumen und Lauben, glatt und zierlich, wie ein kleiner Puppenstaat, bald nur mit Kohl und Gemüse bestanden; oder es ist auch gar kein Garten zu erblicken, da die großen Holunderbäume sich an den Ufern ausbreiten und weit über das strömende Gewässer hinaushängen, das hier und da tiefer ist, als dass die Ruderstange seinen Grund erreichen könnte.

Dem alten Fräuleinkloster gegenüber ist die tiefste Stelle, Glockentiefe genannt, und dort unten wohnt der alte Wassermann. Der schläft den Tag über, wenn die Sonne durch das Wasser hinabstrahlt, aber bei sternenhellen Nächten und Mondschein zeigt er sich. Er ist sehr alt. Die Großmutter sagt, sie habe von ihm erzählen hören von ihrer Großmutter. Er lebe ein einsames Leben, habe gar niemanden, mit dem er reden könne, außer der großen, alten Kirchglocke. Einst hing die Glocke im Kirchturm, ja, jetzt ist keine Spur mehr davon zu sehen, weder vom Turm noch von der Kirche, welche St. Albani hieß.

„Ding-dang“ Ding-dang!“ klang die Glocke, als der Turm noch dastand, und eines Abends, als die Sonne sank und die Glocke im stärksten Schwunge sich befand, riss sie sich los und flog dahin durch die Luft. Das blanke Metall blitze glühend in den roten Strahlen. „Ding-dang! Ding-dang! Jetzt will ich mich zur Ruhe betten!“ sang die Glocke und flog hinaus in den Odense-Bach, wo er am tiefsten ist, und deshalb heißt die Stelle die Glockentiefe. Allein ihr ward keine Ruh‘ und kein Schlaf. Unten bei dem Wassermann singt und klingt sie, dass es zuweilen herauftönt durch die Gewässer, und viele Leute sagen, solch Klingen bedeute, dass jemand stirbt, aber es ist nicht so, sie singt und unterhält sich mit dem Wassermann, der jetzt nicht mehr allein ist.

Und was erzählt wohl die Glocke? Sie ist alt, sehr alt, wie wir schon bemerkten, sie war schon lange da, bevor die Großmutter der Großmutter geboren ward, und doch ist sie dem Alter nach nur ein Kind gegen den Wassermann,der ein alter, stiller Mann, ein Sonderling ist mit seinen Hosen aus Aalhaut und seiner Fischjacke mit den gelben Knöpfen, mit dem Schilf- und Seerosenkranz im Haar und Wasserlinsen im Bart, aber hübsch sieht er doch aus so.

Was die Glocke erzählt – das wiederzugeben würde Jahre und Tage erfordern. Sie erzählt jahrein, jahraus die alten Geschichten wieder aufs neue, bald kurz, bald lang, wie es ihr die Stimmung eingibt. Sie erzählt von alten Zeiten, den harten, finstern Zeiten.

„in die St. Albani-Kirche, hinauf auf dem Turm stieg der Mönch, er war jung und schön, aber versonnen wie kein anderer. Er schaute von der Luke dort oben über den Odense-Bach hinaus, damals hatte er noch sein breites Bett, und die Mönchswiese war ein See. Er schaute über ihn und über den grünen Wall hinweg zum „Nonnenhügel“ drüben, wo das Kloster lag, wo das Licht aus der Zelle der Nonne strahlte. Er hatte die Nonne sehr gut gekannt, und er erinnerte sich ihrer, und sein Herz klopfte stärker dabei – Ding-dang! Ding-dang!“ Ja, so erzählte die Glocke.

„Den Turm hinauf stieg auch der dämliche Diener des Bischofs, und wenn ich, die Glocke, die aus Metall gegossene, hart und gewichtig sang und mich schwang, hätte ich ihm das Gehirn zerschmettern können. Er setzte sich dicht unter mich und spielte mit zwei Stöckchen, als wenn dieselben gar ein Saitenspiel wären, und er sang dazu: „Jetzt darf ich laut heraussingen, was ich sonst nicht flüstern darf, von allem singen, was hinter Schloss und Riegel versteckt gehalten wird. Dort ist es kalt und nass! Die Ratten fressen sie bei lebendigem Leibe. Niemand weiß darum! Niemand hört davon! Auch jetzt nicht, denn die Glocke klingt und singt ihr lautes Ding-dang! Ding-dang!“

Ein König war damals, sie nannten ihn Kanut, er beugte sich vor Bischof und Mönch, als er aber den Wendelbauern zu nahe trat mit schweren Steuern und harten Worten, da nahmen diese Waffen und Stangen zur Hand und jagten ihn in die Flucht gleich einem wilden Tier. Er suchte Schutz in der Kirche, schloss Tor und Tür hinter sich. Die gewalttätige Schar lagerte draußen vor der Kirche, ich hörte davon erzählen; Krähen, Raben und Dohlen fuhren auf vor Schreck bei dem Geschrei und Gebrüll, welches ertönte.

Sie flogen in den Turm hinein und wieder hinaus, sie schauten auf die Menge dort unten hinab, sie blickten auch durch die Fenster der Kirche hinein, sie schrieen es laut heraus, was sie sahen. König Kanut lag betend vor dem Altar, seine Brüder Erich und Benedikt standen dort als Wache mit gezogenen Schwertern, allein der Diener des Königs, der falsche Blake, verriet seinen Herrn. Die Menge vor der Kirche wusste, wo der König zu treffen sei, und einer schleuderte einen Stein durch die Fensterscheide, und der König lag tot da! Rufen und Schreien der wilden Schar und der Vögel zitterte durch die Luft, und auch ich stimmte mit ein, ich sang und Klang Ding-dang! Ding-dang!

Die Kirchglocke hängt hoch; schaut weit umher, sieht die Vögel um sich und versteht ihre Sprache, der Wind braust zu ihr hinein durch Luken und Schallblöcher, durch jede Ritze, und der Wind weiß alles, er hat es von der Luft, und diese umschließt alles, was Leben hat, sie dringt in die Lungen der Menschen hinein, weiß alles, was sich in Laut und Ton kundtut, jedes Wort, jeden Seufzer! Die Luft weiß es, der Wind erzählt es, die Kirchglocke versteht seine Sprache und läutet es hinaus in die Welt: Ding-dang! Ding-dang!

Allein es wurde mir zu viel, all dies zu hören und zu erfahren, ich vermochte nicht mehr, es hinauszuläuten. Ich wurde so müde, so schwer, dass der Balken zerbrach und ich in die leuchtende Luft hinausflog, hinab, wo der Bach am tiefsten ist und der Wassermann wohnt, einsam und allein, und dort erzähle ich jahraus, jahrein, was gehört habe und was ich weiß: Ding-dang! Ding-dang!“ So läutet und klagt es aus der Glockentiefe in dem Odense-Bach. Das hat die Großmutter erzählt.

Aber der Schulmeister sagt: „Es gibt keine Glocke, die dort unten läuten kann, denn sie kann es nicht! – Auch keinen Wassermann gibt es dort unten, denn es gibt gar keinen Wassermann!“ Und wenn alle anderen Kirchenglocken gar herrlich klingen, so sagt er, dass es nicht die Glocken seien, sondern eigentlich die Luft, die da klingt, die sei es, die das Geläut gebe – und Großmutter erzählt auch, dass es die Glocke selber so gesagt habe – darüber sind sich beide demnach einig, so viel ist gewiss! „Sei behutsam, behutsam, und achte genau auf dich!“ sagen sie beide.

Die Luft weiß alles. Sie ist um uns, sie ist in uns,sie spricht von unseren Gedanken und unseren Taten, und sie spricht länger davon als die Glocke unten in der Tiefe des Odense-Baches, wo der Wassermann wohnt. Sie tönt es hinauf in die große Himmelstiefe, weit, weit hinauf, ewig und immer, bis die Himmelsglocken klingen: Ding-dang! Ding-dang!

Hintergründe zum Märchen „Die Glockentiefe“

„Die Glockentiefe“ ist ein weniger bekanntes Märchen von Hans Christian Andersen, dem berühmten dänischen Schriftsteller. Andersen ist vor allem durch seine Märchen bekannt geworden, die oft von magischen Kreaturen und fantastischen Ereignissen handeln. Einige seiner berühmtesten Geschichten sind „Die kleine Meerjungfrau“, „Das hässliche Entlein“ und „Die Schneekönigin“.

„Die Glockentiefe“ wurde 1850er Jahren veröffentlicht. Die Geschichte spielt in der dänischen Stadt Odense auf der Insel Fünen, der Geburtsstadt von Andersen. Der Odense-Bach spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte und ist ein wichtiger Teil der örtlichen Geographie. Das Märchen enthält eine Mischung aus fantastischen und realistischen Elementen.

Die Glocke und der Wassermann sind magische Kreaturen, während die historischen Ereignisse und die Stadt Odense reale Hintergründe haben. Die Geschichte vermittelt die Idee, dass die Luft alles weiß und alles erzählt, was geschieht, und erinnert die Leser daran, achtsam und vorsichtig zu sein, da ihre Taten und Gedanken von der Luft und den Himmelsglocken bekannt sind.

In dieser Geschichte zeigt Andersen seine Fähigkeit, eine tiefgründige Botschaft durch fantastische Elemente zu vermitteln. Die Glockentiefe erinnert uns an die Vergänglichkeit der Zeit und die Bedeutung von Erinnerungen und Geschichten, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Es lädt uns ein, über die Vergangenheit nachzudenken und uns unserer eigenen Verantwortung gegenüber unserer Umwelt und den Menschen um uns herum bewusst zu sein.

Interpretationen zum Märchen „Die Glockentiefe“

„Die Glockentiefe“ von Hans Christian Andersen ist ein Märchen, das verschiedene Interpretationen zulässt. Hier sind einige mögliche Interpretationen:

Erinnerung und Geschichte: Die Glocke erzählt Geschichten aus vergangenen Zeiten und betont die Bedeutung von Erinnerungen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Das Märchen erinnert uns daran, dass wir aus der Geschichte lernen und die Erinnerungen an die Vergangenheit bewahren sollten.

Kraft der Natur und der Umwelt: Die Erzählung zeigt, wie die Natur und die Umwelt unsere Geschichten und Erinnerungen aufbewahren. Die Luft, der Wind und der Odense-Bach sind ständige Zeugen unserer Taten und Gedanken. Die Geschichte erinnert uns an die Verbindung zwischen Mensch und Natur und die Notwendigkeit, unsere Umwelt zu achten und zu schützen.

Dualität von Wissen und Geheimnis: Die Geschichte zeigt eine Spannung zwischen dem, was bekannt ist und dem, was verborgen bleibt. Die Glocke kennt viele Geschichten und Geheimnisse, aber sie kann nicht alle davon preisgeben. Der Schulmeister und die Großmutter repräsentieren unterschiedliche Ansichten über das Wissen – der Schulmeister ist skeptisch gegenüber der Existenz der Glocke und des Wassermanns, während die Großmutter an ihre Geschichten glaubt.

Verantwortung für unsere Handlungen: Die Glocke und die Luft sind ständige Zeugen unserer Taten und Gedanken, und sie erinnern uns daran, dass wir für unsere Handlungen verantwortlich sind. Die Geschichte lädt uns ein, achtsam zu sein und uns unserer Verantwortung gegenüber anderen Menschen und der Umwelt bewusst zu sein.

Die Magie im Alltäglichen: „Die Glockentiefe“ zeigt, wie magische Kreaturen und Ereignisse im Alltag präsent sein können. Die Geschichte ermutigt uns, die Magie in unserer eigenen Welt zu erkennen und uns von den Geschichten und Legenden, die uns umgeben, inspirieren zu lassen.

Insgesamt bietet „Die Glockentiefe“ von Hans Christian Andersen eine Vielzahl von Interpretationen und Botschaften, die sowohl zeitlos als auch relevant für das moderne Leben sind. Die Geschichte zeigt, wie Erinnerungen, Natur, Verantwortung und Magie in unserem täglichen Leben eine Rolle spielen und uns dazu einladen, achtsam und bewusst zu leben.

Zusammenfassung der Handlung

„Die Glockentiefe“ ist ein Märchen von Hans Christian Andersen, das von einer alten Glocke erzählt, die an der tiefsten Stelle des Odense-Bachs liegt. Die Glocke war einst Teil einer Kirche namens St. Albani, die in der Stadt Odense auf der Insel Fünen stand. Die Kirche und ihr Turm existieren nicht mehr, aber die Glocke ist immer noch in der Tiefe des Baches und spricht mit dem Wassermann, der dort wohnt.

Die Glocke erzählt dem Wassermann Geschichten aus vergangenen Zeiten, darunter auch Geschichten über den Mönch, der einst im Kirchturm lebte, und die Gewalt und Unruhen, die während der Herrschaft von König Kanut stattfanden. Die Glocke und der Wassermann tauschen ihre Geschichten aus, und die Menschen in der Stadt glauben, dass das Klingen der Glocke bedeutet, dass jemand stirbt. In Wirklichkeit unterhält sich die Glocke jedoch nur mit dem Wassermann, der jetzt nicht mehr allein ist.

Die Geschichte zeigt auch die unterschiedlichen Ansichten von Wissen und Aberglauben, indem sie die Großmutter und den Schulmeister als Vertreter dieser unterschiedlichen Perspektiven darstellt. Die Großmutter glaubt fest an die Existenz der Glocke und des Wassermanns, während der Schulmeister skeptisch ist und erklärt, dass es keine Glocke oder Wassermann gibt. Beide stimmen jedoch darin überein, dass die Menschen achtsam und verantwortungsbewusst handeln sollten.

„Die Glockentiefe“ ist eine Geschichte über Erinnerungen, die Kraft der Natur, die Verantwortung für unsere Handlungen und die Magie des Alltäglichen. Die Erzählung erinnert uns daran, achtsam zu leben und die Geschichten und Erinnerungen aus der Vergangenheit zu schätzen.

Informationen für wissenschaftliche Analysen


Statistiken zum Märchen
Wert
Übersetzungen DE, EN, DA, ES,
Lesbarkeitsindex nach Amstad75.5
Lesbarkeitsindex nach Björnsson37.3
Flesch-Reading-Ease Index63.9
Flesch–Kincaid Grade-Level9.1
Gunning Fog Index9.5
Coleman–Liau Index12
SMOG Index10.9
Automated Readability Index10.6
Zeichen-Anzahl7.518
Anzahl der Buchstaben5.975
Anzahl der Sätze66
Wortanzahl1.250
Durchschnittliche Wörter pro Satz18,94
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben229
Prozentualer Anteil von langen Wörtern18.3%
Silben gesamt1.828
Durchschnittliche Silben pro Wort1,46
Wörter mit drei Silben119
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben9.5%

Bildquellen: © Andrea Danti / Shutterstock

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