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„Wo willst du hin?“
„Nach Walpe.“
„Ich nach Walpe, du nach Walpe, samm’n, samm’n gehn wir dann.“
„Hast du auch einen Mann? Wie heißt dein Mann?“
„Cham“
„Mein Mann Cham, dein Mann Cham, ich nach Walpe, du nach Walpe, samm’n, samm’n gehn wir dann.“
„Hast du auch ein Kind? Wie heißt dein Kind?“
„Grind“
„Mein Kind Grind, dein Kind Grind; mein Mann Cham, dein Mann Cham, ich nach Walpe, du nach Walpe, samm’n, samm’n gehn wir dann.“
„Hast du auch eine Wiege? Wie heißt deine Wiege?“
„Hippodeige“
„Meine Wiege Hippodeige, deine Wiege Hippodeige, mein Kind Grind, dein Kind Grind; mein Mann Cham, dein Mann Cham. Ich nach Walpe, du nach Walpe, samm’n, samm’n gehn wir dann.“
„Hast du auch einen Knecht? Wie heißt dein Knecht?“
„Machmirsrecht“
„Mein Knecht Machmirsrecht, dein Knecht Machmirsrecht, meine Wiege Hippodeige, deine Wiege Hippodeige, mein Kind Grind, dein Kind Grind, mein Mann Cham, dein Mann Cham, ich nach Walpe, du nach Walpe, samm’n, samm’n gehn wir dann.“
Hintergründe zum Märchen „Das Hausgesinde“
Das Märchen „Das Hausgesinde“ (KHM 140) von den Gebrüder Grimm ist eigentlich eher ein Dialogtext oder Frage-Antwort-Spiel und kein klassisches Märchen. Es ist in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm enthalten und zeigt das Interesse der Grimms an sprachlichen Besonderheiten und ungewöhnlichen Namen.
Der Text hat seine Wurzeln in einer mündlichen Erzähltradition, die aus verschiedenen Quellen stammt. Eine davon ist das Werk „Alle Arten von Scherz- und Pfänderspielen“ von Johannes Bolte. Die Familie von Haxthausen, die dem Text an die Brüder Grimm weitergab, war für ihre Sammlung volkstümlicher Erzählungen und Scherze bekannt. Der Dialogtext fand seinen Weg in die zweite Hälfte der ersten Auflage der Kinder- und Hausmärchen von 1815 und ist seitdem dort enthalten.
Der Text ist auf Plattdeutsch geschrieben, einer Sprachform, die in Norddeutschland gesprochen wird. Der Fokus liegt auf der Interaktion zwischen den Charakteren, die einander nach verschiedenen Dingen fragen, wie Zielort, Mann, Kind, Wiege, Knecht, und dann auf jede Antwort mit einem ungewöhnlichen Namen antworten. Der Text ist für seine humorvollen, spielerischen Elemente und die Verwendung von Wortspielen und lautmalerischen Namen bekannt.
Die Grimms verknüpften „Das Hausgesinde“ mit einer Reihe anderer Texte und Traditionen, wie der Edda, der „Gothreks Sage“ und dem „Lied von Riese Langbein“. In ihrer Anmerkung zum Text diskutieren sie die ungewöhnlichen Namen und vergleichen sie mit ähnlichen Benennungen in anderen kulturellen Kontexten und literarischen Werken.
„Das Hausgesinde“ ist ein Beispiel für die Vielfalt und den Reichtum der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, die nicht nur klassische Märchen, sondern auch humorvolle und sprachlich interessante Texte enthalten. Es zeigt auch das Interesse der Brüder Grimm an verschiedenen Erzählformen, die sie in ihrer Sammlung festhalten wollten, um sie für zukünftige Generationen zu bewahren.
Interpretationen zum Märchen „Das Hausgesinde“
Obwohl „Das Hausgesinde“ (KHM 140) von den Gebrüder Grimm kein klassisches Märchen ist, lassen sich einige Interpretationen und Bedeutungsebenen finden. Hier sind einige mögliche Interpretationen:
Sprachliche Vielfalt und Humor: Das Spiel mit ungewöhnlichen, lautmalerischen und humorvollen Namen zeigt die Freude an sprachlicher Vielfalt und Wortspielen. Die Brüder Grimm waren Sprachwissenschaftler und interessierten sich für die verschiedenen Aspekte der Sprache, sowohl auf inhaltlicher als auch auf formaler Ebene. „Das Hausgesinde“ zeigt das Interesse der Grimms an regionalen Dialekten und humorvollen Erzählungen.
Mündliche Erzähltradition: Der Text unterstreicht die Bedeutung der mündlichen Erzähltradition und wie verschiedene Formen von Erzählungen und Spielen innerhalb dieser Tradition existieren können. Die Brüder Grimm sammelten und dokumentierten solche Texte, um sie für die Nachwelt zu bewahren und die kulturelle Vielfalt und den Reichtum dieser Erzählungen zu zeigen.
Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit: Durch das Frage-Antwort-Spiel und die gemeinsame Nutzung der ungewöhnlichen Namen zeigt der Text die Verbundenheit der Charaktere und die Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit. Das abschließende „sam, sam, goh wie dann“ (zusammen, zusammen, geh wie dann) verdeutlicht, dass sie zusammengehören und gemeinsam weitergehen.
Kreativität und Phantasie: Der Dialogtext kann als Ausdruck von Kreativität und Phantasie gesehen werden. Die ungewöhnlichen Namen und die spielerische Interaktion der Charaktere erzeugen eine Welt der Vorstellungskraft und regen die Phantasie der Zuhörer oder Leser an.
Vergänglichkeit und Bedeutungslosigkeit: Die Verwendung von unsinnigen und humorvollen Namen kann auch als Hinweis auf die Vergänglichkeit und Bedeutungslosigkeit menschlicher Existenz gedeutet werden. Die Namen sind austauschbar und haben keine feste Bedeutung, was darauf hindeutet, dass die Identität der Charaktere und die Bedeutung ihres Lebens vorübergehend und nicht dauerhaft sind.
Insgesamt bietet „Das Hausgesinde“ Einblicke in die sprachliche Vielfalt, humorvolle Aspekte und die verschiedenen Formen der mündlichen Erzähltradition. Es zeigt auch das Interesse der Brüder Grimm an diesen Aspekten und ihre Bemühungen, diese Texte für zukünftige Generationen zu bewahren.
Adaptionen zum Märchen „Das Hausgesinde“
„Das Hausgesinde“ (KHM 140) von den Gebrüder Grimm ist kein traditionelles Märchen, daher gibt es keine weit verbreiteten Adaptionen, wie sie bei anderen Märchen der Brüder Grimm zu finden sind. Allerdings gibt es Adaptionen und Variationen des Frage-Antwort-Spiels und der humorvollen, spielerischen Elemente, die in diesem Text vorkommen. Einige Beispiele für solche Adaptionen und Variationen sind:
Kinderspiele: Das Spiel „Kofferpacken“ ist ein bekanntes Spiel für Kinder, bei dem die Spieler abwechselnd Gegenstände aufzählen, die sie in einen imaginären Koffer packen, wobei sie jedes Mal die Liste der vorher genannten Gegenstände wiederholen. Die Spieler müssen sich die Reihenfolge merken und dabei immer einen weiteren Gegenstand hinzufügen. Dieses Spiel zeigt Ähnlichkeiten mit „Das Hausgesinde“, da es ebenfalls auf humorvollen und spielerischen Elementen sowie auf der Wiederholung von ungewöhnlichen Begriffen basiert.
Musik: Kumulative Lieder, bei denen jede Strophe auf der vorherigen aufbaut und wiederholt wird, sind ebenfalls verwandt mit „Das Hausgesinde“. Ein Beispiel für ein solches Lied ist „The Twelve Days of Christmas“. Diese Art von Liedern und Spielen setzt den Schwerpunkt auf Wiederholung und Humor, ähnlich wie im Dialogtext „Das Hausgesinde“.
Theater- und Improvisationsübungen: Die humorvollen und spielerischen Elemente von „Das Hausgesinde“ können auch in Theater- und Improvisationsübungen zum Einsatz kommen. Schauspieler können Szenen entwickeln, die auf dem Frage-Antwort-Prinzip basieren und ungewöhnliche oder humorvolle Namen verwenden, ähnlich wie im Text von „Das Hausgesinde“.
Gedichte und literarische Werke: Einige Dichter und Autoren haben sich von der humorvollen und spielerischen Natur von „Das Hausgesinde“ inspirieren lassen und ähnliche Werke geschaffen, die auf Wortspielen, lautmalerischen Begriffen und ungewöhnlichen Namen basieren. Beispiele hierfür sind einige der humorvollen Gedichte von Edward Lear oder Lewis Carroll.
Obwohl es keine direkten Adaptionen von „Das Hausgesinde“ gibt, zeigt die Vielzahl an verwandten Spielen, Liedern und literarischen Werken den Einfluss und die Anziehungskraft der humorvollen und spielerischen Elemente dieses Dialogtexts.
Zusammenfassung der Handlung
„Das Hausgesinde“ (KHM 140) von den Gebrüder Grimm ist kein traditionelles Märchen, sondern ein Dialogtext auf Plattdeutsch, der auf einem Frage-Antwort-Spiel basiert. Die Handlung besteht aus einer Reihe von Fragen und Antworten zwischen zwei Charakteren, bei denen sie sich gegenseitig nach verschiedenen Aspekten ihres Lebens fragen, wie Zielort, Ehepartner, Kind, Wiege und Knecht.
Bei jeder Antwort geben die Charaktere ungewöhnliche und humorvolle Namen für diese Aspekte an, wie zum Beispiel „Walpe“ für den Zielort, „Cham“ für den Ehepartner, „Grind“ für das Kind, „Hippodeige“ für die Wiege und „Machmirsrecht“ für den Knecht. Nachdem sie alle Namen aufgezählt haben, wiederholen sie die Namen rückwärts und stellen fest, dass sie zusammengehören und gemeinsam weitergehen, indem sie sagen: „sam, sam, goh wie dann.“ (zusammen, zusammen, geh wie dann).
Die Handlung von „Das Hausgesinde“ konzentriert sich auf die humorvolle Interaktion der Charaktere und die spielerische Verwendung ungewöhnlicher Namen, anstatt eine klassische Märchenstruktur mit einer fortlaufenden Geschichte oder einer moralischen Botschaft zu präsentieren.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Kennzahl | Wert |
---|---|
Nummer | KHM 140 |
Aarne-Thompson-Uther-Index | ATU Typ 1940 |
Übersetzungen | DE, EN, DA, ES, FR, PT, IT, JA, NL, PL, RU, TR, VI, ZH |
Lesbarkeitsindex nach Amstad | 100 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 13 |
Flesch-Reading-Ease Index | 98.8 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 1.5 |
Gunning Fog Index | 3.7 |
Coleman–Liau Index | 10.6 |
SMOG Index | 6.9 |
Automated Readability Index | 3.7 |
Zeichen-Anzahl | 1.018 |
Anzahl der Buchstaben | 722 |
Anzahl der Sätze | 20 |
Wortanzahl | 161 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 8,05 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 8 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 5% |
Silben gesamt | 190 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,18 |
Wörter mit drei Silben | 8 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 5% |