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Der Krautesel
Grimm Märchen

Der Krautesel - Märchen der Gebrüder Grimm

Vorlesezeit für Kinder: 19 min

Es war einmal ein junger Jäger, der ging in den Wald auf Anstand. Er hatte ein frisches und fröhliches Herz, und als er daherging und auf dem Blatt pfiff, kam ein altes hässliches Mütterchen, das redete ihn an und sprach „guten Tag, lieber Jäger, du bist wohl lustig und vergnügt, aber ich leide Hunger und Durst, gib mir doch ein Almosen.“ Da dauerte den Jäger das arme Mütterchen, dass er in seine Tasche griff und ihr nach seinem Vermögen etwas reichte.

Nun wollte er weitergehen, aber die alte Frau hielt ihn an und sprach „höre, lieber Jäger, was ich dir sage, für dein gutes Herz will ich dir ein Geschenk machen: geh nur immer deiner Wege, über ein Weilchen wirst du an einen Baum kommen, darauf sitzen neun Vögel, die haben einen Mantel in den Krallen und raufen sich darum.

Da lege du deine Büchse an und schieß mitten drunter: den Mantel werden sie dir wohl fallen lassen, aber auch einer von den Vögeln wird getroffen sein und tot herabstürzen. Den Mantel nimm mit dir, es ist ein Wunschmantel, wenn du ihn um die Schultern wirfst, brauchst du dich nur an einen Ort zu wünschen, und im Augenblick bist du dort. Aus dem toten Vogel nimm das Herz heraus, und verschluck es ganz, dann wirst du allen und jeden Morgen früh beim Aufstehen ein Goldstück unter deinem Kopfkissen finden.“

Der Jäger dankte der weisen Frau und dachte bei sich „schöne Dinge, die sie mir versprochen hat, wenn’s nur auch all so einträfe.“ Doch wie er etwa hundert Schritte gegangen war, hörte er über sich in den Ästen ein Geschrei und Gezwitscher, dass er aufschaute: da sah er einen Haufen Vögel, die rissen mit den Schnäbeln und Füßen ein Tuch herum, schrien, zerrten und balgten sich, als wollt’s ein jeder allein haben.

„Nun,“ sprach der Jäger, „das ist wunderlich, es kommt ja gerade so, wie das Mütterchen gesagt hat,“ nahm die Büchse von der Schulter, legte an und tat seinen Schuss mitten hinein, dass die Federn herumflogen. Alsbald nahm das Getier mit großem Schreien die Flucht, aber einer fiel tot herab, und der Mantel sank ebenfalls herunter. Da tat der Jäger, wie ihm die Alte geheißen hatte, schnitt den Vogel auf, suchte das Herz, schluckte es hinunter und nahm den Mantel mit nach Haus.

Am anderen Morgen, als er aufwachte, fiel ihm die Verheißung ein, und er wollte sehen, ob sie auch eingetroffen wäre. Wie er aber sein Kopfkissen in die Höhe hob, da schimmerte ihm das Goldstück entgegen, und am anderen Morgen fand er wieder eins, und so weiter jedes Mal, wenn er aufstand. Er sammelte sich einen Haufen Gold, endlich aber dachte er „was hilft mir all mein Gold, wenn ich daheim bleibe? ich will ausziehen und mich in der Welt umsehen.“

Da nahm er von seinen Eltern Abschied, hing seinen Jägerranzen und seine Flinte um und zog in die Welt. Es trug sich zu, dass er eines Tages durch einen dicken Wald kam, und wie der zu Ende war, lag in der Ebene vor ihm ein ansehnliches Schloss. In einem Fenster desselben stand eine Alte mit einer wunderschönen Jungfrau und schaute herab. Die Alte aber war eine Hexe und sprach zu dem Mädchen „dort kommt einer aus dem Wald, der hat einen wunderbaren Schatz im Leib, den müssen wir darum berücken, mein Herzenstöchterchen: uns steht das besser an als ihm.

Er hat ein Vogelherz bei sich, deshalb liegt jeden Morgen ein Goldstück unter seinem Kopfkissen.“ Sie erzählt, ihr, wie es damit beschaffen wäre, und wie sie darum zu spielen hätte, und zuletzt drohte sie und sprach mit zornigen Augen „und wenn du mir nicht gehorchst, so bist du unglücklich.“ Als nun der Jäger näher kam, erblickte er das Mädchen und sprach zu sich „ich bin nun so lang herumgezogen, ich will einmal ausruhen und in das schöne Schloss einkehren, Geld hab ich ja vollauf.“ Eigentlich aber war die Ursache, dass er ein Auge auf das schöne Bild geworfen hatte.

Er trat in das Haus ein und ward freundlich empfangen und höflich bewirtet. Es dauerte nicht lange, da war er so in das Hexenmädchen verliebt, dass er an nichts anders mehr dachte und nur nach ihren Augen sah, und was sie verlangte, das tat er gerne. Da sprach die Alte „nun müssen wir das Vogelherz haben, er wird nichts spüren, wenn es ihm fehlt.“ Sie richteten einen Trank zu, und wie der gekocht war, tat sie ihn in einen Becher und gab ihn dem Mädchen, das musste ihn dem Jäger reichen.

Sprach es „nun, mein Liebster, trink mir zu.“ Da nahm er den Becher, und wie er den Trank geschluckt hatte, brach er das Herz des Vogels aus dem Leibe. Das Mädchen musste es heimlich fortschaffen und dann selbst verschlucken, denn die Alte wollte es haben. Von nun an fand er kein Gold mehr unter seinem Kopfkissen, sondern es lag unter dem Kissen des Mädchens, wo es die Alte jeden Morgen holte: aber er war so verliebt und vernarrt, dass er an nichts anders dachte, als sich mit dem Mädchen die Zeit zu vertreiben.

Da sprach die alte Hexe „das Vogelherz haben wir, aber den Wunschmantel müssen wir ihm auch abnehmen.“ Antwortete das Mädchen „den wollen wir ihm lassen, er hat ja doch seinen Reichtum verloren.“ Da ward die Alte bös und sprach „so ein Mantel ist ein wunderbares Ding, das selten auf der Welt gefunden wird, den soll und muss ich haben.“ Sie gab dem Mädchen Anschläge und sagte, wenn es ihr nicht gehorchte, sollte es ihm schlimm ergehen.

Da tat es nach dem Geheiß der Alten, stellte sich einmal ans Fenster und schaute in die weite Gegend, als wäre es ganz traurig. Fragte der Jäger „was stehst du so traurig?,“

„Ach, mein Schatz,“ gab es zur Antwort, „da gegenüber liegt der Granatenberg, wo die köstlichen Edelsteine wachsen. Ich trage so groß Verlangen danach, dass, wenn ich daran denke, ich ganz traurig bin; aber wer kann sie holen! Nur die Vögel, die fliegen, kommen hin, ein Mensch nimmermehr.“ – „Hast du weiter nichts zu klagen,“ sagte der Jäger, „den Kummer will ich dir bald vom Herzen nehmen.“

Damit fasste er sie unter seinen Mantel und wünschte sich hinüber auf den Granatenberg, und im Augenblick saßen sie auch beide drauf. Da schimmerte das edle Gestein von allen Seiten, dass es eine Freude war anzusehen, und sie lasen die schönsten und kostbarsten Stücke zusammen. Nun hatte es aber die Alte durch ihre Hexenkunst bewirkt, dass dem Jäger die Augen schwer wurden.

Er sprach zu dem Mädchen „wir wollen ein wenig niedersitzen und ruhen, ich bin so müde, dass ich mich nicht mehr auf den Füßen erhalten kann.“ Da setzten sie sich, und er legte sein Haupt in ihren Schoß und schlief ein. Wie er entschlafen war, da band es ihm den Mantel von den Schultern und hing ihn sich selbst um, las die Granaten und Steine auf und wünschte sich damit nach Haus.

Als aber der Jäger seinen Schlaf ausgetan hatte und aufwachte, sah er, dass seine Liebste ihn betrogen und auf dem wilden Gebirge allein gelassen hatte. „O,“ sprach er, „wie ist die Untreue so groß auf der Welt!“ saß da in Sorge und Herzeleid und wusste nicht, was er anfangen sollte. Der Berg aber gehörte wilden und ungeheuren Riesen, die darauf wohnten und ihr Wesen trieben, und er saß nicht lange, so sah er ihrer drei daherschreiten.

Da legte er sich nieder, als wäre er in tiefen Schlaf versunken. Nun kamen die Riesen herbei, und der erste stieß ihn mit dem Fuß an und sprach „was liegt da für ein Erdwurm und beschaut sich inwendig?“ Der zweite sprach „tritt ihn tot.“

Der dritte aber sprach verächtlich „das wäre der Mühe wert! lasst ihn nur leben, hier kann er nicht bleiben, und wenn er höher steigt bis auf die Bergspitze, so packen ihn die Wolken und tragen ihn fort.“ Unter diesem Gespräch gingen sie vorüber, der Jäger aber hatte auf ihre Worte gemerkt, und sobald sie fort waren, stand er auf und klimmte den Berggipfel hinauf.

Als er ein Weilchen da gesessen hatte, so schwebte eine Wolke heran, ergriff ihn, trug ihn fort und zog eine Zeitlang am Himmel her, dann senkte sie sich und ließ sich über einen großen, rings mit Mauern umgebenen Krautgarten nieder, also dass er zwischen Kohl und Gemüsen sanft auf den Boden kam.

Da sah der Jäger sich um und sprach „wenn ich nur etwas zu essen hätte, ich bin so hungrig, und mit dem Weiterkommen wird’s schwer fallen; aber hier sehe ich keinen Apfel und keine Birne und keinerlei Obst, überall nichts als Krautwerk.“ Endlich dachte er „zur Not kann ich von dem Salat essen, der schmeckt nicht sonderlich, wird mich aber erfrischen.“

Also suchte er sich ein schönes Haupt aus und aß davon, aber kaum hatte er ein paar Bissen hinabgeschluckt, so war ihm so wunderlich zumute, und er fühlte sich ganz verändert. Es wuchsen ihm vier Beine, ein dicker Kopf und zwei lange Ohren, und er sah mit Schrecken, dass er in einen Esel verwandelt war. Doch weil er dabei immer noch großen Hunger spürte und ihm der saftige Salat nach seiner jetzigen Natur gut schmeckte, so aß er mit großer Gier immerzu. Endlich gelangte er an eine andere Art Salat, aber kaum hatte er etwas davon verschluckt, so fühlte er aufs Neue eine Veränderung, und kehrte in seine menschliche Gestalt zurück.

Nun legte sich der Jäger nieder und schlief seine Müdigkeit aus. Als er am anderen Morgen erwachte, brach er ein Haupt von dem bösen und eins von dem guten Salat ab und dachte „das soll mir zu dem Meinigen wieder helfen und die Treulosigkeit bestrafen.“ Dann steckte er die Häupter zu sich, kletterte über die Mauer und ging fort, das Schloss seiner Liebsten zu suchen. Als er ein paar Tage herumgestrichen war, fand er es glücklicherweise wieder.

Da bräunte er sich schnell sein Gesicht, dass ihn seine eigene Mutter nicht erkannt hätte, ging in das Schloss und bat um eine Herberge. „Ich bin so müde,“ sprach er, „und kann nicht weiter.“ Fragte die Hexe „Landsmann, wer seid Ihr, und was ist Euer Geschäft?“ Er antwortete „ich bin ein Bote des Königs und war ausgeschickt, den köstlichsten Salat zu suchen, der unter der Sonne wächst. Ich bin auch so glücklich gewesen, ihn zu finden, und trage ihn bei mir, aber die Sonnenhitze brennt gar zu stark, dass mir das zarte Kraut zu welken droht und ich nicht weiß, ob ich es weiterbringen werde.“

Als die Alte von dem köstlichen Salat hörte, ward sie lüstern und sprach „lieber Landsmann, lasst mich doch den wunderbaren Salat versuchen.“ – „Warum nicht?“ antwortete er, „ich habe zwei Häupter mitgebracht und will Euch eins geben,“ machte seinen Sack auf und reichte ihr das böse hin. Die Hexe dachte an nichts Arges, und der Mund wässerte ihr so sehr nach dem neuen Gericht, dass sie selbst in die Küche ging und es zubereitete.

Als es fertig war, konnte sie nicht warten, bis es auf dem Tisch stand, sondern sie nahm gleich ein paar Blätter und steckte sie in den Mund, kaum aber waren sie verschluckt, so war auch die menschliche Gestalt verloren, und sie lief als eine Eselin hinab in den Hof.

Nun kam die Magd in die Küche, sah den fertigen Salat da stehen und wollte ihn auftragen, unterwegs aber überfiel sie, nach alter Gewohnheit, die Lust zu versuchen, und sie aß ein paar Blätter. Alsbald zeigte sich die Wunderkraft, und sie ward ebenfalls zu einer Eselin und lief hinaus zu der Alten, und die Schüssel mit Salat fiel auf die Erde. Der Bote saß in der Zeit bei dem schönen Mädchen, und als niemand mit dem Salat kam, und es doch auch lüstern danach war, sprach es „ich weiß nicht, wo der Salat bleibt.“

Da dachte der Jäger „das Kraut wird schon gewirkt haben,“ und sprach „ich will nach der Küche gehen und mich erkundigen.“ Wie er hinabkam, sah er die zwei Eselinnen im Hof herumlaufen, der Salat aber lag auf der Erde. „Schon recht,“ sprach er, „die zwei haben ihr Teil weg,“ und hob die übrigen Blätter auf, legte sie auf die Schüssel und brachte sie dem Mädchen. „Ich bring Euch selbst das köstliche Essen,“ sprach er, „damit Ihr nicht länger zu warten braucht.“ Da aß sie davon und war alsbald wie die übrigen ihrer menschlichen Gestalt beraubt und lief als eine Eselin in den Hof.

Nachdem sich der Jäger sein Angesicht gewaschen hatte, also dass ihn die Verwandelten erkennen konnten, ging er hinab in den Hof und sprach „jetzt sollt ihr den Lohn für eure Untreue empfangen.“ Er band sie alle drei an ein Seil und trieb sie fort, bis er zu einer Mühle kam. Er klopfte an das Fenster, der Müller steckte den Kopf heraus und fragte, was sein Begehren wäre. „Ich habe drei böse Tiere,“ antwortete er, „die ich nicht länger behalten mag.

Wollt Ihr sie bei Euch nehmen, Futter und Lager geben, und sie halten, wie ich Euch sage, so zahl ich dafür, was Ihr verlangt.“ Sprach der Müller „warum das nicht? wie soll ich sie aber halten?“ Da sagte der Jäger, der alten Eselin, und das war die Hexe, sollte er täglich dreimal Schläge und einmal zu fressen geben. Der jüngeren, welche die Magd war, einmal Schläge und dreimal Futter. Und der jüngsten, welche das Mädchen war, keinmal Schläge und dreimal zu fressen. Denn er konnte es doch nicht über das Herz bringen, dass das Mädchen sollte geschlagen werden. Darauf ging er zurück in das Schloss, und was er nötig hatte, das fand er alles darin.

Nach ein paar Tagen kam der Müller und sprach, er müsste melden, dass die alte Eselin, die nur Schläge bekommen hätte und nur einmal zu fressen, gestorben sei. „Die zwei anderen,“ sagte er weiter, „sind zwar nicht gestorben und kriegen auch dreimal zu fressen, aber sie sind so traurig, dass es nicht lange mit ihnen dauern kann.“ Da erbarmte sich der Jäger, ließ den Zorn fahren und sprach zum Müller, er sollte sie wieder hertreiben. Und wie sie kamen, gab er ihnen von dem guten Salat zu fressen, dass sie wieder zu Menschen wurden.

Da fiel das schöne Mädchen vor ihm auf die Knie und sprach „ach, mein Liebster, verzeiht mir, was ich Böses an Euch getan, meine Mutter hatte mich dazu gezwungen. Es ist gegen meinen Willen geschehen, denn ich habe Euch von Herzen lieb.

Euer Wunschmantel hängt in einem Schrank, und für das Vogelherz will ich einen Brechtrunk einnehmen.“ Da ward er anderes Sinnes und sprach „behalt es nur, es ist doch einerlei, denn ich will dich zu meiner treuen Ehegemahlin annehmen.“ Und da ward Hochzeit gehalten, und sie lebten vergnügt miteinander bis an ihren Tod.

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Hintergründe zum Märchen „Der Krautesel“

„Der Krautesel“ (KHM 122) ist ein Märchen der Brüder Grimm, das in verschiedenen literarischen und volkstümlichen Traditionen verwurzelt ist. Im Folgenden werden einige Hintergründe und Kontexte zu diesem Märchen aufgeführt. Das Märchen „Der Krautesel“ stammt aus Deutschböhmen und wurde von den Brüdern Grimm in der zweiten Auflage ihrer Kinder- und Hausmärchen von 1819 aufgenommen. Jacob Grimm soll das Märchen während seines Aufenthalts in Wien entdeckt haben. Es enthält Elemente anderer Märchen und Sagen, wie die Verwandlung in einen Esel, die in Pseudo-Lukians Lucius und der Esel oder Apuleius‘ Metamorphosen zu finden sind.

„Der Krautesel“ enthält mehrere klassische Märchenmotive, wie die Verwandlung in einen Esel und die Erlösung von einem Zauber oder Fluch. Andere Motive sind der Rat einer alten Frau, die Verwendung von Zaubermitteln wie dem Wundermantel und dem Vogelherz sowie die Begegnung mit übernatürlichen Wesen wie Riesen und Hexen. Die Interpretationen des Märchens konzentrieren sich auf verschiedene Aspekte, wie die persönliche Entwicklung des Protagonisten und die Überwindung von Hindernissen. Die Geschichte kann auch als Allegorie für innere Starrheit, geistiges Erleben und persönliche Entwicklung gelesen werden.

„Der Krautesel“ wurde 1987 in der japanischen Zeichentrickserie Gurimu Meisaku Gekijō als Folge 28 adaptiert. Diese und andere Adaptionen zeigen die anhaltende Beliebtheit dieses Märchens in verschiedenen kulturellen Kontexten. „Der Krautesel“ weist Parallelen zu anderen Märchen der Brüder Grimm auf, wie „Die Goldkinder“ (KHM 85), „Der König vom goldenen Berg“ (KHM 92) oder „Die zertanzten Schuhe“ (KHM 133). Diese Märchen enthalten ebenfalls Zaubermittel und -gaben sowie die Begegnung mit übernatürlichen Wesen und Hindernissen. Insgesamt zeigt „Der Krautesel“ die reiche Vielfalt der Motive und Themen, die in den Märchen der Brüder Grimm zu finden sind. Das Märchen ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie volkstümliche Erzählungen miteinander verflochten sind und sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln.

Interpretationen zum Märchen „Der Krautesel“

Es gibt verschiedene Interpretationen zum Märchen „Der Krautesel“ (KHM 122) der Brüder Grimm, die sich auf unterschiedliche Aspekte der Erzählung konzentrieren. Hier sind einige Interpretationsansätze:

Persönliche Entwicklung und Selbstfindung: Eine zentrale Interpretation des Märchens dreht sich um die persönliche Entwicklung und Selbstfindung des Protagonisten, des jungen Jägers. Im Laufe der Geschichte muss der Jäger mehrere Hindernisse und Prüfungen überwinden, um seine wahre Liebe zu finden und sein Schicksal zu erfüllen. Diese Entwicklung zeigt, wie der Protagonist über die Verwirrungen und Zwänge des Lebens hinauswächst, um seine wahren Ziele zu erreichen.

Innere Starrheit und geistiges Erleben: Eine weitere Interpretation bezieht sich auf die Überwindung innerer Starrheit und die Erforschung des geistigen Erlebens. Der Berg in der Geschichte symbolisiert die innere Starrheit, die der Protagonist überwinden muss. Durch seine Abenteuer erlangt der Jäger eine tiefere Einsicht in sich selbst und die Welt um ihn herum, was ihm schließlich ermöglicht, seine wahre Liebe zu gewinnen und seinen Platz in der Welt zu finden.

Macht und Verantwortung: Das Märchen zeigt auch, wie der Umgang mit Macht und Verantwortung die Charaktere in der Geschichte beeinflusst. Die Hexe und ihre Magd missbrauchen ihre Macht, um den Jäger und seine Geliebte zu manipulieren. Der Jäger hingegen lernt im Laufe der Geschichte, seine besonderen Fähigkeiten und Gaben verantwortungsbewusst einzusetzen und für das Gute zu verwenden.

Transformation und Erlösung: Der Krautesel kann auch als Allegorie für Transformation und Erlösung gelesen werden. Die Verwandlung des Jägers in einen Esel und seine Rückverwandlung in einen Menschen spiegeln seine inneren Kämpfe und seine Suche nach seiner wahren Identität wider. Die Erlösung kommt, als er die böse Hexe besiegt, seine Geliebte rettet und sie beide zusammen ihr Glück finden.

Die Bedeutung von Güte und Mitgefühl: Im Märchen wird die Güte des jungen Jägers belohnt, indem er magische Gaben erhält, die ihm auf seinem Weg helfen. Seine Fähigkeit, Mitgefühl für andere zu zeigen, selbst für seine Feinde, ist ein zentrales Thema der Geschichte. Diese Güte ermöglicht es ihm, seine wahren Ziele zu erreichen und das Böse zu überwinden.

Diese Interpretationen bieten verschiedene Perspektiven auf das Märchen „Der Krautesel“ und seine Bedeutung. Die Geschichte zeigt die Vielfalt und Tiefe der Märchen der Brüder Grimm und ihre Fähigkeit, verschiedene Lebensfragen und menschliche Erfahrungen zu erforschen.

Adaptionen zum Märchen „Der Krautesel“

„Der Krautesel“ ist ein deutsches Märchen, das von den Gebrüdern Grimm mit der Märchennummer 122 ab der 2. Auflage gesammelt wurde. Es ist als Aarne-Thompson Typ 567 und 566 klassifiziert. Es gibt verschiedene Adaptionen des Märchens „Der Krautesel“ (KHM 122) der Brüder Grimm, die dieses Werk in unterschiedlichen Medien und kulturellen Kontexten präsentieren. Hier sind einige konkrete Beispiele:

Zeichentrick: Gurimu Meisaku Gekijō (グリム名作劇場): In dieser japanischen Zeichentrickserie aus dem Jahr 1987 wurde „Der Krautesel“ in Folge 28 adaptiert. Die Serie ist dafür bekannt, verschiedene Märchen und Geschichten aus der Sammlung der Brüder Grimm neu zu interpretieren und in einem animierten Format für ein jüngeres Publikum zu präsentieren.

Theateraufführungen: „Der Krautesel“ wurde auch in verschiedenen Theateraufführungen auf die Bühne gebracht. Zum Beispiel wurde das Stück von der „Landesbühne Rheinland-Pfalz“ im Jahr 1999 als Familienstück aufgeführt, wobei die ursprüngliche Geschichte neu interpretiert und an ein zeitgenössisches Publikum angepasst wurde.

Hörspiele: Es gibt auch Hörspieladaptionen des Märchens, die die Geschichte in ein akustisches Format bringen. Zum Beispiel veröffentlichte der Label „Europa“ eine Hörspielfassung von „Der Krautesel“ in ihrer Sammlung „Die schönsten Märchen der Gebrüder Grimm“.

Kinderbücher und illustrierte Ausgaben: Im Laufe der Jahre sind zahlreiche illustrierte Ausgaben von „Der Krautesel“ erschienen, die die Geschichte mit ansprechenden Zeichnungen und Bildern für ein jüngeres Publikum präsentieren. Ein Beispiel dafür ist die Illustration von Henry Justice Ford aus dem Jahr 1894 oder die Illustrationen von Otto Ubbelohde aus dem Jahr 1909.

Kurzfilme: „Der Krautesel“ wurde auch in verschiedenen studentischen Projekten und Kurzfilmen adaptiert, die die Geschichte auf innovative Weise neu interpretieren und verschiedene filmische Techniken nutzen, um die ursprüngliche Erzählung in einem neuen Medium zu präsentieren.

Diese Beispiele zeigen, dass das Märchen „Der Krautesel“ auf vielfältige Weise adaptiert und neu interpretiert wurde, was seine anhaltende Bedeutung und Beliebtheit in verschiedenen kulturellen Kontexten und Medienformaten unterstreicht.

Zusammenfassung des Märchen „Der Krautesel“

„Der Krautesel“ (KHM 122) ist ein Märchen der Brüder Grimm, das von einem jungen Jäger handelt, der aufgrund seiner Güte magische Gaben erhält und eine Prinzessin vor einer bösen Hexe rettet. Die Geschichte beginnt damit, dass der junge Jäger im Wald auf ein hässliches Mütterchen trifft. Als er ihr Almosen gibt, erhält er von ihr den Rat, auf neun Vögel zu schießen, die um einen Zaubermantel streiten. Er soll das Herz des getroffenen Vogels verschlucken, um jeden Morgen ein Goldstück zu finden. Der Zaubermantel kann ihn überallhin bringen, wo er hin möchte.

Der Jäger folgt dem Rat und gelangt mit dem Zaubermantel in ein Schloss, wo er sich in die Tochter des Königs verliebt. Jedoch ist die Mutter der Prinzessin, eine böse Hexe, gegen diese Verbindung. Sie zwingt ihre Tochter, dem Jäger einen Brechtrunk zu verabreichen, der das Vogelherz aus ihm herausbringt, und lockt ihn mithilfe des Zaubermantels auf den Granatenberg, wo sie ihn schlafend zurücklässt. Dort angekommen, hört der Jäger drei Riesen darüber sprechen, dass die Wolken ihn forttragen würden, wenn er höher stiege. Er gelangt so in einen Krautgarten, in dem eine Salatart ihn in einen Esel verwandelt und eine andere ihn wieder zurück in einen Menschen verwandelt. Mit gebräunter Haut kehrt er zum Schloss zurück und gibt vor, dem König den besten Salat zu bringen.

Die böse Hexe und ihre Magd essen von dem verwandelnden Salat und werden ebenfalls in Esel verwandelt. Danach bringt er den Salat auch seiner Geliebten, aber anstatt sie ebenfalls zu verwandeln, deckt er ihre Rolle in der ganzen Intrige auf. Er bringt die verwandelten Esel zu einem Müller und lässt sie in unterschiedlichen Abstufungen von Bestrafung und Belohnung arbeiten. Als die böse Hexe stirbt, hat der Jäger Mitleid und verwandelt sie und die Magd zurück in Menschen. Die Prinzessin gesteht ihre Taten und will das Vogelherz ausbrechen, aber der Jäger erlaubt ihr, es zu behalten. Schließlich heiraten sie und finden ihr Glück zusammen.

Die Handlung des Märchen

Ein Jäger gab einer alten Frau Almosen. Sie sagte ihm, er solle zu einem Baum gehen, wo neun Vögel um einen Umhang kämpften. Wenn er unter ihnen schösse, würde einer von ihnen sterben und sie würden den Mantel fallen lassen, der sich als Wunschmantel herausstellte. Wenn er außerdem das Herz des toten Vogels verschluckte, würde er jeden Morgen eine Goldmünze neben seinem Kissen finden. Er ging hinaus in die Welt und kam zu einem Schloss, in dem eine alte Hexe mit ihrer schönen Tochter lebte. Die Hexe wusste über das Herz des Vogels Bescheid und sagte ihrer Tochter, was sie tun müsse, um es zu stehlen. Sie gab dem Mann etwas zu trinken, und das Herz des Vogels kam heraus. Die Tochter schluckte es selbst. Dann sagte die Hexe ihr, dass sie auch den Wunschmantel stehlen müsse und wie sie es tun solle. Die Tochter schaute auf den Granatberg und sagte dem Jäger, dass sie sich wünschte, sie wäre dort. Er nahm sie unter den Umhang und wünschte sich, dass sie beide dort wären. Er schlief dort, und sie stahl den Umhang und wünschte sich zurück nach Hause.

Drei Riesen sahen ihn und sprachen davon, ihn zu töten, aber der dritte sagte, dass eine Wolke ihn wegtragen würde. Er kletterte auf den Berg und ritt auf einer Wolke davon. Sie brachte ihn zu einem Kohlgarten. Er war so hungrig, dass er etwas davon aß, und das verwandelte ihn in einen Esel. Er ging weiter und fand ein anderes Stück Kohl, das ihn wieder in einen Menschen verwandelte. Er nahm beide Kohlsorten und ging zurück zum Schloss. Er erzählte der Hexe, dass er ein königlicher Bote sei, der geschickt wurde, um den feinsten Kohl für den König zu holen, aber er fürchtete, dass er durch die Hitze verdorren würde. Die Hexe bat um etwas davon. Er gab ihn ihr, und sie, ihre Magd und die Tochter aßen die Kohlköpfe und wurden zu Eseln. Der Jäger verkaufte sie an einen Müller und sagte ihm, er solle der Alten (der Hexe) eine Mahlzeit pro Tag und drei Schläge geben, der Jüngeren (der Magd) drei Mahlzeiten und eine Prügel, und der Jüngeren (der Hexentochter) drei Mahlzeiten und keine Prügel.

Nach einiger Zeit kam er zum Müller zurück, um zu sehen, wie es den Eseln ging. Der Müller sagte ihm, dass der älteste Esel tot sei, aber die beiden jüngeren Esel waren so traurig, dass er dachte, sie würden sterben. Der Jäger kaufte sie zurück und verwandelte sie wieder in Frauen. Die Hexentochter sagte ihm, wo der Umhang sei, und sagte, sie würde ihm das Herz zurückgeben, da es gestohlen worden sei, aber er sagte, es würde keinen Unterschied machen, wenn sie heiraten würden, also heirateten sie kurz danach.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
NummerKHM 122
Aarne-Thompson-Uther-IndexATU Typ 567
ÜbersetzungenDE, EN, DA, ES, PT, IT, JA, NL, PL, RO, RU, TR, VI, ZH
Lesbarkeitsindex nach Amstad72.7
Lesbarkeitsindex nach Björnsson38.5
Flesch-Reading-Ease Index61.5
Flesch–Kincaid Grade-Level10.3
Gunning Fog Index11.3
Coleman–Liau Index10.8
SMOG Index11
Automated Readability Index11.2
Zeichen-Anzahl14.129
Anzahl der Buchstaben11.050
Anzahl der Sätze108
Wortanzahl2.444
Durchschnittliche Wörter pro Satz22,63
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben387
Prozentualer Anteil von langen Wörtern15.8%
Silben gesamt3.536
Durchschnittliche Silben pro Wort1,45
Wörter mit drei Silben198
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