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Es war einmal ein junger Bauer, der hieß Hans, dem wollte sein Vetter gern eine reiche Frau werben. Da setzte er den Hans hinter den Ofen und ließ ihn gut einheizen. Dann holte er einen Topf Milch und eine gute Menge Weißbrot, gab ihm einen neugemünzten glänzenden Heller in die Hand und sprach:
„Hans, den Heller da halt fest, und das Weißbrot, das brocke in die Milch, und bleib da sitzen, und geh mir nicht von der Stelle bis ich wiederkomme.“ – „Ja,“ sprach der Hans, „das will ich alles ausrichten.“
Nun zog der Werber ein paar alte verplackte Hosen an, ging ins andere Dorf zu einer reichen Bauerntochter und sprach „wollt Ihr nicht meinen Vetter Hans heiraten? Ihr kriegt einen wackeren und gescheiten Mann, der Euch gefallen wird.“ Fragte der geizige Vater „wie sieht’s aus mit seinem Vermögen? hat er auch was einzubrocken?“
„Lieber Freund,“ antwortete der Werber, „mein junger Vetter sitzt warm, hat einen guten schönen Pfennig in der Hand, und hat wohl einzubrocken. Er sollte auch nicht weniger Placken (wie man die Güter nannte) zählen als ich,“ und schlug sich dabei auf seine geplackte Hose.
„Wollt Ihr Euch die Mühe nehmen, mit mir hinzugehen, soll Euch zur Stunde gezeigt werden, dass alles so ist, wie ich sage.“ Da wollte der Geizhals die gute Gelegenheit nicht fahren lassen und sprach „wenn dem so ist, so habe ich weiter nichts gegen die Heirat.“ Nun ward die Hochzeit an dem bestimmten Tag gefeiert, und als die junge Frau ins Feld gehen und die Güter des Bräutigams sehen wollte, zog Hans erst sein sonntägliches Kleid aus und seinen verplackten Kittel an und sprach „ich könnte mir das gute Kleid verunehren.“
Da gingen sie zusammen ins Feld, und wo sich auf dem Weg der Weinstock abzeichnete, oder Äcker und Wiesen abgeteilt waren, deutete Hans mit dem Finger und schlug dann an einen großen oder kleinen Placken seines Kittels und sprach „der Placken ist mein und jener auch, mein Schatz, schauet nur danach,“ und wollte damit sagen, die Frau sollte nicht in das weite Feld gaffen, sondern auf sein Kleid schauen, das wäre sein eigen.
„Bist du auch auf der Hochzeit gewesen?“ – „Jawohl bin ich darauf gewesen, und in vollem Staat. Mein Kopfputz war von Schnee, da kam die Sonne, und er ist mir abgeschmolzen; mein Kleid war von Spinneweb‘, da kam ich durch Dornen, die rissen mir es ab; meine Pantoffel waren von Glas, da stieß ich an einen Stein, da sagten sie klink! und sprangen entzwei.“
Hintergründe zum Märchen „Hans heiratet“
„Hans heiratet“ (KHM 84) ist ein Schwank aus den Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm, der in der 2. Auflage von 1819 eingeführt wurde. Die Geschichte basiert auf dem Werk „Wünschelruthe“ von Johannes Praetorius aus dem Jahr 1667, das seinerseits auf einem Schwankbuch mit dem Titel „500 Haupt-Pillen“ zurückgeht.
Der Schwank zeigt auf humorvolle Weise, wie ein armer Mann namens Hans, mit Hilfe seines Paten, eine Braut findet. Sein Pate verwendet Wortspiele und doppeldeutige Ausdrücke, um den geizigen Brautvater von Hans‘ vermeintlichen Qualitäten und Besitztümern zu überzeugen. Der Schwank zeigt, wie List und Täuschung verwendet werden, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Dabei spielt die Doppeldeutigkeit der Sprache eine wichtige Rolle. Solche doppeldeutigen Prahlereien des Brautwerbers waren in Schwankbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts beliebt. Außerdem ist das Märchen ein Beispiel dafür, wie Geschichten oft humoristisch enden, wie etwa der Schlusswitz mit der Kappe aus Schnee.
Im Laufe der Zeit wurde der Schwank durch mündliche Überlieferung weitergegeben und verändert. Die Brüder Grimm fügten beispielsweise den Schlusswitz mit der Kappe aus Schnee hinzu, der aus einer mündlichen Überlieferung stammt. Der Schwank „Hans heiratet“ weist Bezüge zu anderen literarischen Werken und Autoren auf. Zum Beispiel findet sich die Redewendung „etwas zu beißen und zu brocken“ bei Johannes Agricola, während „sitzt warm“ bereits bei Hans Sachs auftaucht.
Der Name „Hans“ erscheint erst in der Version der Brüder Grimm. Hans ist ein häufiger Name in deutschen Märchen und Schwänken und repräsentiert oft den „einfachen Mann“ oder den „Dummling“. In dieser Geschichte steht er für einen armen Mann, der durch List und Täuschung eine Braut findet. Insgesamt ist „Hans heiratet“ ein humorvoller Schwank, der sich mit Themen wie List, Täuschung und doppeldeutiger Sprache beschäftigt und im Laufe der Zeit durch mündliche Überlieferung und literarische Einflüsse verändert wurde.
Interpretationen zum Märchen „Hans heiratet“
„Hans heiratet“ (KHM 84) von den Gebrüder Grimm ist ein Schwank, der verschiedene Interpretationen und Bedeutungen zulässt. Hier sind einige mögliche Interpretationsansätze:
Sprachliche List und Täuschung: Eines der Hauptthemen des Schwanks ist die Verwendung von List und Täuschung, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. In diesem Fall wird die doppeldeutige Sprache genutzt, um den Brautvater von Hans‘ vermeintlichen Qualitäten und Besitztümern zu überzeugen. Die Geschichte zeigt, wie Sprache und Kommunikation manipuliert werden können, um die Wahrnehmung der Realität zu beeinflussen.
Kritik an gesellschaftlichen Normen und Werten: „Hans heiratet“ kann auch als Kritik an gesellschaftlichen Normen und Werten gesehen werden, insbesondere in Bezug auf Heirat und Besitz. Die Tatsache, dass der geizige Brautvater nur aufgrund von Täuschungen und falschen Versprechungen der Heirat zustimmt, zeigt die Oberflächlichkeit und das materialistische Denken, das in der damaligen Gesellschaft vorherrschte. Die Geschichte kann als Mahnung verstanden werden, vorsichtig zu sein und nicht blind auf solche Versprechungen hereinzufallen.
Humor und Ironie: Der Schwank ist mit Humor und Ironie durchzogen, was dazu beiträgt, die Geschichte unterhaltsam und einprägsam zu gestalten. Der Schlusswitz mit der Kappe aus Schnee, dem Kleid aus Spinnweben und den gläsernen Schuhen ist ein Beispiel für die humorvollen Elemente in der Erzählung. Diese humoristischen Elemente können als Entlarvung der Absurdität menschlichen Verhaltens und gesellschaftlicher Normen gesehen werden.
Unterschätzung des einfachen Mannes: Die Figur des Hans, eines armen Mannes, der durch List und Täuschung eine Braut findet, zeigt, dass auch einfache Menschen ihre Situation durch Klugheit und Geschicklichkeit verbessern können. Die Geschichte erinnert daran, dass man die Fähigkeiten und das Potenzial eines Menschen nicht aufgrund seiner Herkunft oder seines sozialen Status unterschätzen sollte.
Insgesamt kann „Hans heiratet“ als eine humorvolle Geschichte interpretiert werden, die sowohl die Manipulation von Sprache und Kommunikation als auch die Kritik an gesellschaftlichen Normen und Werten thematisiert. Die verschiedenen Interpretationsansätze zeigen die Vielschichtigkeit und den Reichtum dieser Erzählung.
Adaptionen zum Märchen „Hans heiratet“
Obwohl „Hans heiratet“ (KHM 84) nicht zu den bekanntesten Märchen der Gebrüder Grimm gehört, gibt es einige Adaptionen und Neuinterpretationen dieser Geschichte in verschiedenen Medien. Hier sind einige konkrete Beispiele:
Theater: „Hans heiratet“ wurde in einigen Theateraufführungen als Bühnenstück adaptiert, meist in Verbindung mit anderen Märchen oder Schwänken der Brüder Grimm. So finden sich beispielsweise Aufführungen von Kinder- und Jugendtheatergruppen, die das Märchen in ihre Programme aufnehmen.
Musik: Es gibt musikalische Interpretationen und Liedversionen von „Hans heiratet“. Ein Beispiel ist das Kinderlied „Hans heiratet“ von der Gruppe Karibuni auf dem Album „Märchenlieder“ aus dem Jahr 1999. Das Lied erzählt die Geschichte des Schwanks in einer einfachen, kindgerechten Sprache und vermittelt die humorvollen Elemente der Geschichte durch die Musik.
Illustrationen und Bilderbücher: Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Illustrationen zu „Hans heiratet“ geschaffen. Ein Beispiel ist die Illustration von Otto Ubbelohde aus dem Jahr 1909. Darüber hinaus gibt es Bilderbücher, die das Märchen für Kinder aufbereiten und illustrieren, um die Geschichte visuell ansprechend und leicht verständlich zu präsentieren.
Film und Fernsehen: Obwohl es keine direkte Film- oder Fernsehadaption von „Hans heiratet“ gibt, kann man in einigen Märchenfilmen und -serien, die auf den Werken der Brüder Grimm basieren, Elemente oder Motive aus diesem Schwank finden. So kann man zum Beispiel in verschiedenen Episoden der Fernsehserie „Grimm“ (2011-2017) Elemente von List und Täuschung entdecken, die an die Thematik von „Hans heiratet“ erinnern.
Moderne Neuinterpretationen: In der zeitgenössischen Literatur gibt es Neuinterpretationen und Variationen von „Hans heiratet“, die die Geschichte in einen modernen Kontext setzen oder die Handlung abwandeln. Diese Adaptionen können beispielsweise als Kurzgeschichten, Romane oder Gedichte erscheinen, die die ursprüngliche Thematik des Schwanks aufgreifen und neu interpretieren.
Obwohl „Hans heiratet“ nicht zu den bekanntesten Märchen der Gebrüder Grimm zählt, hat die Geschichte dennoch ihren Weg in verschiedene kulturelle und künstlerische Adaptionen gefunden, die das Märchen auf vielfältige Weise neu interpretieren und weiterleben lassen.
Zusammenfassung des Märchen „Hans heiratet“
„Hans heiratet“ (KHM 84) ist ein Schwank aus den Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Die Handlung dreht sich um Hans, einen armen Mann, und seinen Paten, der ihm dabei hilft, eine Braut zu finden.
Der Pate setzt Hans hinter den Ofen und lässt ihn eine Münze halten und Brot in Milch brocken. Dann geht der Pate zum geizigen Brautvater und beschreibt Hans‘ Situation in doppeldeutigen Ausdrücken. Er erzählt ihm, dass Hans warm säße, Geld in der Hand habe, etwas einzubrocken habe und viele Placken besitze. Diese Ausdrücke lassen vermuten, dass Hans ein wohlhabender und angesehener Mann ist, obwohl sie eigentlich wörtlich genommen werden sollten.
Der Brautvater stimmt der Heirat zu, und nach der Hochzeit möchte die Braut Hans‘ Güter sehen. Hans zieht vorsichtshalber ein altes Kleid an und zeigt seiner Frau die Felder, indem er auf seine Flicken zeigt und sagt, dass diese ihm gehören. Die Geschichte endet humorvoll mit einer Frage an den Erzähler, ob er auch auf der Hochzeit gewesen sei. Der Erzähler antwortet, dass er dort war, aber seine Kappe aus Schnee habe die Sonne geschmolzen, sein Kleid aus Spinnweben hätten die Dornen zerrissen, und seine gläsernen Schuhe seien an einem Stein zerbrochen.
Die Handlung des Märchen
In dem Märchen geht es um einen jungen Bauern namens Hans, dessen Vetter ihm helfen möchte, eine reiche Frau zu heiraten. Der Vetter bringt Hans dazu, auf seinem Platz zu bleiben und einen Heller festzuhalten, während er Weißbrot in Milch brockt. Der Vetter verkleidet sich in alte Kleidung und geht in ein anderes Dorf, um einer reichen Bauerntochter von Hans zu erzählen. Er überredet den geizigen Vater der Frau, die Heirat zu akzeptieren, indem er behauptet, dass Hans genug Vermögen besitzt. Die Hochzeit wird gefeiert, und als die junge Frau die Güter ihres Mannes besichtigen möchte, zieht Hans seinen verplackten Kittel an, um sein gutes Kleid nicht zu beschmutzen. Im Feld deutet Hans auf verschiedene Teile seines Kittels und behauptet, dass diese Teile ihm gehören und seine Frau darauf achten solle. Die Geschichte endet mit der Beschreibung eines Hochzeitsgastes, der in merkwürdiger Kleidung erscheint und erklärt, wie seine Kleidung auf dem Weg zur Hochzeit beschädigt wurde.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Kennzahl | Wert |
---|---|
Nummer | KHM 84 |
Aarne-Thompson-Uther-Index | ATU Typs 859B |
Übersetzungen | DE, EN, DA, ES, PT, IT, JA, NL, PL, RU, TR, VI, ZH |
Lesbarkeitsindex nach Amstad | 74.8 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 35.6 |
Flesch-Reading-Ease Index | 64.2 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 9.7 |
Gunning Fog Index | 11.4 |
Coleman–Liau Index | 11.4 |
SMOG Index | 10.9 |
Automated Readability Index | 11.3 |
Zeichen-Anzahl | 2.452 |
Anzahl der Buchstaben | 1.916 |
Anzahl der Sätze | 19 |
Wortanzahl | 414 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 21,79 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 57 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 13.8% |
Silben gesamt | 590 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,43 |
Wörter mit drei Silben | 34 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 8.2% |