Vorlesezeit für Kinder: 11 min
Es war einmal eine alte Ziege mit sieben kleinen Ziegenkinder. Diese nannte man nur die sieben Geißlein. Die Mutter hatte jedes ihrer sieben Kinder sehr lieb. So lieb, wie eine Mutter nun einmal ihre Kinder lieb hatte. Eines Tages wollte sie in den Wald gehen und Futter holen. Also rief die Mutter ihre sieben Kinder zusammen und sprach: „Liebe Kinder, ich muss in den Wald. Seid vorsichtig und versteckt euch vor dem Wolf. Wenn er euch findet, verschlingt er euch. Der Bösewicht ist schlau. An seiner tiefen Stimme und an seinen braunen Füßen könnt ihr ihn jedoch erkennen.“ Die Geißlein antworteten: „Liebe Mutter, wir werden uns in acht nehmen. Du kannst ohne Sorge in den Wald gehen.“

Die Mutter sorgte sich dennoch, musste aber trotzdem in den Wald. Schließlich brauchen die kleinen Ziegenkinder etwas zum essen. Also ging sie los. Die sieben Geißlein waren nun ganz allein zu Hause. Es dauerte nicht lange, da klopfte jemand an die Haustür und rief: „Macht auf, ihr lieben Kinder. Eure Mutter ist zurück und hat jedem von euch etwas mitgebracht!“ Aber die Geißlein hörten an der tiefen Stimme, dass es der Wolf war. „Wir machen nicht auf,“ riefen sie, „du bist nicht unsere Mutter. Die hat eine feine und schöne Stimme. Deine aber ist rau und tief. Du bist der Wolf. Gib es zu!“ Da ärgerte sich der Wolf darüber, erkannt worden zu sein und ging weg. Er überlegte, wie er denn seine Stimme so verstellen könnte, dass er wie die Mutter klingt. Als er so nachdachte, fiel ihm ein, dass er schon einmal gehört hatte, dass Kirschkreide helfen könnte. Eine Marmelade aus Kirschen, Honig und Kräutern, welche die Stimme fein und lieblich machen soll. So ging der Wolf in einen kleinen Laden und kaufte sich ein großes Glas Kirschkreide und aß es auf. Danach ging er zurück zum Haus, klopfte an die Haustür und rief: „Macht auf, ihr lieben Kinder. Eure Mutter ist zurück und hat jedem von euch etwas mitgebracht!“ Da schaute eines der Ziegenkinder durch das Loch unten an der Haustür, um zu sehen, ob die Mutter wirklich schon zurück war. Es hörte sich schließlich ganz danach an. „Schau da!“, sagte das Geißlein, „die braune Pfote.“

So riefen die Kinder: „Wir machen nicht auf. Unsere Mutter hat keine braunen Füße. Du bist der Wolf. Gib es zu! Da ärgerte sich der Wolf erneut, erkannt worden zu sein. Er hatte aber schon eine Idee. Also lief er zum Bäcker und sprach: „Ich habe mich am Fuß gestoßen. Kannst du mir Teig darüber streichen?“ Als ihm der Bäcker die Pfote bestrichen hatte, lief er zur Mühle. Da arbeitete der Müller und stellte Mehl her, was zum Brot und Brötchen backen gebraucht wird. Zu ihm sagte er: „Streu mir bitte weißes Mehl auf meine Pfote.“ Der Müller dachte sich, dass der Wolf jemanden betrügen will. Daher weigerte er sich. Da wurde der Wolf böse und sprach: „Wenn du es nicht tust, beiße ich dich!“ Da bekam der Müller es mit der Angst zu tun und machte ihm die Pfote weiß.

Nun ging der Bösewicht zum dritten Mal zu der Haustür, klopfte und sprach: „Macht auf Kinder. Eure liebe Mutter ist zurückgekommen und hat jedem von euch etwas aus dem Wald mitgebracht!“ Die Geißlein riefen: „Zeig uns zuerst deine Pfote, damit wir wissen, dass du unsere liebe Mutter bist.“ Da zeigte der Wolf die Pfote. Diese war vom Mehl ganz weiß und sah aus, wie die Pfote der Ziegenmutter. Daher glaubten die Kinder tatsächlich, dass die Mutter zurück war umd machten die Tür auf. Wer aber hereinkam, war der Wolf. Die Geißlein erschraken und wollten sich verstecken.

Das eine sprang unter den Tisch. Das zweite in das Bett. Das dritte in den Ofen. Das vierte in die Küche. Das fünfte in den Schrank. Das sechste im leeren Wasserfass und das siebte in den Kasten der Wanduhr. Der Wolf suchte im ganzes Haus und fand ein Ziegenkind nach dem anderen. Erst das unter dem Tisch – Haps… Schleck… Schwups… und das Geißlein war in einem Stück vom gierigen Wolf verschluckt. Danach das im Ofen, dann das in der Küche, bis er alle verschluckt hatte. Der Wolf hatte jetzt einen so dicken Bauch, dass er sich kaum bewegen konnte. Also beschloss er sich draußen auf die Wiese unter einen Baum zu legen. Kaum lag er da, schlief er auch schon ein. Der Wolf hatte sich aber verzählt. Er hat nicht alle sieben Ziegenkinder gefunden, sondern nur sechs. Das eine, was sich im Kasten der großen Wanduhr versteckte, fand er nicht. Nicht lange danach kam die Ziegenmutter aus dem Wald nach Hause zurück. Ach, was musste sie da sehen! Die Haustür stand weit offen. Tisch, Stühle und Bänke waren umgeworfen. Vasen lagen in Scherben da. Decke und Kissen waren aus dem Bett gezogen. Sie suchte ihre Kinder, aber nirgends waren sie zu finden. Sie rief sie nacheinander mit ihrem Namen, aber niemand antwortete. Endlich, als sie das jüngste rief, da sprach leise eine ängstliche Stimme zurück: „Liebe Mutter, ich stecke im Kasten der Wanduhr.“ Sie holte ihr Kind heraus und drückte es fest an sich.

Das kleine Geißlein erzählte der Mutter, dass der Wolf gekommen wäre und die anderen mit einem Haps verschlungen hätte. Da weinte die Mutter schrecklich doll. Als sie mit dem jüngsten Geißlein raus auf die Wiese ging, sah sie den Wolf. Er lag am Baum und schnarchte so laut, dass die Äste zitterten. Sie betrachtete den Wolf von allen Seiten und sah, dass sich in seinem dicken Bauch etwas regte und zappelte. Ach, Gott, dachte sie. Sind das meine armen Kinder? Da holte sie schnell Schere, Nadel und Faden.

Die Schere machte – Schnipp, Schnapp – und das erste Geißlein sprang schon heraus, danach das zweite, dann das dritte, vierte, fünfte und schließlich auch das sechste Ziegenkind. Alle waren wohl auf und froh, die Mutter und den jüngsten Bruder zu sehen. Das war eine Freude! Alle hüpften vor Glück, drückten sich und waren erleichtert. Die Mutter aber sagte: „Jetzt geht und sucht große Steine! Damit wollen wir dem bösen Wolf den Bauch füllen, solange er noch schläft.“ Da holten die sieben Geißlein in aller Eile die Steine und legte sie ihm in den Bauch. Dann nähte die Mutter in großer Geschwindigkeit wieder alles zu, so dass er nichts merkte.

Als der Wolf endlich ausgeschlafen hatte, war er sehr durstig. So machte er sich auf den Weg zum Brunnen, um etwas zu trinken. Als er aber anfing zu gehen und sich hin und her zu bewegen, fingen auch die Steine an, sich zu bewegen. Sie stießen laut in seinem Bauch aneinander. Da sagte er zu sich selbst: „Was rumpelt und pumpelt in meinem Bauch herum? Ich dachte, es wären die Geißlein, es sind aber nur lauter Steine. Wie kann das sein?“ Als er an dem Brunnen ankam und den Eimer greifen wollte, verlor er das Gleichgewicht. Die Steine in seinem Bauch bewegten sich erneut und stießen aufeinander. Dadurch verlor er das Gleichgewicht und fiel in den Brunnen. Unten angekommen, machte es laut: „platsch“. Zum Glück für den Wolf, war das Wasser im Brunnen nicht sehr tief. Rausklettern konnte er jedoch nicht, mit dem Bauch voller Steine. Diese waren viel zu schwer, um die steile Wand hochklettern zu können. So musste er seitdem im Brunnen und in der daran angrenzenden, unterirdischen Höhle leben. Als die Geißlein das sahen, tanzten sie um den Brunnen, da sie wussten, dass sie niemals wieder vor dem bösen Wolf Angst haben müssen.

Die Geißlein lernten, dass es schlaue und gemeine Bösewichte wie den Wolf gibt und waren seither viel vorsichtiger. Sie versprachen ihrer Mutter sich nicht mehr von solch einem Bösewicht austricksen zu lassen und niemandem mehr die Tür zu öffnen. So lebten die sieben Geißlein mit ihrer Mutter glücklich und in Sicherheit zusammen.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Statistiken zum Märchen | Wert |
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Lesbarkeitsindex nach Amstad | 85.1 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 27.6 |
Flesch-Reading-Ease Index | 74.2 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 5.6 |
Gunning Fog Index | 6.3 |
Coleman–Liau Index | 11.9 |
SMOG Index | 8.1 |
Automated Readability Index | 6 |
Zeichen-Anzahl | 7.687 |
Anzahl der Buchstaben | 6.068 |
Anzahl der Sätze | 121 |
Wortanzahl | 1.291 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 10,67 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 218 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 16.9% |
Silben gesamt | 1.858 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,44 |
Wörter mit drei Silben | 88 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 6.8% |