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Von dem bösen Flachsspinne
Grimm Märchen

Von dem bösen Flachsspinne - Märchen der Gebrüder Grimm

Vorlesezeit für Kinder: 4 min

Vorzeiten lebte ein König, dem war nichts lieber auf der Welt als Flachsspinnen, und die Königin und seine Töchter mussten den ganzen Tag spinnen, und wenn er die Räder nicht schnurren hörte, war er böse. Einmal musste er eine Reise machen, und ehe er Abschied nahm, gab er der Königin einen großen Kasten mit Flachs und sagte: „der muss gesponnen sein, wenn ich wieder komme.“

Die Prinzessinnen wurden betrübt und weinten: „wenn wir das alles spinnen sollen, müssen wir den ganzen Tag sitzen und dürfen nicht einmal aufstehen.“ Die Königin aber sprach: „tröstet euch, ich will euch schon helfen.“

Da waren im Lande drei besonders hässliche Jungfern, die erste hatte eine so große Unterlippe, dass sie über das Kinn herunterhing, die zweite hatte an der rechten Hand den Zeigefinger so dick und breit, dass man drei andere Finger hätte daraus machen können, die dritte hatte einen dicken breiten Platschfuß, so breit wie ein halbes Kuchenbrett.

Die ließ die Königin zu sich fordern und an dem Tage, wo der König heim kommen sollte, setzte sie alle drei nebeneinander in ihre Stube, gab ihnen ihre Spinnräder und da mussten sie spinnen, auch sagte sie einer jeden, was sie auf des Königs Fragen antworten solle. Als der König anlangte, hörte er das Schnurren der Räder von weitem, freute sich herzlich und gedachte seine Töchter zu loben.

Wie er aber in die Stube kam und die drei garstigen Jungfern da sitzen sah, erschrak er ersichtlich, dann trat er hinzu und fragte die erste, woher sie die entsetzlich große Unterlippe habe? „vom Lecken, vom Lecken!“

Darauf die zweite, woher der dickte Finger? „vom Faden drehen, vom Faden drehen und umschlingen!“ dabei ließ sie den Faden ein paarmal um den Finger laufen. Endlich die dritte: woher den dicken Fuß? „vom Treten, vom Treten!“ wie das der König hörte, befahl er der Königin und den Prinzessinnen, sie sollten nimmermehr ein Spinnrad anrühren und so waren sie ihrer Qual los.

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Hintergründe

Interpretationen

Adaptionen

Zusammenfassung

Textanalyse

„Von dem bösen Flachsspinne“ ist eine frühere Version des Märchens „Die drei Spinnerinnen“ (KHM 14) aus den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. In dieser Version sind einige Unterschiede zur späteren Fassung zu finden, aber die grundlegende Handlung bleibt ähnlich.

In der Geschichte von „Von dem bösen Flachsspinne“ geht es ebenfalls um ein faules Mädchen, das nicht spinnen will und von seiner Mutter geschlagen wird. Anstatt dass die Königin zufällig vorbeikommt und das Mädchen mit auf ihr Schloss nimmt, verreist der König und lässt seinen Töchtern viel Flachs da, weil er es so gern hat. Die Königin lädt die missgestalteten Frauen ein, um ihre Töchter vor der harten Arbeit des Flachsspinnes zu retten. Bei der Rückkehr des Königs zeigt die Königin ihm die Missgestalten, und er lässt seine Töchter daraufhin nie wieder spinnen.

Die Herkunft des Märchens „Von dem bösen Flachsspinne“ ist nicht eindeutig geklärt, aber es gibt verschiedene Quellen, die darauf hinweisen, dass es im deutschen Sprachraum bereits vor den Brüdern Grimm existierte. Johannes Praetorius veröffentlichte in seinem Werk „Der abentheuerliche Glückstopf“ (1669) eine Version, die die Grundzüge der Geschichte enthält. Weitere Varianten finden sich in den Sammlungen von Theodor Pescheck, Karl Müllenhoffs und anderen Autoren.

Die Brüder Grimm veränderten die Geschichte im Laufe der verschiedenen Auflagen ihrer Kinder- und Hausmärchen und gaben ihr schließlich den Titel „Die drei Spinnerinnen“. Die Dreizahl und die spezifischen Verunstaltungen der Spinnerinnen wurden aus der Version „Von dem bösen Flachsspinne“ beibehalten.

Die Geschichte von „Von dem bösen Flachsspinne“ bzw. „Die drei Spinnerinnen“ wurde im Laufe der Zeit auf verschiedene Arten interpretiert und rezipiert, unter anderem als Theaterstück und Oper. Sie zeigt, wie harte Arbeit zu Missbildungen führen kann, und enthält eine Botschaft über das Annehmen von Hilfe aus unerwarteten Quellen.

Obwohl „Von dem bösen Flachsspinne“ eine frühere Version des Märchens „Die drei Spinnerinnen“ (KHM 14) von den Brüdern Grimm ist, lassen sich einige Interpretationen und Bedeutungen für beide Versionen finden:

Kritik an harter Arbeit: Das Märchen zeigt die negativen Folgen harter Arbeit, insbesondere für Frauen, die gezwungen sind, Flachs zu spinnen. Die missgestalteten Frauen verdeutlichen, dass übermäßige Anstrengung zu körperlichen Verunstaltungen führen kann.

Hilfe aus unerwarteten Quellen: Die faule Heldin erhält unerwartet Hilfe von den drei missgestalteten Frauen, die ihr bei der schwierigen Aufgabe des Flachsspinnes beistehen. Dies kann als Erinnerung daran verstanden werden, dass man manchmal Unterstützung aus unerwarteten Quellen erhält und dass man nicht immer nach dem Äußeren urteilen sollte.

Heiratsbedingungen: Das Märchen spiegelt die damaligen Heiratsbedingungen wider, bei denen Frauen oft nach ihren Fähigkeiten im Haushalt und ihrer Fähigkeit zur harten Arbeit beurteilt wurden. Die Geschichte zeigt jedoch, dass die Heldin den Prinzen heiraten kann, ohne diese Fähigkeiten zu besitzen, was möglicherweise eine Kritik an solchen Heiratsnormen darstellt.

Klugheit und List: Die Heldin ist zwar faul, aber sie ist auch klug und listig, indem sie die Hilfe der drei missgestalteten Frauen annimmt und so ihre Situation verbessert. Diese Eigenschaften werden in der Geschichte als wichtiger erachtet als die Fähigkeit zur harten Arbeit.

Mitleid und Schadenfreude: Die Geschichte kann auch als eine Art Schadenfreude für die Zuhörer verstanden werden, die sich in einer ähnlichen Situation befinden oder sich über die Pointe auf Kosten der haushälterischen Königsmutter amüsieren.

Insgesamt ist „Von dem bösen Flachsspinne“ bzw. „Die drei Spinnerinnen“ ein Märchen, das verschiedene Interpretationen zulässt und unterschiedliche Themen wie harte Arbeit, Heiratsbedingungen, List und Hilfe von unerwarteten Quellen anspricht.

Da „Von dem bösen Flachsspinne“ eine frühere Version des Märchens „Die drei Spinnerinnen“ (KHM 14) ist, sind die meisten Adaptionen auf die spätere Fassung zurückzuführen. Hier sind einige Beispiele für Adaptionen und Bearbeitungen von „Die drei Spinnerinnen“:

Theaterstück: Franz Bauer schrieb ein Theaterstück basierend auf dem Märchen, das 1944 uraufgeführt wurde.

Kinderoper: Gregor A. Mayrhofer komponierte eine gleichnamige Kinderoper über den Stoff (Libretto von Klaus Angermann) im Auftrag der Staatsoper Hannover, welche 2018 uraufgeführt wurde.

Illustrationen: Verschiedene Künstler haben das Märchen im Laufe der Jahre illustriert, darunter Otto Ubbelohde (1909) und Robert Anning Bell (1912). Diese Illustrationen bieten visuelle Interpretationen des Märchens und tragen zur Popularität der Geschichte bei.

Literarische Analysen: Das Märchen wurde auch in zahlreichen literarischen Analysen untersucht, die sich mit verschiedenen Aspekten der Geschichte, ihrer Herkunft und ihrer Bedeutung befassen. Dazu gehören Arbeiten von Heinz Rölleke, Hans-Jörg Uther, Lutz Röhrich und Walter Scherf.

Obwohl es keine spezifischen Adaptionen für „Von dem bösen Flachsspinne“ gibt, haben die oben genannten Adaptionen und Bearbeitungen des Märchens „Die drei Spinnerinnen“ ihren Ursprung in dieser früheren Version.

„Von dem bösen Flachsspinne“ ist eine frühere Version des Märchens „Die drei Spinnerinnen“ (KHM 14) von den Gebrüder Grimm. Die Handlung kann wie folgt zusammengefasst werden: Ein faules Mädchen wird von seiner Mutter geschlagen, weil es nicht spinnen will. Die draußen vorbeifahrende Königin hört die Schreie. Aus Scham über die Faulheit der Tochter erzählt die Mutter, sie könne ihre Tochter nicht vom Spinnen abhalten. Die Königin nimmt das Mädchen mit auf ihr Schloss und zeigt ihr drei Kammern voll Flachs. Sie verspricht, dass das Mädchen ihren Sohn, den Prinzen, heiraten darf, wenn sie den Flachs zu Garn spinnt, obwohl sie arm ist.

Als das Mädchen am dritten Tag noch nicht mit dem Spinnen begonnen hat, erscheinen drei alte Frauen, die ungewöhnliche körperliche Verunstaltungen aufweisen: die erste hat einen breiten Plattfuß, die zweite eine große hängende Unterlippe, und die dritte einen breiten Daumen. Sie bieten ihre Hilfe an und spinnen den Flachs für das Mädchen. Im Gegenzug soll das Mädchen sie zur Hochzeit einladen, da dies ihr Glück bringen werde. Während der Hochzeit zeigt der Prinz Erstaunen über das Aussehen der drei Frauen. Als sie erklären, dass ihre Verunstaltungen vom ständigen Spinnen kommen (der Plattfuß vom Treten, die Lippe vom Lecken und der Daumen vom Fädenziehen), beschließt der Prinz, dass seine Frau nie wieder spinnen soll.

Eine linguistische Analyse des Märchens „Von dem bösen Flachsspinne“ von den Brüdern Grimm bietet interessante Einblicke in die Sprache und Struktur der Volksmärchen dieser Zeit.

Erzählstruktur und Motivik

Einführung und Exposition: Der Text beginnt mit der Vorstellung der Hauptfiguren und dem Ausgangsproblem – der Vorliebe des Königs für das Flachsspinnen und seine Forderung, die der Königin und den Prinzessinnen eine unangenehme Pflicht auferlegt.
Konflikt und Lösung: Die zentrale Spannung entsteht durch die Anforderung des Königs. Die Lösung erfolgt durch die List der Königin mittels der hässlichen Jungfern. Diese narrative Struktur ist typisch für Märchen, die häufig durch klare Konflikte und deren überraschende oder lehrreiche Lösungen gekennzeichnet sind.

Charakterisierung: Die Figuren sind archetypisch und in ihrem Verhalten und ihren Eigenschaften überzeichnet: Der König als rigider Herrscher, die betrübten Prinzessinnen und die hilfreichen, aber schlechten Jungfern. Die körperlichen Übertreibungen der drei Jungfern (Lippe, Finger, Fuß) sind charakteristisch für Märchen und symbolisieren die Folgen des ständigen Spinnens.

Sprache und Stilmittel

Wiederholungen: Die Wiederholung von Ausdrücken wie „vom Lecken, vom Lecken!“ oder „vom Treten, vom Treten!“ betont das Verhalten oder die Zustände der Figuren und verstärkt die Merkmale, die sie durch ihre Arbeit erworben haben.
Direkte Rede: Die Dialoge zwischen König und den Jungfern machen einen großen Teil des Textes aus und geben dem Märchen Lebendigkeit sowie Dramatik.
Formelhafte Sprache: Die Brüder Grimm nutzen hier, wie in vielen ihrer Märchen, formelhafte Wendungen zur Verdichtung der Handlung.

Themen und Moral: Ein zentrales Thema ist die Arbeit und ihre Folgen. Die übertriebenen körperlichen Merkmale der drei Frauen stellen visuell dar, wie sich Zwangsarbeit auf das Individuum auswirken kann. Die Moral des Märchens könnte kritische Fragen über Arbeit und Gesellschaftsstrukturen ansprechen, indem es den König als unfreiwilligen Auslöser einer Aufgabe für seine Familie und letztlich sich selbst zeigt.

Kultureller Kontext: Die Darstellung unrealistischer körperlicher Merkmale (große Lippe, dicker Finger, großer Fuß) ist typisch für die Märchen der Brüder Grimm, die oft kulturelle Stereotypen und kollektive Ängste der Zeit reflektieren. Diese Märchen wurden niedergeschrieben in einer Zeit, in der mündliche Überlieferungen und Volksglauben stark verbreitet waren. Die Grisaille der drei Jungfern könnte symbolische Repräsentationen von Unvollkommenheit und Konsequenz sein.

Die sprachlichen und strukturellen Eigenschaften dieses Märchens sind typisch für die Werke der Brüder Grimm, die oft eine Mischung aus lehrreichen und unterhaltenden Elementen bieten. Märchen dienten im 19. Jahrhundert sowohl als Erziehungsmittel als auch als Reflexion über gesellschaftliche Zustände.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
NummerKHM 14
ÜbersetzungenDE, EN, DA, ES, FR, PT, FI, HU, IT, JA, NL, PL, RO, RU, TR, VI, ZH
Lesbarkeitsindex nach Amstad68.1
Lesbarkeitsindex nach Björnsson38.5
Flesch-Reading-Ease Index54.2
Flesch–Kincaid Grade-Level11
Gunning Fog Index10.3
Coleman–Liau Index12
SMOG Index11.1
Automated Readability Index12
Zeichen-Anzahl1.957
Anzahl der Buchstaben1.551
Anzahl der Sätze15
Wortanzahl322
Durchschnittliche Wörter pro Satz21,47
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben55
Prozentualer Anteil von langen Wörtern17.1%
Silben gesamt498
Durchschnittliche Silben pro Wort1,55
Wörter mit drei Silben28
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben8.7%
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